Corona Hilfe

Telekom: Mobilfunksender in 5 Tagen gebaut und aktiviert

Man kann in der Corona-Krise seine Netz­kennung ändern oder binnen 5 Tagen ein ad hoc einge­rich­tetes Corona-Notfall­kran­kenhaus aus dem Nichts komplett mit Mobil­funk versorgen.
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In Neustadt an der Wein­straße im Bundes­land Rhein­land-Pfalz musste kurz­fristig ein Corona-Notfall­kran­kenhaus einge­richtet werden, weil das örtliche Kran­kenhaus schon einige Zeit im Notbe­trieb arbeitet. Das Problem: Das Notfall­kran­kenhaus ist in einem ehema­ligen Kloster unter­gebracht, die Mobil­funk­verbin­dungen dort mehr als mangel­haft. Das Diako­nissen-Mutter­haus im Neustadter Orts­teil Lachen-Spey­erdorf hatte vorher schon ein biss­chen GSM und sogar LTE 900, aber die Signale waren sehr schwach und indoor war nichts mehr zu empfangen.

Volle Mobil­funk­versor­gung in 5 Tagen

Das als Notfallkrankenhaus vorbereitete ehemalige Kloster. Das als Notfallkrankenhaus vorbereitete ehemalige Kloster.
Foto: Telekom Deutschland
In nur fünf Tagen wurde an diesem Notkran­kenhaus eine Mobil­funk­station aufge­baut: An einem Sams­tagnach­mittag wurde die Anfrage an die Telekom gestellt. Keine Stunde später hatte die tech­nische Einsatz­leitung des Kran­kenhaus­aufbau­teams einen Ansprech­partner und konnte weitere Details klären. Gegen 18 Uhr war Telekom-Tech­niker Stefan Keller schon vor Ort (er war von seiner Privat-Wohnung aus rund 200 km Entfer­nung ange­reist) und begann gleich mit der Projekt­planung.

Zum ersten Schritt rückte die Feuer­wehr mit einer Dreh­leiter an. Telekom-Tech­niker Keller durfte hinauf klet­tern, um zu schauen, ob es eine Sicht­funk­verbin­dung ("Line of Sight") zum heim­lichen Wahr­zeichen von Neustadt dem Telekom-Hoch­haus in der Chem­nitzer Straße gibt, wo früher auch das Fern­meldeamt, die Störungs­annahme und ein Teil der Kunden­hotline unter­gebracht war. In 25 Meter Höhe konnte Keller von der Dreh­leiter in einer Video­konfe­renz gemeinsam mit anderen Tech­nikern Erfolg melden. Telekom Techniker Stefan Keller in 25m Höhe Telekom Techniker Stefan Keller in 25m Höhe
Foto: Telekom Deutschland
Sonn­tagvor­mittag brachte Keller seinen Kollegen Gustav Zahn und einen Repeater mit. Dieser wurde gleich im alten Gebäude des Klos­ters aufge­baut, um sofort die Indoor-Versor­gung zu verbes­sern und das bereits vorhan­dene GSM- und LTE-900-Signal zu verstärken. Doch damit nicht genug.

Sender für Notfälle vorbe­reitet

Telekom-Techniker Gustav Zahn installiert den Indoor-Repeater Telekom-Techniker Gustav Zahn installiert den Indoor-Repeater
Foto: Telekom Deutschland
Das Desaster Reco­very Manage­ment (DRM) berei­tete am Montag einen der für Kata­stro­phen­fälle vorbe­reiteten Technik-Container vor. Der Richt­funk (RiFu) wurde vorkon­figu­riert, der Container mit Antennen und Kabeln bestückt und die Bundes­netz­agentur infor­miert und eine Lizenz für die notwen­digen RiFu-Frequenzen bean­tragt.

Zeit­gleich musste das Telekom-Kern­netz umkon­figu­riert werden, um die "neue" Station als eigene Zelle ins bestehende Netz der Telekom zu inte­grieren und die Handover-Bezie­hungen einzu­tragen. Schließ­lich sollen die Verbin­dungen bei einem Zellen­wechsel nicht ausfallen. Notfall-LKW bis Basisstation im Anhänger. Notfall-LKW bis Basisstation im Anhänger.
Foto: Telekom Deutschland
Schon am Dienstag fuhr Telekom Tech­niker Peter Hofmann den Spezial-Lkw aufs Klinik­gelände in Neustadt. Wenig später wurde der Funk­mast ausge­fahren und die ersten Schal­tungen im Technik-Container gestartet. Parallel dazu wurde auf dem Telekom-Hoch­haus die Richt­funk­schüssel instal­liert und justiert. Bereits am Diens­tagnach­mittag war die RiFu-Verbin­dung zum Notkran­kenhaus akti­viert und das Kran­kenhaus für die ersten Notfall-Pati­enten bereit. Auf dem Telekom Hochhaus in Neustadt wird die Richtfunk-Gegenstelle installiert Auf dem Telekom Hochhaus in Neustadt wird die Richtfunk-Gegenstelle installiert
Foto: Telekom Deutschland
Rene Werling, Telekom-Shopleiter in Neustadt, durfte mit Sonder-Geneh­migung des Konzern­lage­zentrums Diens­tagmorgen seinen wegen Corona geschlos­senen Shop öffnen, um SIM-Karten aus dem Lager zu holen und sofort frei­zuschalten. Diese akti­vierten Karten (im Tarif mit unbe­grenztem Daten­volumen) wurden der Leit­stelle der Feuer­wehr über­geben.

Am vergan­genen Donnerstag um 14:20 Uhr war es dann soweit: Die Station funkte. Alle Last­tests liefen erfolg­reich.

Alle Betei­ligten hoch­zufrieden

Stefan Keller ist glück­lich: „Klasse Team­arbeit. Ich bin froh, dass es so gut gelaufen ist. Ich werde den Job nicht vergessen. In einer solchen Krise einen persön­lichen Beitrag zur Hilfe leisten zu können, macht mich stolz. Und in meinem nächsten Leben werde ich viel­leicht Feuer­wehr­mann, viel­leicht Dreh­leiter-Maschi­nist. War schon cool hoch oben auf der Dreh­leiter.“

Chris­tian Isler, tech­nischer Einsatz­leiter der Feuer­wehr Neustadt, bringt es auf den Punkt: „Wichtig bei der ganzen Sache ist, dass die Pati­enten im Falle einer vollen Bele­gung des Notkran­kenhauses über eine stabile Verbin­dung tele­fonieren können und Internet haben. Der Kontakt nach außen soll gewähr­leistet sein, da hier keine Besuche möglich sind. Eben­falls soll damit sicher­gestellt sein, dass unter den dortigen Einsatz­kräften eine reibungs­lose Kommu­nika­tion möglich ist.“

Volle Band­breite über fünf Frequenz­bereiche

Inner­halb von nur fünf Tagen hat die Telekom gleich neben dem Mutter­haus der Diako­nissen die mobile Funk­station aufge­baut. Genau an der Stelle, wo Stefan Keller "von oben" das Telekom-Hoch­haus "gesehen" hat. Diese "mobile" Station versorgt über drei Sektoren mit GSM, UMTS und LTE 900, LTE 1800 und LTE 2600. Sie liefert damit die volle Versor­gung für Tele­fonie und Daten. Band­breiten bis zu 150 MBit/s sind möglich.

Mit dieser adhoc Mobil­funk­verbin­dung können bis zu 200 Pati­enten und deren Ange­hörigen sowie das Pflege- und Service-Personal versorgt werden.

Das Notfall-Kran­kenhaus gilt als "Quaran­täne-Gebiet". Das heißt "Kein Zutritt" für Unbe­teiligte. Die Aufnahme von Pati­enten und ein etwaiger Zugang durch enge Fami­lien­ange­hörige wird durch die Gesund­heits­behörden vor Ort gere­gelt. Der Sender kann hingegen von allen Kunden im Netz der Telekom (einschließ­lich Service-Provider oder Discounter) im Rahmen ihrer Verträge genutzt werden.

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