Digital Radio

DAB+: Neustart bringt Programmvielfalt mit bis zu 40 Sendern

ARD-Komplett-Angebot ab Oktober, mindestens sieben private Sender in Hessen
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Dual DAB 43 Schwer im Einzelhandel zu finden: DAB/DAB+-fähige Radios wie das Dual DAB 43.
Foto: Dual
Das digital-terrestrische Radio im Modus DAB/DAB+ kann bis Jahresende in einigen deutschen Regionen mit einer Programmvielfalt von bis zu 40 Sendern auftrumpfen: Nachdem der Start des bundesweiten Ensembles mit 14 Sendern für den 1. August geplant ist, gibt es nun fast täglich Meldungen über den Ausbau auch des regionalen Programmangebots.

Sieben digitale Radios für Hessen

Bei der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) sind insgesamt acht Anträge für den regionalen DAB-Multiplex im Rhein-Main-Gebiet eingegangen. Es bewarben sich sechs Hörfunkveranstalter mit sieben Hörfunkprogrammen und ein technischer Dienstleister um die ausgeschriebenen Übertragungskapazitäten.

Dual DAB 43 Schwer im Einzelhandel zu finden: DAB/DAB+-fähige Radios wie das Dual DAB 43.
Foto: Dual
Mehr als Symbolkraft dabei die Bewerbung des Privatradios FFH mit zwei Sendern. FFH-Geschäftsführer Hans-Dieter Hillmoth war einst Pionier bei DAB, entwickelte sich nach dem Misserfolg des alten DAB-Standards aber immer mehr zu einem Kritiker der Technologie. Als ehemaliger Fachbereichsvorstand Radio und Audiodienste im Privatfunkverband VPRT [Link entfernt] forderte er die Mitglieder auf, sich von der Einführung von DAB+ zu verabschieden und die dafür vorgesehenen Frequenzen des Bandes III für andere "digitale Entwicklungsperspektiven zu sichern". Die meisten Mitglieder folgten dem Rat, nur wenige beteiligten sich in der Folgezeit an DAB-Ausschreibungen. Jetzt, nachdem die Zeichen für DAB+ doch auf grün stehen, folgte offenbar ein erneuter Sinneswandel, was auch Auswirkungen auf andere im VPRT vertretenen Sender bei DAB-Ausschreibungen in weiteren Bundesländern haben könnte.

FFH will im neuen Multiplex neben seinem Hauptprogramm auch die bisher nur im Internet verbreitete Welle FFH Seasons ausstrahlen. Hier laufen laut Eigendarstellung ausschließlich Hits, die in die jeweilige Jahreszeit passen, etwa Sommerhits, Weihnachts- oder Faschingsmusik. Weitere Bewerber sind die Sender Energy Rhein-Main [Link entfernt] und Radio Bob. Beide sind schon auf UKW hörbar, können mit der DAB-Verbreitung aber Versorgungslücken schließen.

Der Lokalsender Radio Fortuna [Link entfernt] als weiterer Bewerber kann bisher nur per Internet oder temporär als Veranstaltungsradio auf UKW gehört werden. Neu ist der Sender "Absolut Relax" mit Entspannungsmusik. Hinter dem Programm steht die Neue Welle Rundfunk-Verwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG, die auch im Besitz einer bundesweiten DAB-Lizenz für das Programm "Absolut Radio" (Arbeitstitel: Radio Rauschgold) ist. Das katholische Radio Horeb scheiterte bei der Frequenzvergabe des bundesweiten Multiplexes und versucht nun offensichtlich in den regionalen Ensembles Platz zu finden. Der Netzbetreiber Media Broadcast schließlich will auch im Rhein-Main-Gebiet Datendienste über DAB ausstrahlen.

Die Kapazitäten reichen laut der hessischen Medienanstalt aus, alle Antragsteller zu berücksichtigen, sofern sie die rundfunkrechtlichen Zulassungs- bzw. Zuweisungsvoraussetzungen erfüllen. Die LPR Hessen plant, das Vergabeverfahren möglichst noch im Sommer 2011 abzuschließen. Der Sendestart kann erfolgen, sobald die Hessen Digital Radio GmbH (HDR) die notwendigen Aufbau- und Umrüstungsmaßnahmen an den sendetechnischen Anlagen durchgeführt hat. Über die Senderstandorte Frankfurt am Main/Fernmeldeturm und Großer Feldberg/Taunus können rund 3,6 Millionen Einwohner in Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern technisch erreicht werden, bei Bedarf kann noch ein weiterer Sender in Wiesbaden hinzu kommen.

ARD will ab Oktober alle Hörfunkprogramme über DAB und DAB+ ausstrahlen

Die ARD will ab Oktober 2011 alle Hörfunkprogramme über DAB und DAB+ ausstrahlen. Das erfuhr das Magazin Rein Hören aus ARD-Kreisen. Nachdem Gerüchte aufkamen, der Hessische Rundfunk plane DAB+-Ausstrahlungen, bestätigte HR-Pressereferent Hartmut Hoefer gegenüber dem Branchendienst nunmehr, dass die gesamte ARD sich darauf geeinigt habe, ab dem 1. Oktober 2011 sämtliche Radioprogramme über das digital-terrestrische Radio auszusenden. Bereits vor einer Woche hatte der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) angekündigt schon ab August seine gesamte Hörfunkpalette in DAB+ auszustrahlen. Das Klassikprogramm MDR Klassik soll dabei in der Übergangszeit auch noch im alten DAB-Standard übertragen werden. Auch bei den anderen ARD-Sendern dürfte es Mischformen geben: Die bereits existierenden Sender werden zunächst weiter im alten DAB-Modus, neu hinzukommende im moderneren DAB+-Verfahren, für deren Empfang jedoch neue Empfangsgeräte benötigt werden, ausgestrahlt.

Geräteangebot steigt

Auch das Portfolio an Endgeräten steigt fast wöchentlich: Die Gerätemarke Dual hat jetzt den Vertrieb von DAB+-Empfängern über ihren Internet-Shop auch in Deutschland begonnen. Das DAB+/FM-Kofferradio Dual DAB 4 gibt es zu einem Preis von 49,90 Euro, das Dual DAB 43, eine portable Boombox mit USB-Anschluss, SD-Card, CD-Player, MP3 und DAB(+)/FM-Radio für 79,99 Euro. Auch beim Versandhändler Pearl ist nun ein DAB+-Radio zu haben: Das Orbitsound 5in1-Radio ist ein Hybrid-Empfänger für UKW, DAB/DAB+ und Internetradio. Das kompakte Gerät verfügt zudem über ein iPod/iPhone-Dock und kostet 89,90 Euro. Im Fachhandel und in Elektronikmärkten sind DAB+-Empfänger bisher allerdings noch Mangelware.

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