Digitalradio

Programmierter Frustfaktor: DAB+-Empfang im Auto

Bei zahlreichen neueren Autos ist der DAB+-Empfang schlechter als in älteren Fahrzeugen. Dabei sind PKWs verschiedener Hersteller betroffen. Offenbar ist die Verschlechterung sogar gewollt.
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Im Laufe der vergangenen Monate berichteten unter anderem auch Seat- und VW-Fahrer mit Fahrzeugen neueren Datums von ähnlich schlechten DAB+-Empfangsergebnissen. Aber auch andere Automobilhersteller wie Hyundai, Kia und Smart sind betroffen. Ein teltarif.de-Leser berichtet: "In meinem einige Jahre alten Audi konnte ich Absolut relax im 'Bundesmux' in ganz Südhessen gut empfangen. Jetzt fahre ich einen Smart und es funktioniert nicht einmal in der Innenstadt von Darmstadt. Nur auf der A5 ist der Empfang noch gut."

Das deckt sich mit meinen Erfahrungen im östlichen Rhein-Main-Gebiet, wo zwar der bundesweite Multiplex dank des nahgelegenen Senders Gelnhausen gut zu empfangen ist. Spätestens fünf bis zehn Kilometer südlich und östlich von Gelnhausen sind jedoch die Multiplexe des Hessischen Rundfunks (Kanal 7B), der Hessen Digital Radio (Kanal 11C) sowie die Programme aus Bayern (Kanal 10A und 11D) nicht oder nur noch sehr lückenhaft zu hören.

Ernüchternder Vergleich mit Empfang im alten Fahrzeug

Autoradio schaltet Audiosignal nicht durch Autoradio schaltet Audiosignal nicht durch
Foto: teltarif.de
Im bis zum vergangenen Herbst genutzten Auto waren diese Stationen auch 20 Kilometer südlich und östlich von Gelnhausen noch gut zu empfangen. Dazu konnte außerhalb der Bebauung selbst der Mux des Südwestrundfunks aus Rheinland-Pfalz auf Kanal 11A empfangen werden.

Eine Stellungnahme der Skoda-Pressestelle liegt uns trotz mehrfacher Nachfrage nicht vor. Der Fehler liegt zwar ganz eindeutig nicht auf Seiten des Herstellers. Vielmehr haben die Zulieferer der Automobilindustrie den DAB+-Empfang verschlimmbessert - aus welchem Grund auch immer.

Anders als DAB+: UKW-Empfang ist ausgezeichnet

Kurios ist in diesem Zusammenhang, dass der analoge UKW-Empfang im gleichen Fahrzeug sehr gut ist. Selbst weiter entfernte Sender wie der Mitteldeutsche Rundfunk oder der Westdeutsche Rundfunk können noch gut empfangen werden. Auch die Trennschärfe ist gut, wie das Beispiel des sehr schwach einfallenden Senders Torfhaus von Radio ffn zeigt, der auf 102,4 MHz trotz des hr4-Ortssenders auf dem Großen Feldberg im Taunus auf der benachbarten Frequenz 102,5 MHz empfangen werden kann.

Das östliche Rhein-Main-Gebiet ist die Empfangsgrenze für die privaten Programme im Kanal 11C Das östliche Rhein-Main-Gebiet ist die Empfangsgrenze für die privaten Programme im Kanal 11C
Quelle: dabplus.de
Sehr gut klappt auch die Umschaltung zwischen DAB+- und UKW-Empfang. Ist ein Programm digital nicht mehr zu empfangen, aber auf UKW weiterhin verfügbar, so wird nahezu unhörbar zwischen den beiden Empfangsstandards umgeschaltet. Selbst der beim digitalen Empfang übliche Zeitversatz wird ausgeglichen.

Hatten ältere DAB+-Empfänger oft Probleme, wenn ein Programm in mehreren Multiplexen verfügbar war, so schaltet das Skoda-Werksradio unhörbar immer auf die bestmögliche Empfangsquelle um. Bei früheren Geräten kam es vor, dass das jeweils zuerst eingelesene Signal eines Programms auch dann verwendet wurde, wenn der Sender auf einem anderen Kanal besser zu empfangen wäre.

Verschlechterung gibt Rätsel auf

Dennoch bleibt die Frage offen, warum zahlreiche neuere Autoradios den DAB+-Empfang offenbar mit einer softwareseitigen Stummschaltung künstlich verschlechtern. So können die digitalen Programme in Regionen, in denen das Sendernetz noch nicht so gut ausgebaut ist, nicht oder nur stark eingeschränkt empfangen werden. Selbst bei gut ausgebauten Netzen sinkt der "Overspill", also die Möglichkeit, auch Programme aus benachbarten Regionen zu empfangen.

Würde es sich um einen technischen Fehler in einem Einzelfall handeln, dann müsste das Problem im Rahmen einer Reparatur behoben werden. Die Tatsache, dass zahlreiche Neuwagen verschiedenster Hersteller betroffen sind, zeigt aber, dass es sich um ein weit verbreitetes Phänomen handelt, dass die weitere erfolgreiche Einführung von DAB+ ernsthaft gefährdet. Hier sind die Hersteller aufgefordert, per Software-Update beim jeweils nächsten Service dringend für Abhilfe zu sorgen.

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