Digitalradio

WorldDAB: 5G kann DAB+ ergänzen, aber nicht ersetzen

Der Hörfunk­stan­dard DAB+ ist in vielen Ländern im Aufwind, trotz einiger Rück­schläge. Die 5G-Tech­nologie könnte das digital-terres­trische Radio ergänzen, aber nicht ersetzen. Diese Botschaften gehen vom WoldDAB General Assembly 2019 aus.
Von

Der Bran­chen­verband WorldDAB hat seine jähr­liche Gene­ralver­samm­lung (WorldDAB General Assembly) am 5. und 6. November in Brüssel abge­halten. An dem Event haben 200 Dele­gierte aus der Rund­funk-, Auto­mobil- und Empfän­gerindus­trie teil­genommen. Tenor der Veran­stal­tung: DAB+ ist in vielen Ländern im Aufwind, es gibt jedoch auch wenige Rück­schläge.

Zu den Haupt­rednern der Veran­stal­tung gehörten Heike Raab, Staats­sekre­tärin in Rhein­land-Pfalz, Antonio Arci­diacono, Direktor für Tech­nologie und Inno­vation bei der European Broad­casting Union (EBU), Jean-Phil­ippe Phil­ippot und Paul Lembrechts, Geschäfts­führer von RTBF und VRT, Jona­than Wall von der BBC, Ladina Heim­gartner von der SRG SSR, Christer Modig von NENT sowie Nicolas Curien von der fran­zösi­schen Medi­enauf­sicht CSA.

Zu den wich­tigsten Themen auf der Tages­ordnung gehörten die Zukunft des Digi­talra­dios und der digi­talen Vertriebs­platt­formen, DAB+ im Auto, die DAB-Marke­ting­stra­tegie und die Frage, wie fundierte Inves­titi­onsent­schei­dungen getroffen werden können, um die Zukunft des Rund­funks zu sichern.

Fort­schritte in vielen Ländern

Die bedeu­tendsten Fort­schritte bei der welt­weiten Einfüh­rung von DAB/DAB+ wurden während der zwei Tage in Brüssel hervor­gehoben - von Frank­reichs natio­nalen DAB+-Netz­ausbau­plänen für 2020 bis hin zur Einfüh­rung von DAB+-Diensten im Regel­betrieb im fran­zösisch- und flämisch­spra­chigen Teilen Belgiens, Öster­reichs, Schwe­dens und Tune­siens. WorldDAB General Assembly in Brüssel WorldDAB General Assembly in Brüssel
Foto: Digitalradio Deutschland
Heraus­ragend sei die EECC-Richt­linie, die vorschreibt, dass neue Auto­radios in der EU bis Ende 2020 digital-terres­trischen Rund­funk empfangen können. Wie sicher­gestellt werden kann, dass die EU-Mitglied­staaten diese Richt­linie in natio­nales Recht umsetzen, stand auch auf der Tages­ordnung der Veran­stal­tung in Brüssel. Italien und Frank­reich haben bereits Gesetze haben, die mit dem EECC im Einklang stehen.

DAB+-Pflicht in Deutsch­land kann kommen

In Deutsch­land hat nach dem Bundestag jetzt auch der Bundesrat der Novelle zuge­stimmt und das sechste Gesetz zur Ände­rung des Tele­kommu­nika­tions­gesetzes in seiner letzten Plenar­sitzung gebil­ligt. Der Bundestag hatte den Geset­zesent­wurf zuvor am 17. Oktober nach einer Empfeh­lung des Ausschusses für Wirt­schaft und Energie ange­nommen. Das Gesetz tritt in Kraft, nachdem es im Bundes­gesetz­blatt veröf­fent­licht wurde.

UKW-Abschal­tung in der Schweiz

Hervor­gehoben wurde auch die wach­sende Popu­larität von DAB+ im Auto und die Frage, wie sicher­gestellt werden kann, dass DAB+ im vernetzten Auto­mobil rele­vant bleibt, insbe­sondere im Zusam­menhang mit der Einfüh­rung der EECC-Richt­linie. Die Auto­mobil­hersteller betonten die Bedeu­tung von Meta­daten, die Redu­zierung von Inter­ferenzen und die Sicher­stel­lung, dass der DAB-Empfang immens wichtig seien, um dem Fahrer ein reich­haltiges und einheit­liches Benut­zerer­lebnis zu bieten.

Die UKW-Abschal­tung in der Schweiz, die spätes­tens 2024 - mögli­cher­weise aber bereits im Januar 2023 - abge­schlossen sein soll, wurde auf der Gene­ralver­samm­lung ebenso thema­tisiert wie die punk­tuelle Abschal­tung analoger UKW-Sender in Märkten wie dem Verei­nigten König­reich, Italien und Deutsch­land.

Rund­funk­anstalten aus ganz Europa nutzten eben­falls die Bühne, um die Vorteile des DAB+-Digi­talra­dios hervor­zuheben. Dazu zählen Marken­erwei­terung, neue Einnah­mequellen sowie Werbe­platt­formen und der Zugang zu größeren und viel­fälti­geren Ziel­gruppen.

5G maximal Ergän­zung für den Hörfunk

Die Auswir­kungen des neuen Mobil­funk­stan­dards 5G auf den Rund­funk und seine Fähig­keit, das Funk­ökosystem zu erhalten, war erwar­tungs­gemäß auch in Brüssel ein Schwer­punkt. Während sein Poten­zial erkannt wurde, DAB+ als Teil eines Hybrid­funk­systems zu ergänzen, wurde die Verwen­dung von 5G als ausschließ­liches Rück­grat für den Hörfunk so gut wie ausge­schlossen.

Die Bedeu­tung der Zusam­menar­beit mit Einzel­händ­lern und der Aufklä­rung der Hörer über den Wert des DAB+-Digi­talra­dios durch Marke­ting­kampa­gnen wurde auch auf der Gene­ralver­samm­lung mit einer Reihe erfolg­reicher Kampa­gnen und Fall­studien aus Deutsch­land und den Nieder­landen unter­stri­chen.

Neue aufstre­bende euro­päische Märkte wie Slowe­nien, die Tsche­chische Repu­blik, aber auch etablierte Märkte wie Polen und die Nieder­lande zeigten erheb­liche Wachs­tums- und Expan­sions­pläne für DAB+ in ihren jewei­ligen Märkten, während auf dem Event offi­ziell die Einfüh­rung des Regel­betriebs im Gast­geber­land Belgien in der Wallonie gefeiert wurde.

Irischer Rund­funk steigt aus DAB aus

Trotz diverser Erfolge gibt es aber auch Rück­schläge: Der öffent­lich-recht­liche irische Rund­funk RTÉ beendet sein Enga­gement im digital-terres­trischen Radio zum Jahres­ende und nimmt seinen natio­nalen Multi­plex aus der Luft. Gleich­zeitig stellt der Sender seine exklu­siven DAB-Kanäle RTÉ 2XM, RTÉ Pulse, RTÉ Gold, RTÉjr Radio und RTÉ Radio 1 Extra ein. Laut RTÉ habe das DAB-Enga­gement nur unnötig Kosten verur­sacht, RTÉ sei aber dazu verpflichtet rund 60 Millionen Euro bis 2023 zu sparen.

Das DAB-Aus bei RTÉ bedeutet faktisch auch ein Ende des digital-terres­trischen Radios in Irland. Neben dem öffent­lich-recht­lichen Multi­plex gibt es nur noch ein Bouquet mit drei reli­giösen Programmen in der Region Cork. Es ist frag­lich, ob dieses Ensemble auf Sendung bleibt. Die kommer­ziellen Radios haben ihr Enga­gement im Digi­talradio bereits vor einiger Zeit beendet. Irland setzt beim terres­trischen Radio in Zukunft damit wieder ausschließ­lich auf die alte, analoge UKW-Tech­nologie. Somit bleibt Europa bei der Einfüh­rung von DAB/DAB+ ein Flicken­teppich.

Eine poli­tisch ange­ordnete UKW-Abschal­tung in Deutsch­land ist endgültig vom Tisch. Radio­hörer können bis mindes­tens 2032 ihre Geräte behalten. Mehr Infor­mationen zu dem Thema lesen Sie in einer weiteren News.

Mehr zum Thema DAB+