Digitalradio

DAB+-Testbetrieb: Regionalisierung in einem Multiplex möglich

Ein neues technisches Verfahren erlaubt lokalisierte Ausstrahlungen in einem großflächigen DAB+-Multiplex. Wir erklären, wie das technisch funktioniert.
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Ein neues technisches Verfahren erlaubt regionalisierte Ausstrahlungen in vorhandenem DAB+-Mux Ein neues technisches Verfahren erlaubt regionalisierte Ausstrahlungen in vorhandenem DAB+-Mux
Foto: Media Broadcast
Bald schon könnte es möglich sein, regionalisierte Hörfunk­programme in einem großflächigen DAB+-Multiplex auszu­strahlen. Die TU Braunschweig zeigt sich mit bisherigen Ergebnissen eines Betriebs­versuchs beim terrestrischen Digitalradio sehr zufrieden. Wie der Blog "Radio wird digital" berichtet, findet dieser Testbetrieb mit drei Programmen statt. Dabei handelt es sich aber offenbar nur um einen Laborversuch auf dem TU-Gelände mit schwacher Sende­leistung, denn empfangen hat diese Tests noch niemand.

Ende 2015 hat die Hochschule zusammen mit der Nieder­sächsischen Landes­medienanstalt (NLM) einen Modellversuch gestartet, der im August 2016 in die zweite Phase ging. Wie Dr. Ing. Dirk Jäger, Bereichs­leiter Technik bei der NLM, gegenüber dem Blog mitteilte, verlaufen die Tests "sehr zufrieden­stellend".

Lokalradios können von neuer Technik profitieren

Ein neues technisches Verfahren erlaubt regionalisierte Ausstrahlungen in vorhandenem DAB+-Mux Ein neues technisches Verfahren erlaubt regionalisierte Ausstrahlungen in vorhandenem DAB+-Mux
Foto: Media Broadcast
Der Ansatz der NLM und TU Braunschweig sehe vor, dass für die Ausstrahlung lokaler und regionaler Schwerpunkte ein Signal nur auf den jeweiligen Sendeturm geschickt wird, der für die betreffende Region zuständig ist. Von diesem Verfahren könnten beispiels­weise Lokalradios profitieren: Sie wären in einem vorhandenen Bouquet nur in ihrem definierten Sendegebiet zu hören, ohne dass hierfür extra ein eigener Multiplex aufge­schaltet werden muss.

Viele handelsübliche Geräte kämen mit der Technik bisher sehr gut klar. Probleme bereiteten noch sogenannte Überschneidungs­gebiete, also die Randbezirke, in denen zwei Varianten empfangen werden können. Hier komme es zu einem teilweisen Abbruch des Empfanges bei den Geräten, so dass im Radio Stille herrscht. Daher muss nach bisherigem Stand der Technik zwischen zwei Sende­gebieten ein ausreichender Abstand sein. Die NLM hoffe jedoch, auch dieses Problem in den Griff zu bekommen, so "Radio wird Digital".

Die Anwendungsgebiete wären vielfältig: So könnten landesweite Privatradios ihre Sendungen künftig regionalisiert über DAB+ ausstrahlen. Auch unterschiedliche Programme innerhalb eines Muxes wären möglich: Würde beispielsweise Schwarzwaldradio im bundesweiten Multiplex kein Interesse mehr an Norddeutschland haben, könnten die Capacity Units (CUs) im Norden mit einem anderen Programm belegt werden.

Zuweisung für zweiten Bundesmux soll im November verabschiedet werden

Im kommenden Jahr soll die Programmvielfalt über DAB+ durch den zweiten bundesweiten Multiplex steigen. Bis zu 16 weitere nationale Privatradio-Wellen sollen 2018 auf Sendung gehen. Voraussichtlich Mitte November will die Gremienvorsitzenden­konferenz (GVK) der Landes­medien­anstalten die so genannte Zuweisung verabschieden, nachdem sie im Juni meldete, dass die Antenne Deutschland GmbH & Co. KG, ein Gemeinschafts­unternehmen der Media Broadcast Digital Radio GmbH und der Absolut Digital GmbH den Aufbau und Betrieb der zweiten nationalen DAB+-Plattform übernehmen solle. Seit dieser Bekanntgabe gibt es juristische Auseinandersetzungen.

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