Trotz DAB+: Darum darf UKW nicht abgeschaltet werden
Ein ganz anderes Problem ist allerdings der kleinere sogenannte Overspill, den DAB+-Sender oft im Vergleich zu UKW haben. Das heißt, die Signale reichen weniger weit in benachbarte Sendegebiete hinein als vom analogen Radio gewohnt. Das hängt einerseits mit dem verwendeten Frequenzbereich (200 statt 100 MHz) und der Betriebsart (DAB+ statt UKW) zusammen, aber auch mit dem bereits erwähnten kleinzelligeren Netz und der Frequenzplanung.
In Köln ist es beispielsweise auf UKW seit Jahrzehnten möglich, neben dem Westdeutschen Rundfunk, dem Deutschlandradio und den NRW-Lokalradios auch die Programme des Südwestrundfunks, von RPR1 oder auch big FM aus Rheinland-Pfalz zu empfangen. SWR3 und dessen Vorgänger SWF3 erfreuen sich seit jeher in der Kölner Bucht einer großen Beliebtheit. Über den Sender Linz/Rhein ist der Empfang auf UKW 94,8 MHz bis in den Düsseldorfer Raum in guter Qualität möglich.
Mobiles DAB+-Radio von Sony
Foto: teltarif.de
Auch über DAB+ wird aus Linz/Rhein gesendet - allerdings mit Richtstrahlung. Schon vor den Toren von Bonn werden die Signale schwächer. Es kommt zu Aussetzern und schließlich sind die digitalen Signale gar nicht mehr zu hören. Würde man die UKW-Senderkette abschalten, so müssten die meisten Kölner und Bonner SWR3-Fans auf ihren seit Jahrzehnten angestammten Sender verzichten - erst recht im Auto, während man zuhause freilich auch auf Streaming oder Satellitenempfang ausweichen kann.
hr digital kaum in Nordrhein-Westfalen empfangbar
Der Hessische Rundfunk wird auch in Westfalen gehört. Auf UKW reichen die Wellen des Senders Biedenkopf (Sackpfeife) über Siegen hinaus bis in den Dortmunder Raum. Auf DAB+ wird vom gleichen grenznahen Standort gesendet. Dieser reicht allerdings nicht einmal auf hessischer Seite aus, um die Autobahn 45 durchgehend zu versorgen. Selbst im nahe der hessischen Landesgrenze liegenden Siegen sind die digitalen Signale nicht mehr zu empfangen.
Die Programme des Bayerischen Rundfunks sind auch im Rhein-Main-Gebiet und Osthessen beliebt. Die Sender Pfaffenberg/Aschaffenburg und Kreuzberg/Rhön sorgen dafür, dass der Empfang auf UKW weit über Frankfurt am Main und Fulda hinaus möglich ist. Im Rhein-Main-Gebiet sorgt der BR auch auf DAB+ für eine gute Versorgung. Hier kommt neben dem Sender Pfaffenberg noch ein zusätzlicher Standort auf dem Hahnenkamm bei Alzenau zum Einsatz, der bis nach Rheinhessen und Mittelhessen zu empfangen ist.
Vom Sender Kreuzberg/Rhön senden die bayerischen Programme jedoch nur Richtung Süden, sodass es im hessisch-bayerischen Grenzgebiet selbst auf bayerischer Seite teilweise zu Empfangsbeeinträchtigungen kommt. Auf der Autobahn 7 schaltete das Autoradio im Test von teltarif.de kurz nach der Landesgrenze von DAB+ auf UKW um. Der gesamte Großraum Fulda wird digital nicht abgedeckt, während der Bayerische Rundfunk und auch Antenne Bayern hier auf UKW Ortssender sind.
Auf der dritten und letzten Seite zeigen wir auf, wie ein Lösungsansatz für den eingeschränkten DAB+-Overspill aussehen könnte.