Datenskandal

Facebook-Nutzer unter 16: Eltern müssen Einstellungen prüfen

Facebook kündigt die nächsten Schritte zur Umsetzung der ab Ende Mai greifenden EU-Da­ten­schutz­ver­ord­nung an. Diesmal geht es unter anderem um den Schutz von Jugendlichen und die Rückkehr der Gesichtserkennung in Europa.
Von dpa / Dominik Haag

Facebook Eltern von Facebook-Usern unter 16 Jahren werden nun zu den Einstellungen befragt.
dpa
Facebook wird Eltern von Nutzern im Alter unter 16 Jahren mitentscheiden lassen, ob die Teenager in dem Netzwerk Informationen wie Religionszugehörigkeit oder politische Ansichten preisgeben. Die Neuerung wird zusammen mit anderen Maßnahmen zur Umsetzung der ab Ende Mai greifenden EU-Da­ten­schutz­ver­ord­nung eingeführt, wie Facebook heute ankündigte. Die Eltern werden auch absegnen können, ob die Jugendlichen personalisierte Werbung auf Basis von Daten anderer Unternehmen angezeigt bekommen und ob sie angeben, an Personen welchen Geschlechts sie interessiert sind. Das Mindestalter für die Nutzung von Facebook bleibt bei 13 Jahren.

Gesichtserkennung kommt zurück

Facebook Eltern von Facebook-Usern unter 16 Jahren werden nun zu den Einstellungen befragt.
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Facebook betont zugleich, dass die EU-Grundverordnung nicht vorschreibe, das Alter der Nutzer zu überprüfen. Das Online-Netzwerk werde aber wie gefordert "angemessene" Anstrengungen unternehmen, um die nötige Zustimmung der Eltern zu verifizieren. Die Teenager können dafür nach ihren Eltern bei Facebook suchen, damit das Online-Netzwerk ihnen eine Anfrage zur Bestätigung der Profil-Einstellungen schicken kann. Alternativ können die Jugendlichen auch eine E-Mail-Adresse der Eltern angeben. Facebook sehe damit seine Verpflichtungen ausreichend erfüllt, heißt es.

Zugleich können auch nach bisheriger Praxis Nutzer aufgefordert werden, ihr Alter nachzuweisen, wenn Facebook Hinweise bekommt, dass sie jünger als 13 Jahre sind. Im Jahresverlauf will das Online-Netzwerk zudem weltweit eine speziell an Teenager gerichtete Seite mit Datenschutz-Informationen verfügbar machen.

Mit dem endgültigen Greifen der Datenschutzverordnung am 25. Mai wird Facebook auch in Europa nach Jahren die Gesichtserkennungs-Funktion zurückbringen, bei der Nutzer in Fotos automatisch markiert werden können. Facebook hatte die Gesichtserkennung in Europa zunächst im Sommer 2011 freigeschaltet, stieß dabei aber auf den Widerstand europäischer Datenschützer. Deshalb stoppte der Konzern die Funktion und verpflichtete sich im Herbst 2012, die dabei erzeugten Daten wieder zu löschen.

Noch mehr Daten preisgeben durch Gesichtskontrolle?

Jetzt soll die Gesichtserkennung erst nach ausdrücklicher Zustimmung der Nutzer eingeschaltet werden. Dass sie zurückkommen soll, hatte Facebook bereits im März angekündigt. Als Vorteil für die Nutzer führt Facebook auch an, dass sie benachrichtigt werden können, wenn jemand ohne ihr Wissen ein Foto von ihnen bei Facebook hochlädt. Die Gesichtserkennung wird in Europa zunächst nur für die Facebook-Plattform verfügbar gemacht, nicht für die ebenfalls zum Konzern gehörenden Fotodienst Instagram und den Messenger WhatsApp. Für Nutzer im Alter unter 18 Jahren bleibt die Gesichtserkennung grundsätzlich ausgeschaltet.

Und trotzdem: Facebook-Nutzer sollten gut überdenken, ob sie die neu eingeführte Gesichtserkennung für Fotos aktivieren oder nicht. Dazu rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Mit der erneuten Einführung von Gesichtserkennung sollen Nutzer laut Facebook mehr Kontrolle darüber erhalten, welche Bilder von ihnen veröffentlicht werden. Das hat aber auch zur Folge, dass Nutzer dem Netzwerk noch mehr Daten von sich zur Verfügung stellen.

Den Verbraucherschützern zufolge werden für die Gesichtserkennung alle hochgeladenen Fotos auf abgebildete Personen hin überprüft. Ob es allerdings dabei bleibt, dass diese biometrischen Daten - wie von Facebook erklärt - nicht an andere Unternehmen weitergegeben werden, sei unklar.

Veränderungen seit Monaten in Arbeit

In den vergangenen Wochen hatte Facebook in Umsetzung der Datenschutzverordnung bereits unter anderem die Verwaltung und das Herunterladen von Daten vereinfacht. Jetzt wurde unter anderem angekündigt, dass die Nutzer ausdrücklich gefragt werden, ob das Profil für Werbung auch auf Basis von Daten anderer Firmen personalisiert werden soll und ob sie in ihrem Facebook-Profil weiterhin Angaben zu politischen Ansichten, Religionszugehörigkeit oder Beziehungsstatus machen wollen.

Das Online-Netzwerk bekräftigte heute auch, dass die von der Grundverordnung vorgeschriebenen Datenschutz-Werkzeuge für Nutzer weltweit verfügbar sein werden. Sie könnten aber etwas später oder in etwas abgewandelter Form eingeführt werden, hieß es. Der Datenschutz bei Facebook steht gerade im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit durch den Skandal um den Abfluss der Informationen von Dutzenden Millionen Nutzern an Cambridge Analytica. Die Änderungen gemäß der EU-Verordnung wurden aber bereits seit Monaten vorbereitet.

Facebook schickt Lobbyisten nach Deutschland

Doch einigen reicht nur die Änderung seitens Facebook nicht aus. Der süddeutsche Verleger Stefan von Holtzbrinck setzt sich nach dem Datenskandal bei Facebook für eine stärkere staatliche Kontrolle des US-Techkonzerns ein. "Ich bin skeptisch, ob Cambridge Analytica systemisch ein Einzelfall ist, für den strikte und überprüfbare Selbstregulierung ausreichen könnte", sagte der Chef und Miteigentümer der Holtzbrinck Publishing Group dem Handelsblatt. "Staatliche Kontrolle sollte künftig verhindern, dass Politiker infolge manipulierter Aussagen auf solchen Plattformen zu Präsidenten werden können. Egal in welchem Land", ergänzte der Stuttgarter Unternehmer.

In Deutschland wird in dieser Woche noch ein hochrangiges Facebook-Mitglied zu sehen sein. Facebooks weltweiter Cheflobbyist Joel Kaplan muss am Freitag den Mitgliedern des Rechts- und Digitalausschusses im Bundestag Rede und Antwort stehen. Das berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf informierte Kreise. Es geht um die Frage, wie es zu dem Skandal um das riesige Datenleck bei dem sozialen Netzwerk kommen konnte.

Die Parlamentarier hatten auf einen hochrangigen Konzernvertreter bestanden, nachdem Facebook zunächst nur Sprecher geschickt hatte, die nicht auf die Fragen der Abgeordneten antworten konnten. Kaplan, der als rechte Hand Zuckerbergs gilt, ist seit 2011 bei Facebook, zunächst als Cheflobbyist für die US-Politik. Davor hatte er unter Georg W. Bush als Vizestabschef Politik gearbeitet. Ursprünglich hatten die Ausschussmitglieder Facebook-Managerin Sheryl Sandberg eingeladen, von ihr soll nun ein schriftliches Statement kommen.

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