Zugpferd 5G in Davos: 2019 wird gutes Jahr für Branche
Der Professor für Okonomie, Klaus Schwab, ist der Gründer des Weltwirtschaftsforums in Davos.
Foto: Picture Alliance / dpa
Seit gestern läuft das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum) im schweizerischen Davos. Drei Tage werden sich hochrangige Wirtschaftsvertreter und Weltpolitiker treffen und miteinander über aktuelle Themen aus der Wirtschaft diskutieren. Dabei geht es auch um "5G", einem weltweiten Standard, der auf verschiedenen Frequenzen und in verschiedenen Regionen bereits ausgerollt wurde oder bald wird.
Die Technologiebranche steht nach Aussage von Industrie-Managern vor einem guten Jahr 2019. „Viele Technologien sind derzeit an einem Wendepunkt“, sagte der Verwaltungsrats-Vizechef des chinesischen Technologieunternehmens Huawei, Ken Hu, gestern auf der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos. Insgesamt dürfte es ein großes Jahr für die "Tech-Industrie" werden, in dem der neue Mobilfunkstandard 5G die Hauptrolle spielen werde.
Der Professor für Okonomie, Klaus Schwab, ist der Gründer des Weltwirtschaftsforums in Davos.
Foto: Picture Alliance / dpa
Ähnlich sieht es Rajeev Suri, Chef des finnischen Netzwerkausrüsters Nokia-Networks: "Künftig wird der technologische Fortschritt viel mehr Menschen zugute kommen!" Die große Kluft der Vergangenheit zwischen Menschen mit Zugang zur Digitalisierung und solchen ohne Zugang werde keine Rolle mehr spielen, da viel mehr Leute Zugang zur Technik erhalten würden. Durch moderne Technik wie den schnellen Datenfunk 5G würden zudem immer mehr Rechenleistung und Datenspeicher dezentralisiert vor Ort möglich.
Der 5G-Mobilfunkstandard soll deutlich schnellere Datenübertragungsraten und mehr Stabilität bringen als der derzeit schnellste Standard LTE/4G. Die Technologiebranche erhofft sich damit gute Geschäfte, große Anbieter sind neben Huawei und Nokia etwa auch der schwedische Wettbewerber Ericsson.
Politische Turbulenzen
Doch gerade auf die chinesischen Hersteller kommen Turbulenzen zu: In den USA und neuerdings auch in Deutschland sind die Chinesen von Huawei (und ZTE) zuletzt wegen Sicherheitsbedenken rund um ihre Datennetzwerke schwer unter Druck geraten. Vom US-Netzwerk-Markt - etwa bei der Ausrüstung von Mobilfunksendestationen und Vermittlungsknoten - ist der Konzern praktisch ausgeschlossen. Dabei spielen neben nachvollziehbaren Sicherheitsbedenken sicher auch handelspolitische Überlegungen eine Rolle. US-Behörden drängen andere Staaten, ihrem Beispiel zu folgen. In Australien und Neuseeland stehen chinesische Netzwerklieferanten bereits auf einer "schwarzen Liste", in Großbritannien und Norwegen gibt es bereits ein Umdenken oder mögliche Schritte werden noch geprüft. Auch in Deutschland wird neuerdings über den Einsatz von Huawei-Produkten beim Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes diskutiert, für das im Frühjahr erste Lizenzen vergeben werden. Viele Netzwerkbetreiber setzen parallel auf mehrere Lieferanten ("Multi vendor Strategie"), um nicht zu abhängig zu werden und im Problemfall auf andere Technik und deren Lieferanten ausweichen zu können.
Die Organisatoren des World-Economic-Forum haben die Zeichen der Zeit erkannt. Gestern Nachmittag diskutierten sie das verstärkte Auftauchen von "Techno-Nationalismus", also die Idee, wichtige Produkte möglichst nur noch im eigenen Land zu kaufen oder herzustellen. Im Zeitalter einer immer stärker vernetzten Welt ein schwieriges bis unmögliches Unterfangen. Anderseits ist es für die globale Welt nach wie vor wichtig, wenn die Akteure sich - teils hinter verschlossenen Türen - treffen und sich austauschen und ihre Probleme lösen, bevor sie Schaden anrichten.