AVM Fritzbox

DECT-ULE-Smarthome mit der FRITZ!Box im Test

Wir testen, wie gut sich DECT-ULE-Sensoren und -Aktoren von anderen Herstellern mit der FRITZ!Box koppeln lassen.
Von Jan Rähm

Spätestens seit 2013 versucht sich AVM mit seiner FRITZ!Box und den weiteren Geräten als Mittelpunkt des vernetzten smarten Zuhauses zu platzieren. Anfang 2013 kündigte der Berliner Hersteller sein erstes Produkt auf Basis des Funkstandards DECT ULE an: Eine aus der Ferne schaltbare Steckdose, die „AVM FritzDECT 200“. Ein paar Jahre später folgte das Heizkörper-Thermostat „COMET DECT“, das zwar vom Hersteller EUROtronic und nicht von AVM selbst kam, aber offiziell unterstützt wurde. Mittlerweile hat AVM zwei DECT-ULE-Steckdosen und ein eigenes Heizkörper-Thermostat im Angebot. Doch die Vielfalt der im Markt erhältlichen Sensoren und Aktoren, die über DECT ULE funken, ist viel größer. So bieten beispielsweise Gigaset mit seinem Smarthome-System „elements“ und die Deutsche Telekom mit ihrem „Magenta Smarthome“ jeweils deutlich mehr Geräte zur Vernetzung an. Nun könnte man auf die Idee kommen, die verschiedenen Systeme, die ja alle DECT ULE sprechen, miteinander zu kombinieren. Nur, funktioniert das? Wir wollten es genauer wissen und haben uns kurzerhand eine Auswahl an DECT-ULE-Geräten des Magenta-Smarthome-Systems schicken lassen.

Die Fritzbox 7490 mit einer Auswahl an DECT-ULE-Smarthome-Geräten Dank der "HAN FAN"-Erweiterung von DECT ULE lassen sich auch Smarthome-Geräte anderer Hersteller mit der Fritzbox von AVM verbinden.
Jan Raehm / teltarif.de
Angekommen ist ein riesiges Paket unter anderem mit dem Magenta Smarthome Starterset mit Basisstation „Home Base“ und zwei magnetischen Tür- beziehungsweise Fensterkontakten. Zusätzlich haben wir zum Testen bekommen: Den Maganta Home Rauchmelder, eine Sirene und einen Bewegungsmelder für Innenräume, einen Wandtaster, eine Funksteckdose sowie einen optischen Tür- beziehungsweise Fensterkontakt – genug Material, um ein kleines Smarthome auszurüsten. Und alle Geräte funken via DECT ULE und eignen sich prinzipiell auch für die Verbindung zur FRITZ!Box. Nur, lassen sie sich mit der FRITZ!Box verbinden? Wir wagen das Experiment mit einer FRITZ!Box 7490 und der aktuellen Labor-Firmware „06.98-53281 BETA“.

HAN FUN für mehr Kompatibilität

Kurz zum Hintergrund: Bereits seit Jahren verwendet AVM den DECT-Ableger „DECT ULE“ für die Verbindung ihrer Aktoren zur Box. Das Kürzel „ULE“ steht für Ultra Low Energy. DECT ULE ist ein Ableger von DECT und hat dessen positive Eigenschaften geerbt: Ein eigenes Frequenzband, das meist störungsfreien Betrieb erlaubt, eine umfassende Absicherung gegen Angreifer und eine weite Verbreitung. Neben einigen anderen neuen Funktionen ist die wichtigste Neuerung der sehr geringe Energiebedarf, der den Standard für das Internet der Dinge prädestiniert. Auch die fest verankerte Verschlüsselung des Transportwegs in DECT (ULE) zählt zu den Vorteilen. Die weitere Entwicklung von DECT ULE wird von der ULE Alliance vorangetrieben, die auch den Aufsatz „HAN FUN“ – das steht für „Home Area Network FUNctional protocol“ – koordiniert. Dank HAN FUN sollen mittlerweile mehr als 80 ULE-Produkten beziehungsweise ULE-Komponenten von mehr als 25 Herstellern miteinander kombinierbar sein.

Screenshot aus der Smarthome-Übersicht der Fritzbox. So viele verschiedene Smarthome-Komponenten ließen sich noch nie mit der Fritzbox verbinden.
Jan Rähm / teltarif.de
Unser Test startet mit der Koppelung der Komponenten an die FRITZ!Box. Jedes der uns vorliegenden Geräte startet die Suche nach einer Basis direkt nach Einlegen der Batterien beziehungsweise nach Einstecken in die Steckdose. Im Webmenü der FRITZ!Box klicken wir unter „Heimnetz““ im „Smarthome“-Bereich für jede Komponente die Schaltfläche „Neues Gerät anmelden“. Die Verbindungen klappen und kommen auf Anhieb zustande. Wider Erwarten können wir wirklich alle Komponenten mit der FRITZ!Box verbinden. Dort tauchen sie dann unter der Bezeichnung „HAN FUN #1“ nacheinander durchnummeriert auf. Für bessere Übersichtlichkeit vergeben wir jeweils neue Bezeichnungen. Auch das klappt meist auf Anhieb.

Alle verbunden, doch nur eingeschränkt nutzbar

Screenshot der Übersichtsseite der DECT-ULE-Sirene. Die DECT-ULE-Sirene wird zwar von der Fritzbox erkannt und eingebunden, lässt sich aber nicht nutzen.
Jan Rähm / teltarif.de
Was uns allerdings direkt auffällt: Bei manchen der Geräte bekommen wir ein Optionsmenü angezeigt, bei anderen nur das Tab „Allgemein“, das Informationen zum Gerät bereithält und in dem wir die Bezeichnung ändern können. Betroffen sind die Aktoren, also die Geräte, die selbst eine Aktion durchführen können. Bei uns sind das die schaltbare Steckdose und die Sirene aus der Magenta Smarthome Serie. Sie werden zwar angemeldet an die FRITZ!Box, doch steuern und benutzen lassen sie sich nicht.

Screenshot der Übersichtsseite des DECT-ULE-Tasters an der Fritzbox. Der Taster meldet sich als zwei Geräte an und bietet entsprechend auch zwei Optionsseiten für die Konfiguration von Aktionen.
Jan Rähm / teltarif.de
Bei den Sensoren sieht es besser aus. Nachdem sie an der Basis angemeldet sind, können wir die verfügbaren Aktoren – in diesem Fall eine schaltbare Steckdose Fritz DECT 200 von AVM – auch steuern. Besonders der einfache Taster gefällt uns. Mit ihm können wir erstmals wirklich schnell und unkompliziert unsere hinter dem Schreibtisch versteckte Steckdose bequem schalten. Zuvor mussten wir dafür ein DECT-Telefon zur Hand nehmen beziehungsweise in Apps wie „MyFritz“ von AVM oder „SmartFranz“ den entsprechenden virtuellen Schalter umlegen.

Screenshot der Detaileinstellungen des Bewegungsmelders an der Fritzbox. Mit Bewegungsmelder und den anderen Schaltelementen lassen sich derzeit nur die FritzDECT 200 als Aktor auswählen.
Jan Rähm / teltarif.de
Auch beim Bewegungsmelder und den Öffnungssensoren für Fenster oder Türen können wir die Steckdose als abhängiges Gerät festlegen und bei Erkennen eines Ereignisses schalten. Wir konfigurieren uns beispielsweise ein Flurlicht, dass bei Betreten aufleuchtet und drei Minuten nach der letzten registrierten Bewegung wieder erlischt. Bei den Tür- beziehungsweise Fenstersensoren haben wir zusätzlich die Option, den Aktor in direkter Abhängigkeit zu schalten – so könnten wir ein „Fenster-Auf-Warnlicht“ erstellen, dass so lange leuchtet, wie das Fenster geöffnet ist.

Grenzen der DECT-ULE-Vernetzung

Was bei derzeitigem Software-Stand allerdings nicht klappt, sind weitergehende Profile. So können wir das Heizkörperthermostat nicht ansteuern beziehungsweise schalten lassen. Sinnvoll wäre beispielsweise die Heizung zu schließen, wenn der Fenstersensor ein geöffnetes Fenster meldet. Auch können wir nicht die Sirene einbinden, um beispielsweise bei einer geöffneten Tür oder bei Alarm des Rauchmelders zu warnen. Ebenfalls fehlt die Möglichkeit, aus den Zustandsinformationen der Sensoren Nachrichten zu generieren, die dann entweder auf einem angeschlossenen AVM DECT-Telefon oder über die MyFritz-App auf dem Smartphone zu erscheinen. Nicht einmal die Push-Nachrichten via Mail können für die AVM-fremden Geräte genutzt werden, um eine Warnmeldung zu versenden.

Screenshot der Meldung zum erneuten Verbinden bekannter Geräte an die Fritzbox. Super sinnvoll: Erstmals lassen sich DECT-ULE-Geräte, die sich beispielsweise beim Neustart der Fritzbox nicht korrekt verbunden haben, erneut koppeln, ohne dass der Nutzer das Gerät ganz neu einrichten muss.
Jan Rähm / teltarif.de
Eine weitere sehr wichtige und von AVM derzeit noch nicht unterstützte Funktion ist das Software-Update angeschlossener Geräte. Aktuell funktioniert das Feature ausschließlich bei AVM-eigenen DECT-(ULE)-Geräten. In HAN FUN steckt konzeptionell allerdings der Gedanke, alle angeschlossenen Geräte herstellerunabhängig aktualisieren zu können. Eine mehr als sinnvolle Funktion angesichts Tausender in der Vergangenheit bereits gekaperter und für Angriffe missbrauchter Smarthome-Geräte. Grundlage der zentralen Aktualisierungsfunktion soll ein Update-Verzeichnis sein, auf das alle Hersteller von Basisstationen zugreifen können und über das sie die verschiedenen Aktualisierungen beziehen.

Was hingegen neu ist und funktioniert, ist die Möglichkeit, bereits gekoppelte Geräte, die sich aber zum Beispiel nach einem Neustart der FRITZ!Box nicht korrekt angemeldet haben, einfach neu zu verbinden. Bisher mussten Geräte neu angemeldet und oft auch komplett neu konfiguriert werden. Die neue Option spart eine Menge Konfigurationsaufwand.

Fazit

Angesichts dessen, dass viele Smarthome-Systeme Cloud-basiert arbeiten und teils ausschließlich als Dienst mit monatlichen Kosten zu haben sind, erscheint die Aussicht auf ein rein lokales und einfach einzurichtendes Smarthome-System auf Basis der FRITZ!Box sehr reizvoll. Doch noch hapert es. So lassen sich auf dem aktuellen Software-Stand AVM-fremde DECT-ULE-Geräte an die FRITZ!Box koppeln. Die Funktionalität ist jedoch noch stark eingeschränkt. Bis auf einfache „Schalt-Situationen“ lassen sich noch keine weitergehenden geschweige denn komplexe Smarthome-Szenarien erstellen. Wem es allerdings reicht, seine Steckdosen auf verschiedenste Art per Funk zu schalten, der wird sich über die HAN-FUN-Unterstützung und die Möglichkeit, AVM-fremde Sensoren beziehungsweise Schalter nutzen zu können, freuen. Allen anderen bleibt zu hoffen, dass AVM in Sachen Smarthome-Steuerung bald nachlegt.

Nachtrag

In den Rückmeldungen zum Artikel wurden wir gefragt, warum wir auf das Labor des FRITZ!OS zurückgegriffen haben und nicht mit der aktuell stabilen Version getestet haben. Diese Information möchten wir gerne nachreichen. Mit dem aktuellen Labor hat AVM die Unterstützung für HAN FUN verbessert. Nun werden Aktoren mit multiplen Fähigkeiten beispielsweise korrekt zusammengefasst, die in der stabilen FRITZ!OS-Version noch getrennt aufgeführt werden. Außerdem können einige AVM-fremde Aktoren nun besser konfiguriert und gesteuert werden wie beispielsweise der einfache Schalter, der nun – wie man es bei einem Schalter erwartet – nicht nur entweder „ein“ oder „aus“ sondern zwischen „ein“ und „aus“ umschalten kann.

Mittlerweile haben wir auch das Telekom Magenta Smart-Home System getestet, und zwar mit eigenen und fremden DECT-ULE-Komponenten. Trotz interessanter Funktionen sind uns im Test fragwürdige Beschränkungen aufgefallen.

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