Netztest

Im Test: Mobiles Internet im Netz der Deut­schen Telekom

Von Ostern bis Pfingsten waren wir wieder in Deutsch­land unter­wegs, um die Qualität des mobilen Internet-Zugangs zu testen. Zum Auftakt berichten wir über unsere Erfah­rungen im Telekom-Netz.
Von / Christian Bekker

Seit einigen Jahren führt teltarif.de regel­mäßig im Früh­jahr einen Netz­test durch. Dabei unter­suchen wir in erster Linie die Qualität des mobilen Internet-Zugangs in den Netzen der Deut­schen Telekom, von Voda­fone und Telefónica. Anders als bei den meisten anderen Netz­tests fahren wir nicht syste­matisch quer durch Deutsch­land, um die Perfor­mance des Internet-Zugangs zu unter­suchen. Statt­dessen testen wir immer dann, wenn wir ohnehin gerade das mobile Daten-Netz benö­tigen.

Es handelt sich demnach eher um einen Praxis­test aus Nutzer­sicht. Aller­dings haben wir an allen Mess­punkten jeweils alle drei deut­schen Mobil­funk­netze unter­sucht, sodass sich die Ergeb­nisse - zumin­dest für unsere exem­plarisch ausge­wählten Test-Stand­orte - auch mitein­ander verglei­chen lassen. Dabei kamen mit dem Apple iPhone XS Max und den Samsung Galaxy S10+ wieder je ein iOS- und ein Android-Smart­phone zum Einsatz, die wir wech­selweise für Vertrags­karten von Telekom, Voda­fone und o2 verwendet haben.

Hier haben wir getestet

Telekom-Netz im Test Telekom-Netz im Test
Fotos: Telekom/teltarif.de, Logo: Telekom, Montage: teltarif.de
Unsere Tests haben wir in diesem Jahr in der Zeit von Ostern bis Pfingsten durch­geführt. Während dieser Zeit waren wir neben unserem Redak­tions­standort Berlin vor allem im Süden, Westen und Südwesten Deutsch­lands unter­wegs. So haben wir Baden-Würt­temberg, Bayern, Hessen, Rhein­land-Pfalz, das Saar­land und Nord­rhein-West­falen - teils privat, teils dienst­lich - bereist und die Fahrten jeweils auch für den Netz­test genutzt.

Auch zwischen den Mess­stand­orten haben wir in Auto und Zug die Netz­verfüg­barkeit getestet. Wie weit ist der LTE-Ausbau fort­geschritten? Gibt es spür­bare Unter­schiede gegen­über dem Vorjahr? Wie stabil laufen Streams bei Radioplayer.de und TuneIn, bei Zattoo und Sky Go? Auch das sind Fragen, auf die wir in den Tests Antworten gesucht haben. Heute beleuchten wir zunächst die Ergeb­nisse im Telekom-Netz. In den folgenden Wochen sind die Netze von Voda­fone und Telefónica an der Reihe.

Flächen­versor­gung stagniert auf hohem Niveau

Wie schon im vergan­genen Jahr konnten wir im Telekom-Netz in den Regionen, in denen wir unter­wegs waren und bei denen wir einen Vergleich zum Vorjahr haben, keine größeren LTE-Erwei­terungen in der Fläche fest­stellen. Dabei bietet das Telekom-Netz schon jetzt die beste 4G-Abde­ckung im Vergleich zu den beiden Mitbe­werbern, wie sich auch im dies­jährigen Netz­test wieder gezeigt hat.

Dennoch gibt es immer noch weiße Flecken wie die Gemeinde Jossa an der hessisch-baye­rischen Grenze, die von 4G-Versor­gung "umzin­gelt" ist, selbst aber nach wie vor nur schwache UMTS- und gute GSM-Abde­ckung hat. Insbe­sondere nach der medi­enwirk­samen Ankün­digung der Telekom, zumin­dest LTE 900 an alle Stand­orte zu bringen, die auch mit GSM 900 versorgt sind, ist das Ergebnis nach mehr als zwei Jahren etwas ernüch­ternd.

Indoor-Probleme in Städten werden kleiner

Bietet die Telekom in die Fläche eine sehr gute LTE-Abde­ckung, so gibt es nach wie vor Defi­zite bei der Versor­gung inner­halb von Gebäuden. Das Problem tritt vor allem in Städten auf. Hinter­grund ist, dass die Telekom ihr LTE-Netz hier bislang vor allem in den Frequenz­berei­chen um 1800 und 2600 MHz ausge­baut hat. Hier sind hohe Daten­über­tragungs­raten möglich. Dafür breiten sich diese Wellen schon sehr licht­ähnlich aus.

Die Telekom begegnet dem Problem durch die Inbe­trieb­nahme eines weiteren LTE-Trägers auf 900 MHz an den Stand­orten in solchen "Problem­zonen". Dieser nied­rigere Frequenz­bereich ist physi­kalisch bedingt besser geeignet, um mit den Funk­wellen größere Gebiete abzu­decken und Wände zu durch­dringen. Erste Verbes­serungen konnten wir schon im zweiten Halb­jahr 2018 in Berlin fest­stellen, wo dank LTE 900 in Gropuis­stadt nun in Gebäuden 4G zur Verfü­gung steht, wo zuvor nur GSM und EDGE zu empfangen waren.

Spit­zenge­schwin­digkeiten in der Groß­stadt

Gute Performance in Berlin Gute Performance in Berlin
Foto: teltarif.de
Das LTE-Netz der Deut­schen Telekom lieferte während unseres Tests vor allem in Groß­städten beson­ders hohe Daten­über­tragungs­geschwin­digkeiten. Die Spit­zenwerte, die wir in einem eigenen Test vor einigen Wochen erreichten und die sogar die offi­ziellen LTE-max-Angaben des Netz­betrei­bers über­trafen, konnten wir im Rahmen des Netz­tests nicht ganz nach­voll­ziehen.

Bis zu 177 MBit/s im Down­stream und knapp 63 MBit/s im Upstream in Berlin waren dennoch sehr gute Über­tragungs­raten. Die Ansprech­zeiten lagen je nach Standort bei 22 bis 23 bzw. 36 bis 37 ms. In Frank­furt am Main haben wir bis zu 147 MBit/s im Down­stream und 49 MBit/s im Upstream gemessen. Dabei langen die Ping­zeiten bei 33 bis 34 ms. An einem zweiten Mess­punkt, der nicht in der Innen­stadt, sondern im Stadt­teil Praun­heim lag, waren es dann "nur" noch 30 bis 31 MBit/s im Down­stream und 16 bis 20 MBit/s im Upstream. Die Reak­tions­zeiten waren mit 30 bis 31 ms wiederum besser als im Stadt­zentrum.

Gute Perfor­mance auf der ANGA Com

Wir haben auch den Messe­besuch auf der ANGA Com in Köln genutzt, um den mobilen Internet-Zugang zu testen. Das Telekom-Netz hinter­ließ auch hier einen guten Eindruck, auch wenn die Daten­über­tragungs­raten mit 61 bis 102 MBit/s im Down­stream bzw. 32 bis 43 MBit/s im Upstream - ohne Stand­ortwechsel - stark schwan­kend waren. Die Ping­zeiten lagen bei 23 bis 33 ms.

Einen guten Internet-Zugang hatten wir auch in Neu-Ulm zur Verfü­gung. Bei Down­loads kamen wir auf 105 bis 122 MBit/s, bei Uploads haben wir mit 54 bis 64 MBit/s den offi­ziell von der Telekom kommu­nizierten "LTE-max-Wert" von 50 MBit/s über­troffen. Ansprech­zeiten um 31 ms waren eben­falls in Ordnung.

Auch das Telekom-Netz hat seine Schwach­stellen

So gut der Eindruck auch ist, den wir vom Telekom-Netz in der Gesamt­heit gewonnen haben: Auch die Bonner haben ihre Defi­zite. Im saar­ländi­schen Berus beispiels­weise, direkt an der Grenze zu Frank­reich gelegen, war nicht einmal das GSM-Netz zu empfangen, sodass sich die Smart­phones in die fran­zösi­schen Mobil­funk­netze einge­bucht haben.

Preis­lich ist das für die Kunden dank des regu­lierten EU-Roamings zwar unpro­blema­tisch. Dennoch ist es traurig, dass die deut­schen Netz­betreiber nicht wenigs­tens bis zur Grenze eine eigene Versor­gung anbieten. Dabei wäre ein geeig­neter Anten­nenträger bereits vorhanden. Exakt im Bereich des Mobil­funk-Funk­lochs (aus Sicht der deut­schen Netze) befindet sich der Lang­wellen­sender von Europe 1, der vom Saar­land aus nach Frank­reich sendet und dessen Masten sich auch als Anten­nenträger für Mobil­funk-Basis­stationen eignen würden.

Schwa­ches Bild am Edersee

Funkversorgung in Stadt und Land Funkversorgung in Stadt und Land
Foto: teltarif.de
Bereits im vergan­genen Sommer hatten wir uns die Mobil­funk-Abde­ckung rund um den Edersee ange­sehen. Nachdem wir seiner­zeit vor allem im Osten des Stau­sees unter­wegs waren, haben wir nun auch Tests in Herz­hausen - ganz im Westen an der Bundes­straße zwischen Marburg und Korbach gelegen - durch­geführt. Der LTE-Empfang war sehr schwach. So reichte es nur für maximal 3,4 MBit/s im Down­stream und 650 kBit/s im Upstream bei Ansprech­zeiten zwischen 41 und 53 ms.

Der Edersee ist kein Einzel­fall, wie ein Besuch im rhein­land-pfäl­zischen Bad-Kreuz­nach gezeigt hat. In der Nähe der Saline hatten wir schwa­ches bis mitt­leres LTE-Signal. Das sollte norma­lerweise ausrei­chen. Teil­weise kam jedoch bei den Messungen keine Daten­verbin­dung zustande und die Ping­zeiten lagen bei für LTE unge­wöhn­lich hohen 255 ms. Mehr als 2 MBit/s im Down­stream und 200 kBit/s im Upstream waren bei den Messungen nicht drin.

Über­blick: Mobiles Internet im Telekom-Netz

Stadt Down­stream
(in MBit/s)
Upstream
(in MBit/s)
Ping
(in ms)
Bad Kreuz­nach 2,09 0,20 255
Berlin 113 bis 177 54,4 bis 62,7 22 bis 37
Berus kein Empfang
Birken­heide 11,6 bis 17,4 5,2 bis 5,7 29 bis 30
Frank­furt am Main 30,4 bis 147 16,4 bis 48,7 30 bis 34
Herz­hausen / Edersee 3,0 bis 3,4 0,53 bis 0,65 41 bis 53
Köln 61,4 bis 102 32,6 bis 43,2 23 bis 33
Mainz-Kastel 48,9 24,5 bis 28,0 28 bis 31
Neu-Ulm 105 bis 122 54,3 bis 64,5 31
Saar­brücken 58,8 bis 88,1 12,1 bis 25,7 35 bis 52
Mess­wert-Zeit­punkt: April bis Juni 2019 (je nach Standort)

Surfen und streamen im Telekom-Netz

Abseits der erwähnten "Problem-Regionen" hatten wir im Telekom-Netz stets einen stabilen und zuver­lässigen Internet-Zugang zur Verfü­gung. Webradio-Strea­ming war auf der Auto­bahn 7 zwischen Würz­burg und Ulm mit nur wenigen Ausset­zern möglich. Auf der benach­barten A81 waren die Ergeb­nisse dagegen deut­lich schlechter. Dafür war es im Telekom-Netz auch mitten im Spes­sart oder Oden­wald möglich, via Internet Radio zu hören.

Zusam­menfas­send lässt sich sagen, dass die durch­schnitt­lichen Daten­über­tragungs­raten gegen­über dem vergan­genen Jahr noch­mals höher geworden sind. Zudem zeigt das Telekom-Netz kaum Über­lastungs­erschei­nungen. Wo der LTE-Empfang gut ist, hatten wir im Test in der Regel auch mindes­tens deut­lich zwei­stel­lige oder sogar drei­stel­lige MBit/s-Werte. Aller­dings hat auch das Telekom-Netz noch Defi­zite beim Ausbau, wovon selbst Feri­enre­gionen betroffen sind, wie das Beispiel Edersee zeigt.

Welche Erfah­rungen wir bei unseren Netz­tests im Voda­fone-Netz gemacht haben, lesen Sie in einem weiteren Artikel.

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