Themenspecial Breitband-Internet Eco-Connect Europe

DHL: Vom Paketschubser zum IT-Pionier

DHL präsentierte auf der Eco-Connect-Konferenz von Huawei eine futuristische Zukunft: Lager-Mitarbeiter werden per AR-Brille zum richtigen Regal geleitet, auf der Straße folgt der LKW alleine dem Paketboten und Drohnen fliegen in abgelegene Gebiete.
Von der Huawei Eco-Connect Europe in Berlin berichtet

DHL-Lagermitarbeiter mit AR-Brille DHL-Lagermitarbeiter mit AR-Brille
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Die momentan in Berlin stattfindende Konferenz Eco-Connect Europe, die von Huawei ausgerichtet wird, wirft einen Blick auf die voll vernetzte Zukunft, in der wir in einigen Jahren leben werden. Immer wieder wird beklagt, deutsche Unternehmen hätten den Trend zur Vernetzung verschlafen. Dies mag für die Unterhaltungselektronik-Branche stimmen: Firmen wie Dual oder Grundig existieren heutzutage nur noch als lizenzierte Markennamen. Doch auch echte Internet-Pioniere wie Compuserve, AOL oder Netscape haben die Weiterentwicklung des Internets verschlafen. Oft krempeln kleine Startups wie Sonos oder Spotify eine ganze Branche in wenigen Jahren um.

Ein Beispiel für einen deutschen Großkonzern, der bei der Entwicklung ganz vorne mit dabei ist, ist die Deutsche-Post-Tochter DHL. Würde sich der Logistik-Konzern heutzutage ausschließlich noch als Paketschubser von A nach B bewegen, wäre sein Ende wohl bald besiegelt, denn längst drängen Konzerne wie Amazon auch auf den Logistik-Markt. Doch DHL ist es im Gegenzug gelungen, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Auf den Keynotes der Eco-Connect-Konferenz ist immer wieder zu hören: "Über Digitalisierung geredet haben wir lange genug - wir müssen handeln." DHL-Lagermitarbeiter mit AR-Brille DHL-Lagermitarbeiter mit AR-Brille
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Beispiele für Digitalisierung bei DHL

Javier Esplugas, VP of IT Planning and Architecture von DHL Supply Chain, betrat für seine Keynote die Bühne mit einer VR- und AR-Brille, mit der er demonstrierte, wie DHL-Mitarbeiter in großen Lagerhallen zukünftig zum gewünschten Paket geleitet werden, das sie dann aus dem Regal nehmen und auf den Transportwagen legen sollen. Bei bisherigen Tests würden die Brillen von den DHL-Mitarbeitern gut angenommen. Denn der Mitarbeiter muss nicht ständig die Packliste in die Hand nehmen und wieder weglegen wie beim klassischen Kommissionierungsvorgang.

Doch Augmented und Virtual Reality ist laut Javier Esplugas nur ein Aspekt der Digitalisierung bei DHL. Die anderen Bereiche sind Drohnen, Robotik, IoT & Wearables und Blockchain. Mit Robotik sind nicht unbedingt greifarm-ähnliche Roboter wie in Maschinenhallen gemeint, sondern selbstfahrende Transportwagen. In einem kleinen Video zeigte er, wie die Transportwagen stets hinter dem DHL-Mitarbeiter herfuhren, sofort stehenblieben, wenn dieser ein Paket aus einem Regal nahmen, und wieder weiterfuhren, wenn er zum nächsten Regal ging. Damit kommt ein Mitarbeiter viel schneller im Lager vorwärts als mit einem unhandlichen Hubwagen.

DHL Skyport Parcelcopter DHL Skyport Parcelcopter
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Skyport Parcelcopter nennt sich ein DHL-Transportsystem per Drohne, das beispielsweise in unwegsamen Gebieten zum Einsatz kommt, die nur schwer mit LKWs zu erreichen sind. Wer denkt, das gäbe es in Deutschland nicht, täuscht sich: Der Wintereinbruch, beispielsweise im Voralpengebiet, kann zu tagelangen Straßensperrungen führen. Die von der Drohne angesteuerte futuristische DHL-Packstation öffnet wie in einem Science-Fiction-Film automatisch ihr Dach nach oben, um das Paket von der Drohne in Empfang zu nehmen, das dann später vom Kunden abgeholt werden kann. Auch der Einsatz von Drohnen in Lagerhallen ist längst Realität: Wenn eine Drohne das Etikett eines in 12 bis 15 Meter Höhe im Regal abgelegten Regals liest, muss kein Mitarbeiter waghalsig auf die Leiter steigen. Der DHL Street Scooter soll bald autonom fahren Der DHL Street Scooter soll bald autonom fahren
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Diese Projekte werden bereits umgesetzt

Laut Esplugas geht es aber nicht nur um spektakuläre Entwicklungen, sondern darum, verkrustete Abläufe an die moderne Lebenswelt anzupassen. Wer schon einmal einen Tag Urlaub genommen hat, um auf den DHL-Boten zu warten, der dann vielleicht doch das Paket ohne zu klingeln in der Postfiliale abgab, kennt die momentane Realität.

In einigen Städten experimentiert DHL darum mit speziell präparierten Smart-Fahrzeugen von Kunden, an die der DHL-Fahrer das Paket liefern kann. Der Fahrer meldet dem Empfänger kurz per App, dass er jetzt vor dem Kofferraum des Smarts steht. Der Besitzer öffnet dann über die App kurz für fünf Sekunden den Kofferraum des Smarts (und nur den), damit der DHL-Bote das gewünschte Paket dort ablegen kann.

Eine DHL-eigene Entwicklung, die mittlerweile für andere Konzerne zum Vorbild wurde, ist der Street Scooter. Dabei handelt es sich um einen von DHL selbst entwickelten und gebauten Elektro-Transporter, der zukünftig emissionsneutral für Paketlieferungen in den Städten genutzt werden soll (teltarif.de berichtete). Geplant ist, dass der Street Scooter in Zukunft - genauso wie der Paketwagen im Lager - dem Paketboten automatisch folgt, ohne dass der Bote ständig ein- und aussteigen und den Motor starten und wieder abstellen muss. DHL hatte ursprünglich bei allen namhaften Autoherstellern um den Bau eines derartigen Fahrzeugs gebeten. Weil aber alle ablehnten, muss sich DHL nun notgedrungen als Autobauer betätigen.

Amazon will als Logistiker für die Paktelieferung sogar die Wohnungstür der Kunden öffnen.

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