ZDF: Digitale Versäumnisse im Festnetz und Mobilfunk
Der Film schildert auch, wie manche Gemeinden den Netzausbau selbst in die Hand nehmen wollten und an der Rechtslage verzweifelten: Sven Weigt, Bürgermeister von Karlsdorf-Neuthard in Baden-Württemberg, hatte sich bei der Telekom und anderen Netzanbietern nach einem schnellen Breitbandausbau für seine kleine Gemeinde erkundigt, bekam dazu aber keine planbare Perspektive aufgezeigt. Deswegen war Eigeninitiative gefragt: Doch kaum waren die ersten Tiefbauarbeiten für ein Gemeinde-eigenes Glasfaserkabelnetz abgeschlossen, riss die Telekom die Straße wieder auf und verlegte ihre eigenen Rohre. Der Netzausbau der Gemeinde musste daraufhin gestoppt werden, weil die Refinanzierung der öffentlichen Gelder durch die unerwartete Konkurrenz nicht mehr gesichert war. Der Bundesverband Breitband BREKO und seine Kollegen von BUGLAS haben das Thema schon öfters angeprangert, vielleicht folgt hier demnächst eine Gesetzesänderung.
Eigenausbau kann lukrativ sein
Bürgermeister Weigt aus Karlsdorf-Neuthard wollte ein eigenes Netz bauen. Dabei kam ihm die Telekom "dazwischen", die ursprünglich gar nicht ausbauen wollte.
Foto: Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)
Die sächsische Gemeinde Amtsberg baut ein Glasfasernetz in Eigenregie auf. Bisher war die Versorgung mit Internet mitten im Erzgebirge äußerst schlecht. Weder der örtliche Netzbetreiber Telekom noch andere Unternehmen erklärten sich bereit, für nur 4.000 Teilnehmer das Netz auszubauen – zu wenig lukrativ. Mit Fördergeldern baute die Gemeinde ein eigenes Glasfasernetz aus, das im Besitz der Kommune bleibt und an die Telekommunikationsanbieter verpachtet wird. Solche Modelle hätte schon viel früher realisiert und gefördert werden sollen, jetzt stoßen viele Gemeinden auf erbitterten Widerstand der etablierten Anbieter.
Den eigenen Mast will keiner?
Die Gemeinde Fuhrberg (im Großraum Hannover) hat auf eigene Kosten einen Sendemast für Mobilfunk aufgebaut. Außer dem Sicherheitsfunk (BOS Digital) von Polizei, Rotes Kreuz und Feuerwehr wollte keiner den Mast nutzen. Leider fehlten im Film fundierte Stellungnahmen von Telekom, Vodafone oder Telefónica, warum dieser Mast nicht genutzt wird. Fehlt dort eine Glasfaseranbindung?
Zumindest im Festnetz hat die Deutsche Glasfaser für diese Region bei Hannover jetzt ihr Interessebekundungsverfahren abgeschlossen und wird jetzt ausbauen. Vermutlich wurde der Film vorher gedreht.
Die negative Auktion
Was der Film auch nicht aufzeigt: Die Politik hat längst erkannt, dass eine "negative Auktion" notwendig wäre. Diese Idee haben wir auf teltarif.de schon mehrfach kurz skizziert. Dabei wird ganz Deutschland in Gebiete aufgeteilt und diese werden dann ausgeschrieben. Für jedes Gebiet können sich Firmen bewerben. Wer für ein bestimmtes Gebiet das günstigste Angebot abliefert, bekommt den Zuschlag und kann bauen. Warum das bisher nicht gemacht wurde? Schwer zu sagen!
Was darf das kosten?
Für den Kunden sollte aber endlich klar werden, dass der flächendeckende Netzausbau mit All-Net-All-you-can-surf-Sorglos-Flats für 4,99 Euro im Monat nicht zu bezahlen ist. Wenn die neuen Auflagen Realität werden, werden die Mobilfunkanbieter jeden Cent dreimal umdrehen und dann in den Netzausbau stecken müssen. Für Rabattschlachten bleibt dann kein Spielraum mehr. Und es ist auch nicht auszuschließen, dass der eine oder andere Anbieter am Ende auf der Strecke bleibt.