Themenspecial Telefon und Internet im Festnetz ZDF-WISO-Bericht

ZDF: Digitale Versäumnisse im Festnetz und Mobilfunk

Das digi­tale Deutsch­land im Jahre 2019. Das WISO-Magazin des Zweien Deut­schen Fern­sehens (ZDF) zeigte Defi­zite, gab aber auch Beispiele, was möglich ist. Heute wurde eine Geset­zesän­derung beschlossen.
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Der Film schil­dert auch, wie manche Gemeinden den Netz­ausbau selbst in die Hand nehmen wollten und an der Rechts­lage verzwei­felten: Sven Weigt, Bürger­meister von Karls­dorf-Neut­hard in Baden-Würt­temberg, hatte sich bei der Telekom und anderen Netz­anbie­tern nach einem schnellen Breit­band­ausbau für seine kleine Gemeinde erkun­digt, bekam dazu aber keine plan­bare Perspek­tive aufge­zeigt. Deswegen war Eigen­initia­tive gefragt: Doch kaum waren die ersten Tief­bauar­beiten für ein Gemeinde-eigenes Glas­faser­kabel­netz abge­schlossen, riss die Telekom die Straße wieder auf und verlegte ihre eigenen Rohre. Der Netz­ausbau der Gemeinde musste daraufhin gestoppt werden, weil die Refi­nanzie­rung der öffent­lichen Gelder durch die uner­wartete Konkur­renz nicht mehr gesi­chert war. Der Bundes­verband Breit­band BREKO und seine Kollegen von BUGLAS haben das Thema schon öfters ange­pran­gert, viel­leicht folgt hier demnächst eine Geset­zesän­derung.

Eigen­ausbau kann lukrativ sein

Bürgermeister Weigt aus Karlsdorf-Neuthard wollte ein eigenes Netz bauen. Dabei kam ihm die Telekom "dazwischen", die ursprünglich gar nicht ausbauen wollte. Bürgermeister Weigt aus Karlsdorf-Neuthard wollte ein eigenes Netz bauen. Dabei kam ihm die Telekom "dazwischen", die ursprünglich gar nicht ausbauen wollte.
Foto: Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)
Die säch­sische Gemeinde Amts­berg baut ein Glas­faser­netz in Eigen­regie auf. Bisher war die Versor­gung mit Internet mitten im Erzge­birge äußerst schlecht. Weder der örtliche Netz­betreiber Telekom noch andere Unter­nehmen erklärten sich bereit, für nur 4.000 Teil­nehmer das Netz auszu­bauen – zu wenig lukrativ. Mit Förder­geldern baute die Gemeinde ein eigenes Glas­faser­netz aus, das im Besitz der Kommune bleibt und an die Tele­kommu­nika­tions­anbieter verpachtet wird. Solche Modelle hätte schon viel früher reali­siert und geför­dert werden sollen, jetzt stoßen viele Gemeinden auf erbit­terten Wider­stand der etablierten Anbieter.

Den eigenen Mast will keiner?

Die Gemeinde Fuhr­berg (im Groß­raum Hannover) hat auf eigene Kosten einen Sende­mast für Mobil­funk aufge­baut. Außer dem Sicher­heits­funk (BOS Digital) von Polizei, Rotes Kreuz und Feuer­wehr wollte keiner den Mast nutzen. Leider fehlten im Film fundierte Stel­lung­nahmen von Telekom, Voda­fone oder Telefónica, warum dieser Mast nicht genutzt wird. Fehlt dort eine Glas­faser­anbin­dung?

Zumin­dest im Fest­netz hat die Deut­sche Glas­faser für diese Region bei Hannover jetzt ihr Inter­esse­bekun­dungs­verfahren abge­schlossen und wird jetzt ausbauen. Vermut­lich wurde der Film vorher gedreht.

Die nega­tive Auktion

Was der Film auch nicht aufzeigt: Die Politik hat längst erkannt, dass eine "nega­tive Auktion" notwendig wäre. Diese Idee haben wir auf teltarif.de schon mehr­fach kurz skiz­ziert. Dabei wird ganz Deutsch­land in Gebiete aufge­teilt und diese werden dann ausge­schrieben. Für jedes Gebiet können sich Firmen bewerben. Wer für ein bestimmtes Gebiet das güns­tigste Angebot ablie­fert, bekommt den Zuschlag und kann bauen. Warum das bisher nicht gemacht wurde? Schwer zu sagen!

Was darf das kosten?

Für den Kunden sollte aber endlich klar werden, dass der flächen­deckende Netz­ausbau mit All-Net-All-you-can-surf-Sorglos-Flats für 4,99 Euro im Monat nicht zu bezahlen ist. Wenn die neuen Auflagen Realität werden, werden die Mobil­funk­anbieter jeden Cent dreimal umdrehen und dann in den Netz­ausbau stecken müssen. Für Rabatt­schlachten bleibt dann kein Spiel­raum mehr. Und es ist auch nicht auszu­schließen, dass der eine oder andere Anbieter am Ende auf der Strecke bleibt.

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