DAB+: Bundesweite Zuwächse und neuer Anlauf im Saarland
Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft geben die Digitalradio-Netzbetreiber nochmal Gas beim Netzausbau. Ab sofort ist der bundesweit DAB+-Multiplex auf der Ferieninsel Sylt in Betrieb. Vom Standort Westerland sind dann im Kanal 5C die vier Programme von Deutschlandradio und neun Privatsender zu hören. Gesendet wird mit einer Leistung von 1 kW.
Voralpen-Mux mit deutlich mehr Reichweite
Das Voralpenland erhält Anfang Dezember gleich zwei neue Sendeanlagen und damit einen erheblichen Zuwachs an Reichweite für das digitale Radio DAB+ in Bayern. Mit der Aufschaltung der Standorte Oberammergau (Sendeleistung 5 kW) und Hohenpeißenberg (10 kW) verdoppelt sich die Anzahl der bereits bestehenden Anlagen (Wendelstein und Herzogstand) im Kanal 7A. Laut Beobachtungen hat der Testbetrieb bereits begonnen. Damit wird vor allem in den Landkreisen Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen der DAB+-Empfang maßgeblich verbessert beziehungsweise erstmalig möglich. Netzbetreiber des Regionalnetzes ist die Bayern Digital Radio GmbH.
Lounge plus - Neue Töne im Berliner Äther
Foto: radio B2 GmbH, Screenshot: Michael Fuhr
Insgesamt profitieren in der Stadt Rosenheim und in den Landkreisen Rosenheim, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen ca. 720 000 Einwohner von dem neuen Regionalnetz. Für 596 000 Einwohner reicht zum Empfang der DAB+-Programme eine Zimmerantenne. Die Abdeckung im mobilen Bereich in den genannten Landkreisen liegt bei ca. 93Prozent.
Im Regionalnetz Voralpenland werden aktuell die Programme von Radio Alpenwelle, Radio Arabella Kult, Radio BUH, Radio Charivari Rosenheim, Radio Galaxy Rosenheim und Radio Oberland ausgestrahlt. Weitere Stationen wie Alpin FM, Bayernwelle und Radio ISW sind für dieses Netz bereits von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) lizenziert und sollen in 2020 über DAB+ hinzukommen.
Weiter zähe Verhandlungen im Saarland
Im Saarland kommt es zu einer Verzögerung beim Start eines landesweiten DAB+-Multiplex für Privatradios. Es ist auch immer noch offen, ob ein solches Bouquet überhaupt zustande kommt.
Wie berichtet, hatte der Medienrat der Landesmedienanstalt Saarland (LMS) der Divicon Media Holding GmbH die Übertragungskapazitäten auf dem landesweiten DAB+-Frequenzblock 11C zur Nutzung als Plattformanbieter für zehn Jahre zugewiesen.
Divicon hatte sich zuvor mit Konkurrent Media Broadcast auf eine Antennenmitbenutzung verständigt. Die Zuweisung stand allerdings unter dem Vorbehalt der Vorlage rechtsverbindlicher Einzelverträge mit allen Programmanbietern aus der Ausschreibung bis zum 14. November 2019. Das ist nicht gelungen, wie die LMS auch in der gestrigen Medienratssitzung bestätigte. Wie wir von Teilnehmern der Sitzung erfuhren, hätten zwei Veranstalter - RMN Radio mit "Kuschel.fm" und Wilfried Eckel mit "Kraftpaket - das Radio" aus Kostengründen ihr Interesse zunächst ad acta gelegt. Alle anderen Bewerber wollen den Angaben zufolge weiter Verhandlungen mit Divicon Media führen. Mit der Rock Antenne ist jetzt sogar noch ein neuer Interessent in den Ring gestiegen. Die LMS hat daher beschlossen, ihre Entscheidung über die Zuweisung zu vertagen und räumte dem Muxbetreiber eine neue Frist bis zum 31. Januar 2020 ein. Das ergibt neuen Spielraum für Verhandlungen.
Der landesweite Privatsender Radio Salü kann mit seinem Hauptprogramm bis Ende 2020 im Multiplex des Saarländischen Rundfunks (SR) über DAB+ senden. Die entsprechende Duldung hat die LMS verlängert.
Im Vorfeld hatten einige Veranstalter nur Interesse an einer Ausstrahlung im Großraum Saarbrücken gezeigt und wünschten sich eine kostengünstigere Small Scale-Lösung wie bei den lokalen Multiplexen in Leipzig oder Freiberg. Ob das eine neue Option ist, falls der Mux bis Ende Januar nicht zustande kommt oder es sogar zu einer zusätzlichen Ausschreibung kommt, bleibt offen.
Großes Interesse im Saarland
Stimmen die Preise oder gibt es eine Förderung, boomt das Digitalradio DAB+. Auf die Ausschreibung für lokale DAB+-Multiplexe in Leipzig, Chemnitz und Freiberg haben sich laut einem Bericht des Branchendienstes "Dehnmedia" zahlreiche Bewerber gemeldet. In Chemnitz, wo es zunächst einen durch die SLM geförderten Versuchsbetrieb gibt, haben sich den Angaben zufolge 12 Veranstalter mit 13 Programmen beworben.
Für Leipzig bewerben sich 15 Veranstalter mit 17 Programmen, darunter 13 der 15 Programme, die bereits im laufenden Projekt senden. In der Erzgebirgsstadt Freiberg wollen dagegen nur noch fünf der bisher 13 Programme weitermachen. Insgesamt haben sich sechs Veranstalter mit sieben Stationen beworben. Das reicht dennoch aus, um den Mux weiter mindestens kostendeckend zu betreiben.
Der SLM-Medienrat wolle sich am 16. Dezember mit den Bewerbungen befassen: Programm-Namen werden nach der Entscheidung veröffentlicht. Die Projekte für Leipzig und Freiberg enden jeweils Ende Januar 2020 und werden am 1. Februar 2020 in einen Regelbetrieb überführt.
Rein technisch wäre es möglich, allen Bewerbern Sendeplätze zuzuteilen. Damit wäre keine Auswahlentscheidung nötig. In Leipzig müssten die Veranstalter allerdings durch Verringerung von Bit-Raten und/oder Fehlerschutz etwas enger zusammenrücken.
Alle drei Muxe werden mit preisgünstigen Hard- und Softwarekomponenten (Small-Scale/Open DAB+) betrieben. So sind beispielsweise für den Mux in Leipzig nur knapp 400 Euro Gebühren im Monat für einen Sendeplatz fällig. Branchenüblich wären rund 1000 Euro.
Neue Programme
Neuen Digitalradio-Programme gibt es unterdessen in Hessen und Berlin. In Hessen startet am 1. Dezember das Comedy-Radio Joke FM landesweit in den Netzen Hessen Nord (Kanal 6A) und Hessen-Süd (Kanal 12C). In Berlin sendet neu Lounge plus mit Entspannungsmusik - als Fenster von 18 bis 6 Uhr auf dem Kanal von Maxx FM über DAB+ (Kanal 7B), rund um die Uhr im Internet unter loungeplus.de sowie über Smart Speaker und diverse Apps.