WorldDAB-Konferenz

Digitalradio DAB+ wird in Sprachsteuerung integriert

DAB+ ist ein unverzichtbarer Teil des digitalen Radiohörens und wächst auch mit neuen technologischen Errungenschaften wie Sprachsteuerung zusammen. Das war das Ergebnis des ersten Tags auf dem WorldDAB General Assembly 2018.
Vom WorldDAB General Assembly in Berlin berichtet

Digitalradio-Innovationen auf dem WorldDAB General Assembly in Berlin Digitalradio-Innovationen auf dem WorldDAB General Assembly in Berlin
Foto: Michael Fuhr
Das digital-terrestrische Radio DAB+ ist ein unverzichtbarer Teil des digitalen Radiohörens und wächst auch mit neuen technologischen Errungenschaften wie Sprachsteuerung zusammen. Das war das Ergebnis des ersten Tags auf dem WorldDAB General Assembly 2018. Die Generalversammlung findet in diesem Jahr in Berlin statt. Politiker, Rundfunkveranstalter, Regulierungsbehörden, Automobilhersteller und Technologieanbieter teilen auf dem Event ihre Einblicke und diskutieren über künftige Strategien.

Michael Oschmann, CEO des Unternehmens Müller Medien, das Beteiligungen an vielen deutschen Privatradios hält, findet, dass das Radio in einer dynamischen Audio-Landschaft in guter Gesundheit ist. Der Verbreitungsweg DAB+ spiele dabei die wichtigste Rolle im hybriden, digitalen Funkmix. IP ergänze diesen Weg durch Special Interest.

Radio weit besser als sein Ruf in der Werbewelt

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Foto: Michael Fuhr
Im anschließenden Panel "Warum Radio derart robust in einer immer umfangreicheren Audiowelt ist" präsentierte Siobhan Kenny, CEO von Radiocentre UK das Ergebnis einer Umfrage, wonach die Werbeindustrie das Radio wesentlich schlechter in der Medienwelt einschätzt, als es in Wirklichkeit ist: 74,4 Prozent des britischen Audiokonsums entfallen auf Live-Radio, nur 10,2 Prozent auf On Demand-Hören. Radiocentre ist der Branchenverband für den britischen kommerziellen Hörfunk.

Nicolas Curien von der französischen Medienbehörde CSA stellte den weiteren Ausbauplan für DAB+ vor. Anfang Dezember 2018 sind Programmaufschaltungen in Lyon und im Elsass geplant. In den kommenden zwei Jahren sollen 30 weitere Städte und Regionen folgen. Neben den regionalen Netzabdeckungen hat die CSA zwei nationale Multiplexe ausgeschrieben. Sie sollen die Ballungsräume und Autobahnen mit 24 Programmen in zwei Multiplexen abdecken.

Joan Warner von Commercial Radio Australia betonte, das Radio auf allen Plattformen vertreten sein muss. DAB+ und IP müssten zusammenwirken, statt sich gegenseitig Konkurrenz zu machen. Als Beispiel stellte sie die jüngst gestartete "RadioApp" vor, auf der alle DAB+, UKW- und Mittelwellenstationen vertreten sind.

Anschließend diskutierten Experten über die Zukunft des Hörfunks und welche Bedrohungen und Chancen eine Veränderung des Hörer-Verhaltens durch neue Features wie Sprachsteuerung bietet. Die Panel-Teilnehmer sind sich einig, dass DAB+ dabei Teil eines hybriden, digitalen Ökosystems sein muss.

Prototyp: DAB+ mit Sprachsteuerung

Michael Hill, Managing Director von Radioplayer UK sieht in sprachgesteuerten Systemen eine wesentliche Erleichterung für Autofahrer und stellte hierzu Untersuchungsergebnisse vor. Autofahrer würden beim Fahren weniger abgelenkt, wenn sie das Audiosystem per Sprache bedienen. Außerdem würden neue Programme öfter konsumiert. Dabei sei in Zukunft aber wichtig, dass Technologien entwickelt würden, die auch unabhängig der großen Internetunternehmen wie Amazon und Google funktionieren - auch offline - und Broadcasttechnologien wie DAB+ mit einbinden.

Ein solches Modell ist das Voice Controlled Radio, ein Pilotprojekt der European Broadcasting Union (EBU), das auf dem Event per Video vorgestellt wurde. Je nach Verfügbarkeit wird dabei terrestrischer Radioempfang über DAB+ statt Streaming gewählt, wenn der Nutzer per Sprachbefehl nach einer Radiostation verlangt.

Untersuchung: Mobiles Internetradio kann Broadcast nicht ersetzen

Warum das existenziell wichtig ist, zeigen auch die Ergebnisse der Studie "Können 3G und 4G UKW und DAB+ ersetzen?", die Simon Mason vom britischen Radiodienstleister Arquiva vorstellte. Mobiles Internetradio schnitt hierbei sehr schlecht ab: Vor allem abseits der Autobahnen gab es viele Funklöcher oder eine schlechtere Audioqualität aufgrund langsamer Datenverbindungen. Bei hohem Verkehrsaufkommen gab es ebenfalls oft Ausfälle. Da im kommenden Zeitalter des autonomen Fahrens der Videokonsum stark zunehme, bliebe für Radio künftig noch weniger Platz in einer Mobilfunkzelle, warnte Mason. Schon heute würde Videokonsum die Zellen überlasten.

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