Audioqualität

Wenn der Klang von Digitalradios wenig überzeugend ist

Digitalradio über DAB+ heißt rauschfreie Audioqualität in CD-Qualität. So versprechen es Sender und Hersteller. Die Realität sieht aber manchmal ganz anders aus. Wir sind auf Ursachen­forschung gegangen.
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Dual DAB-Radio Klangqualität bei Digitalradios im Test
Bild: Dual
In der Vergangenheit haben sich einige Besitzer von Digitalradios mit DAB+ mit der Frage an die teltarif.de-Redaktion gewandt, warum einige Radiosender über das terrestrische Digitalradio schlechter klingen als über UKW. Wir haben uns dem angenommen und einige Digitalradios in punkto Klangqualität getestet.

Privatradios senden oft nur mit geringeren Datenraten

Dual DAB-Radio Klangqualität bei Digitalradios im Test
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Allgemein: Der Klang bei DAB+ ist abhängig von der jeweiligen Datenrate, mit der ein Programm ausgestrahlt wird. Privatradios senden ihre Programme aus Kosten­gründen häufig nur mit 72 kBit/s. Mit dieser geringen Datenrate klingt das Audiosignal oft künstlich. Liegt ein völlig einwandfreies, also rauschfreies UKW-Stereosignal vor, wirkt die Audioqualität im Vergleich zum digital-terrestrischen Radio daher oft subjektiv besser. Sollte sich das Digitalradio weiter positiv am Markt entwickeln, könnten auch kommerzielle Sender künftig ihre Programme mit höherer Datenrate ausstrahlen.

Vor allem die ARD-Anstalten senden bereits mit hohen Datenraten, hier ist die Klangqualität besser als bei den privaten Kollegen und in der Regel UKW überlegen. Generell ist im Vergleich zu UKW bei DAB+ immer Rausch­freiheit gegeben – sofern ein fehlerfreies DAB+-Signal anliegt. Häufig ist dies auch dann noch der Fall, wenn das UKW-Radio im Stereo-Bereich bereits leicht zu rauschen anfängt.

Audiosignal aus dem Studio ist mitentscheidend für Klangqualität

Ausschlaggebend für den Klang ist jedoch nicht nur die Datenrate, sondern auch in welcher Qualität die Hörfunk­veranstalter das Signal aus dem Studio zum Multiplexer und anschließend zum Sendemast schicken. Viele Sender machen den Fehler und komprimieren das Audio-Signal bereits im Studio durch Soundprocessing, um "lauter" und "kräftiger" als die Konkurrenten zu klingen. Das Resultat ist jedoch ein Audiosignal im digitalen Radio­empfänger, das viele Hörer als "matschig" empfinden.

Audioqualität vom verwendeten Chipsatz abhängig

Ein weiteres Problem bei der Klangqualität des Digitalradios ist die Verwendung unterschiedlicher Chipsätze bei Digitalradio-Empfängern. Nicht mit jedem Chip gibt es eine einwandfreie Audioqualität. Allgemein verwenden die Hörfunk­veranstalter drei unterschiedliche Komprimierungs­verfahren bei DAB+. Das Verfahren AAC LC (AAC ohne Spektral­bandreplikation) wird zumeist bei höheren Bitraten ab 96 kBit/s verwendet. Die meisten Hörfunk­anbieter verwenden das Verfahren HE AAC v1 (AAC mit Spektralband­replikation) bei Bitraten zwischen 48 bis 96 kBit/s, bei Datenraten unter 48 kBit/s wird in der Regel HE AAC v2 (AAC mit Spektral­bandreplikation und zusätzlich Parametric Stereo) eingesetzt. Die unterschiedlichen Verfahren benutzen dei Veranstalter, um auch bei der verlust­behafteten Komprimierung von Audiodateien bei niedrigen Bitraten noch eine akzeptable Qualität zu ermöglichen.

Allerdings reagieren die Chipsätze unterschiedlich auf die diversen Verfahren. So haben wir die Erfahrung gemacht, dass Digitalradio-Geräte, die Chipsätze des Herstellers Gyrosignal Technologies eingebaut haben, mit dem Verfahren AAC LC Schwierigkeiten haben. Die Höhen klirren und es treten Artefakte auf. Je niedriger die Datenrate, umso schlechter wird der Klang. Mit Digitalradio-Geräten, die Chips des Herstellers Frontier Silicon [Link entfernt] eingebaut haben, sind die Ausstrahlungen im Verfahren AAC LC dagegen einwandfrei. Stattdessen erzeugen vor allem die älteren Chips des chinesischen Herstellers ein leises Rauschen, das vor allem bei geringen Lautstärken oder leisen Passagen (etwa bei klassischen Musikstücken) störend wirkt.

Verwendete Chipsätze für Verbraucher schwer nachvollziehbar

Leider ist für den Endverbraucher nur sehr schlecht nachvollziehbar welcher Chipsatz in einem Digitalradio sitzt, denn in den Bedienungsanleitungen und den technischen Spezifikationen gibt es dafür in der Regel keinen Hinweis. Häufig verbauen Hersteller sogar bei identischen Radiomodellen verschiedene Module unterschiedlicher Hersteller. So kam das Modell Dual DAB4 bisher mit drei unterschiedlichen Chips von Frontier Silicon sowie auch Modulen von Gyrosignal oder Quantum auf den Markt. Einige Radios zeigen die Software-Version im Menü an, hier deuten etwa die Buchstaben „FS“ auf die Verwendung eines Chipsatzes von Frontier Silicon hin. Ansonsten hilft es nur, das Gerät aufzuschrauben und nachzusehen, welches Modul verbaut ist, sofern dieses auf der Platine überhaupt sichtbar ist. Ein Vorgang der nur für Profis empfehlenswert ist. Allen übrigen Benutzern können wir nur raten, die Audioqualität aller Hörfunkprogramme nach dem Kauf zu testen. Ist diese nicht zufrieden­stellend, bleibt nur der Umtausch des Gerätes.

Billige Digitalradios klingen oft schlecht

Last but not least ist freilich auch der eingebaute Lautsprecher des Digitalradio-Gerätes ausschlaggebend für die Klangqualität. Vor allem günstige Digitalradios zu Preisen unter 50 Euro haben zumeist nur schlechte Lautsprecher eingebaut und klingen blechern. Allerdings verfügen fast alle Modelle über einen Kopfhörer­ausgang, an den der User auch höherwertige Aktivboxen anschließen oder das Digitalradio mit einer HiFi-Anlage verbinden kann. Das bedeutet eine deutliche Steigerung der Klang­qualität.

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