Ausblick 2019: Neuigkeiten beim Digitalradio DAB+
Kampagnenmotiv zu DAB+
Foto: Digitalradio Deutschland
2018 ist das digital-terrestrische Radio DAB+ in Deutschland wieder ein kleines Stück vorangekommen: Die bundesweite DAB+-Netzabdeckung liegt bei 98 Prozent der Fläche, dabei erreicht der Indoor-Empfang 89 Prozent der Bevölkerung. Der Anteil von Personen in Haushalten mit Zugang zu mindestens einem DAB+-Gerät steigt von 15,7 im Jahr 2017 auf 18,1 Prozent in 2018, so die letzten Zahlen aus dem Digitalisierungsbericht der Medienanstalten. Vergleicht man alle Übertragungswege, weist DAB+ mit 15 Prozent noch vor Internetradio die stärkste Steigerung zum Vorjahr auf. Der Anteil von Haushalten mit DAB+ legt überall zu, besonders in der Ländergruppe Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Während Abverkäufe von UKW-Radiogeräten kontinuierlich sinken, erreicht der Absatz von DAB+-Empfängern einen neuen Höchstwert: In Deutschland gibt es inzwischen 12 Millionen DAB+ Radios, bei einem absoluten Zuwachs von 2 Millionen im Jahresvergleich und einer Steigerungsrate von 19 Prozent.
Viele neue Sender beim ersten Bundesmux und der ARD
Kampagnenmotiv zu DAB+
Foto: Digitalradio Deutschland
Es gab aber auch ein paar Rückschläge: Vor allem der Ausbau des ersten bundesweiten Multiplexes kam durch den UKW-Streit im vergangenen Jahr ins Stocken. Deutschlandradio hatte den Netzausbau auf Eis gelegt, nachdem lange unklar gewesen war, mit welchen Verbreitungskosten man künftig beim analogen Radio rechnen muss. Von ursprünglich geplanten über 20 Sendeanlagen sind nur vier (Garz/Rügen, Herzogstand, Helgoland und Lüneburg) ans Netz gegangen.
2019 soll der Ausbau nun wieder verstärkt weitergehen. Ein Schwerpunkt soll dabei Bayern sein. Netzbetreiber Media Broadcast will mit Sendestandorten wie Pfänder, Pfronten oder Oberammergau Lücken schließen. Doch auch in anderen Teilen Deutschlands ist mit neuen Sendeanlagen zu rechnen, und zwar überall dort, wo auch die ARD ihr Netz ausbaut. Einer der geplanten Standorte außerhalb Bayerns soll der Haardtkopf im Hunsrück sein. Der Netzausbau beim Bundesmux soll wohl ab Mai weitergehen.
Neben Media Broadcast plant auch die ARD im Jahr 2019 einen massiven Netzausbau. Fast alle ARD-Anstalten planen weitere DAB+-Sendeanlagen. Der NDR beispielsweise will zehn weitere Anlagen in Betrieb nehmen, der SWR plant sogar 12 neue Sender. Die weißen Flecken im Digitalradio dürften bis Ende dieses Jahres deutlich weniger werden.
Neue Privatradios und weitere Muxe
Das Jahr begann gleich mit einem Paukenschlag in Hessen: Der Schlagersender radio B2 sendet neu im Rhein-Main-Gebiet und Südhessen (Kanal 11C), Absolut Hot bereichert den Mux für Nord- und Osthessen (Kanal 6A). In letzterem Mux soll in diesem Jahr auch der nicht-kommerzielle Lokalsender Radio Unerhört starten. Parallel soll eine weitere Sendeanlage für Marburg in Betrieb genommen werden.
In Bayern will der Privatsender Radio Arabella noch im Frühjahr eine neue landesweite DAB+-Version seiner erfolgreichen Münchner Welle starten.
Neue Töne wird es auch in Sachsen geben: Die Universität plant - zunächst als Testbetrieb - einen regionalen Multiplex für Chemnitz im Kanal 9C. Die Antenne wurde bereits auf dem Dach des Studentenwerks errichtet. Sobald die medienrechtliche Genehmigung erfolgt ist, will der Campussender Radio UNiCC loslegen. Die anderen Kapazitäten im Mux sollen mit weiteren Hochschul- und Privatradios gefüllt werden. Chemnitz ist der dritte Standort für einen solchen regionalen Multiplex im Freistaat nach Leipzig und Freiberg.
Die Sächsische Landesmedienanstalt (SLM) plant ferner die Ausschreibung für einen landesweiten Privatradio-Multiplex. Doch auch in anderen Bundesländern wollen die Landesmedienanstalten 2019 Kapazitäten für DAB+ ausschreiben. So ist etwa im Saarland ein Privatradio-Mux geplant.
Spannend könnte es auch in NRW werden. Nach Auswertung des Call-of-Interest will die Landesanstalt für Medien (LfM) festlegen, wo und in welcher Form Multiplexe für DAB+ kommen könnten. Bei der jüngsten Bedarfsabfrage haben sich 46 Anbieter beteiligt. Die Bewerbungen namhafter deutscher Privatradio-Unternehmen um wertvolle DAB+-Frequenzen zeigen deutlich, dass Digitalradio nicht nur im Privatfunk angekommen ist, sondern als Geschäftsmodell für die Weiterentwicklung der eigenen Marke ernst genommen wird.
Zweiter Bundesmux: Alles auf Anfang?
Bereits zum Beginn 2019 könnte es spannend werden beim Thema zweiter Bundesmux: Im Rechtsstreit erwägen die Landesmedienanstalten, das Zuteilungsverfahren auf den Stand zurückzusetzen, der unstrittig war, und dann von dort aus weiterzumachen oder die Ausschreibung komplett neu durchzuführen. Vor einer Entscheidung wartet man auf eine Stellungnahme des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts in Bautzen ab, die für Anfang 2019 erwartet wird.
DAB+ im Auto wird Pflicht
Ein internationaler Meilenstein für den ungetrübten Radiogenuss im Auto ist der Beschluss des EU-Parlaments, wonach Autoradios in Neuwagen künftig neben UKW den digitalen terrestrischen Radioempfang ermöglichen müssen, also zum Beispiel mit DAB+. Es wird allgemein damit gerechnet, dass bereits 2019 DAB+ in vielen neuen Fahrzeugmodellen Standard werden könnte. Spätestens 2021 werden die Autobauer dazu verpflichtet.
Auf nationaler Ebene stehen Bund und Länder vor einer Neufassung des Telekommunikationsgesetzes, wonach künftig alle höherwertigen Radios eine digitale Schnittstelle vorhalten müssen, zum Beispiel zum Empfang von DAB+.