Neue Netflix-Konkurrenz: Disney+ ist offiziell gestartet
Disney+ startet offiziell in den USA, Kanada und den Niederlanden
Bild: Disney
Für Disney-Chef Bob Iger war es in den vergangenen Monaten ein Herzensprojekt, welches er zur Chefsache machte. Nun ist es also endlich soweit: Der lange erwartete Streaming-Dienst Disney+ geht zuerst in den USA, Kanada und den Niederlanden live. Und das Programm kann sich in Sachen Blockbustern schon am ersten Tag so richtig sehen lassen. Fans in aller Welt warteten gespannt auf den Start der Star Wars-Serie "The Mandalorian", welche erstmals seit Übernahme des Filmstudios Fox exklusiv für den Streaming-Dienst produziert wurde. Neben bereits bekannten Inhalten weiterer großer Disney-Studios wie Marvel und Pixar dürfen sich die Zuschauer allerdings auch über ein sehr großes Angebot an Dokumentationen von National Geographic freuen. Doch während man nun in den USA den Start des großen Netflix-Konkurrenten feiert, zeigten sich Fans in Europa ziemlich zerknirscht.
Deutschland-Start erst im März 2020
Disney+ startet offiziell in den USA, Kanada und den Niederlanden
Bild: Disney
Erst am 31. März 2020 können auch deutsche Zuschauer einen ersten Blick in den umfangreichen Katalog von Disney+ werfen. Angesichts der vielen Highlights und Erstausstrahlungen fast ein halbes Jahr länger als die US-Nutzer warten zu müssen, empfinden viele Fans als unverständlich, weshalb sie im Netz ihrem Ärger schon reichlich Luft machten. Es gab sogar schon Empfehlungen, sich "The Mandalorian" einfach in einem illegalen Stream anzuschauen. Davon ist natürlich eindeutig abzuraten, dennoch ist es in der Tat unverständlich, warum man nicht von Anfang an auf einen globalen Start gesetzt hat. Diese Frage stellt sich insbesondere, weil Disney zeitgleich zum US-Start in den Niederlanden verfügbar ist. Dass man eine Serie wie "The Mandalorian" nicht nahezu ein halbes Jahr nach der Premiere in Europa zurückhalten kann, ohne das die Inhalte gespoilert werden, sollte dem Unternehmen eigentlich bewusst sein.
Großes Budget, großer Katalog
Zwei Dinge geben dem neuen Streaming-Dienst einen gewaltigen Vorsprung zu allen Mitbewerbern. Zum einen natürlich der gigantische Rechtekatalog, welcher sich alleine schon aus der Zeit ergibt. Schließlich produziert Disney seit den 1920er-Jahren als Studio Inhalte und hat über die Jahre hinweg in Hollywood immer weiter Studios hinzugekauft. Doch neben der Quantität soll der Medienkonzern gleichzeitig mit einem weitaus höheren Produktionsbudget auftrumpfen, während beispielsweise Netflix-CEO Reed Hastings keine astronomischen Beträge in eigene Originals investieren will. Hier soll es vielmehr um hochwertige Drehbücher gehen, welche so noch nicht bei anderen Anbietern zum Zug gekommen sind. Welche dieser gegensätzlichen Strategien allerdings letztendlich beim Zuschauer von Erfolg gekrönt sein werden, muss sich in der Praxis zeigen. Im Moment steht Netflix aufgrund stagnierender Nutzerzahlen eindeutig in der Defensive.
Wettbewerb mit Tech-Konzernen
Mit Spannung dürften Branchenexperten vor allem im Auge behalten, wie Amazon und Apple in den kommenden Monaten mit Disney umgehen. Für Apple kommt der Start ausgesprochen ungelegen, denn das Unternehmen hat mit Apple TV+ gerade selbst einen Streaming-Dienst gestartet, den man aktiv auf iOS-Plattformen fördern will. Apple dürfte wenig Interesse haben, einen so starken Konkurrenten in sein Revier zu lassen.
Sollte Apple Disney jedoch künftig aussperren, würden die Kunden dies wohl kaum akzeptieren. Also durchaus eine unangenehme Zwickmühle für den Konzern aus Cupertino. Nicht viel anders sieht es übrigens bei Amazon aus, denn auf der FireTV-Plattform steht vor allem Amazons eigener Dienst Prime Video im Mittelpunkt. Da sich Amazon allerdings schon von Anfang an gegenüber anderen Diensten inklusive Netflix geöffnet hat, dürfte Disney hier auf lange Sicht deutlich weniger Probleme bekommen.
Inhalte bleiben permanent
Was Disney gegenüber allen anderen Mitbewerbern deutlich interessanter macht, ist neben dem niedrigen Preis und großem Angebot vor allem der Umstand, das alle Inhalte dauerhaft über die Plattform verfügbar bleiben sollen. Filme und Serien werden also nicht nach einigen Monaten wieder aus dem Programm verschwinden. Dies hatte bei Anbietern wie Netflix und Amazon in erster Linie lizenzrechtliche Gründe. Da Disney jedoch selbst im Besitz praktisch aller Inhalte ist, stellt sich dieses Problem erst gar nicht.
Und damit nicht genug: Disney-CEO Bob Iger kündigte bereits im Vorfeld an, dass auf Dauer nahezu alle Disney-Inhalte dauerhaft über den neuen Streaming-Dienst verfügbar gemacht werden sollen. Viele Disney-Klassiker gelten als zeitlos und sind vor allem bei den kleinen Zuschauern sehr beliebt. Zudem wolle man ein familienfreundliches Programm bieten. Ob damit jedoch alle Zuschauer zufrieden sind, dürfte fraglich sein: Immerhin hat Disney durch den Kauf von 21st Century Fox auch die Rechte an zahlreichen Action- und Horrorschockern wie "Stirb langsam" oder "Alien" erworben.
Einige Stunden nach dem Start kämpft Disney+ bereits wegen des hohen Ansturms mit technischen Problemen.