Netzausbau

Netzausbau Deutschland: Es wird "wirklich brenzlig"

Die Diskussionen um einen 4. Netzbetreiber und mehr Wettbewerb auf dem Mobilfunkmarkt reißen nicht ab. Neben Ralph Dommermuth schaltet sich nun auch Internet-Unternehmer Oliver Samwer in die Diskussion ein.
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Ruf nach mehr Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt Ruf nach mehr Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt
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Seit Monaten tobt eine heftige Diskussion darüber, wie Deutschland möglichst schnell in puncto Breitband mit anderen Ländern gleichziehen kann. Immer wieder wird der Einstieg eines vierten Mobilfunk-Netzbetreibers debattiert. Außerdem wird nach wie vor über die Öffnung der Netze für virtuelle Mobilfunkbetreiber diskutiert. Der Hintergrund ist, dass die Bundesnetzagentur momentan die Regeln für die Vergabe der 5G-Lizenzen präzisiert.

1&1-Gründer Ralph Dommermuth hat sich in den vergangenen Monaten schon öfters zur Sache gemeldet, nun äußert sich auch Oliver Samwer, Gründer und Chef von Rocket Internet, zum Thema. Beide haben dem Handelsblatt ihre Forderungen mitgeteilt. United Internet ist mit rund neun Prozent an Rocket Internet beteiligt.

Mehr Wettbewerb und gleichzeitig mehr Kooperation

Ruf nach mehr Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt Ruf nach mehr Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt
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Grundsätzlich fordern die beiden Unternehmer "bessere politische Rahmenbedingungen beim Netzausbau", Deutschland müsse "im Kampf um die digitale Zukunft aufholen". Samwer mahnt, es werde mittlerweile "wirklich brenzlig" und fordert "faire Startbedingungen".

Dommermuth fühlt sich von der Politik und den bisherigen drei Netzbetreibern "ausgebootet", weil dort offenbar niemand seinen Gedanken eines vierten Mobilfunknetzes ernst nimmt. Sogar das Bundeskartellamt hatte vor einigen Tagen den Einstieg eines vierten Netzbetreibers bei 5G gefordert.

Dommermuth bekräftigt, das bisherige Geschäftsmodell von 1&1 lebe ja "in Teilen" davon, dass von anderen Netzbetreibern Vorleistungen bezogen werden. Das habe bislang "gut funktioniert". Bei 5G wolle 1&1 aber die Chance auf ein eigenes Netz nutzen. Samwer unterstützt die Forderung Dommermuths nach National Roaming während der Aufbauphase neuer Netze. "Mehr Wettbewerb und gleichzeitig mehr Kooperation" - so fassen die beiden Unternehmer ihre Forderung zusammen.

Samwer sieht sich mit Rocket Internet vom Selbstverständnis her allerdings weiterhin eher als Anwender und nicht als Anbieter von Infrastruktur. Zu den Gerüchten, dass Telefónica sich von seinem Deutschland-Geschäft trennen könnte, wollte sich Dommermuth nicht äußern, zog aber in Betracht, sich mit dem Thema zu beschäftigen, wenn Telefónica Spanien die Anteile offiziell anbieten sollte.

Im Interview wenden sich die beiden Unternehmer allerdings nicht nur an die bisherigen drei Netzbetreiber, sondern auch an die Politik: Die Marktwirtschaft sei "nicht mit einem Oligopol vereinbar" und mehr "Begeisterung für den Fortschritt" sei hierzulande auch in der Politik sehr wichtig.

Netzausbau vorzuschreiben, ist schwierig - aber es gibt möglicherweise eine wirksame Alternative. Darüber diskutieren wir in unserem aktuellen Editorial 3 oder 4 Netze.

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