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Kommentar: Drillisch sagt den Netzbetreibern den (Preis-)Kampf an

Drillisch hat mit seiner simply-Geburtstagsaktion eine Kampfansage ausgerufen. Netzbetreiber bieten vergleichbare Tarife für mehr als das Doppelte an. Doch Drillisch kämpft in Teilen auch gegen sich selbst und kann dabei kaum gewinnen.
Von Thorsten Neuhetzki

Drillisch ist mit seinen zahlreichen Marken von yourfone über smartmobil und WinSIM hin zu maxxim immer wieder für Preis-Überraschungen gut. Feste Tarife gibt es quasi nicht, der Kunde muss im richtigen Moment beim richtigen Anbieter zuschlagen. Doch das kann sich lohnen. War zuletzt WinSIM preislich mit einer 1-GB-Allnet-Flatrate für weniger als 7 Euro monatlich das Maß der Dinge für Wenignutzer, schiebt sich nun simply für Nutzer mit einem anspruchsvolleren Nutzungsverhalten ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch wohin soll das preislich noch führen? Und wann reagieren die Netzbetreiber, deren Tarife nicht einmal im Ansatz mit den Drillisch-Tarifen mithalten können?

Anlass der aktuellen simply-Aktion ist der elfte Geburtstag des Discounters, der einst als Low-Cost-Tarif des Providers VictorVox gestartet war. Nun zum Geburtstag sind die Tarife für Vielnutzer so attraktiv wie nie zuvor. Für monatlich 19,99 Euro bekommen Kunden im Tarif LTE 5000 monatlich 5 GB Datenvolumen im LTE- (und natürlich UMTS- und GSM-) Netz von Telefónica. Zusätzlich bekommen die Kunden eine Allnet-Flatrate für Gespräche in alle deutschen Netze, eine SMS-Flatrate und 2 Multi-SIMs. Außerdem können die Kunden ihren Tarif vergleichsweise sorgenfrei in der EU nutzen: Die Flatrate gilt auch hier und pro Monat gibt es 1 GB Datenvolumen für die Nutzung in der EU. Der Tarif ist monatlich kündbar.

o2 bietet immerhin monatlich kündbaren Vertrag an

Das sucht seinesgleichen: Eine nach Leistungen nahezu identische Tarifvariante bekommen die Kunden bei o2, also dem Netz-Betreiber des Drillisch-Tarifes. Hier bekommen die Kunden des All-In XL sogar 6 GB, die weiteren Konditionen stimmen überein - abgesehen vom Preis. Denn der Tarif kostet bei o2 mit 44,99 Euro monatlich im ersten Jahr schon trotz Neukundenbonus mehr als doppelt so viel. Im zweiten Jahr verlangt o2 gar 49,99 Euro monatlich. Die monatlich kündbare Variante kostet 54,98 Euro.

Telekom und Vodafone mit ähnlichen Angeboten

simply mit Geburtstagsaktion simply mit Geburtstagsaktion
Screenshot: teltarif.de
Sucht der Kunde ein vergleichbares Angebot bei Telekom oder Vodafone, wird es zumindest nicht günstiger: Magenta Mobil L der Telekom hat ebenfalls 6 GB, aber keine Multi-SIM inkludiert. Dafür gibt's eine Hotspot-Flatrate für die Telekom-WLANs. Und eine hohe Rechnung: 49,46 Euro kostet der Vertrag bei Onlineabschluss im ersten Jahr monatlich, 54,95 Euro im zweiten Jahr. Vodafone-Kunden zahlen für den Red 3 GB (mit derzeit 6 GB) 40,49 Euro monatlich im ersten und 47,49 Euro monatlich im zweiten Jahr. Im Detail unterscheiden sich die Tarife von Telekom und Vodafone beispielsweise noch durch das Roaming-Verhalten beim Surfen oder Begrenzungen beim Telefonieren im Ausland sowie durch Länder wie Schweiz oder Norwegen.

Rechtfertigen Detail-Unterschiede den doppelten Preis?

Doch auch wenn es Unterschiede gibt, die beispielsweise für Nutzer, die oft in der Schweiz sind, eklatant wichtig sein können, zeigt dieser oberflächliche Vergleich eines: Die Netzbetreiber sind für das Gros der potentiellen Kunden zu teuer. Bei der aktuellen Drillisch-Kampagne könnten die Kunden zwei Verträge abschließen, bevor sie an die Kosten der Netzbetreiber kommen - und haben noch zusätzliche SIM-Karten für das Tablet oder den mobilen WLAN-Router. Hier sind die Netzbetreiber dringend aufgefordert, ihre Tarife zumindest teilweise anzupassen. Zwar bleiben mit Features wie der WLAN-Flatrate oder der Mitnutzung des kompletten deutschen Datenvolumens im Ausland auch Pluspunkte bei den Netzbetreibern, doch ob diese für den Kunden den doppelten Preis rechtfertigen, darf bezweifelt werden.

Natürlich darf man bei dieser Preisdiskussion auch die Qualität der Netze nicht vergessen. Hier gibt es bei Telefónica sicherlich gegenüber Vodafone und der Telekom noch Nachholbedarf, hält man sich verstärkt jenseits von Städten und Metropolen auf. Doch der Großteil der Bevölkerung lebt in Städten, ergo sind sie auch die Zielgruppe für die Discount-Tarife von simply und dürften somit über kurz oder lang aus dem Fokus der Netzbetreiber verschwinden. Denn eins ist sicher: Auch wenn die Tarife bei simply auch wieder nur zeitlich begrenzt zu haben sind: Die nächste Marke mit dem nächsten Discount-Angebot steht bei Drillisch bestimmt schon bereit.

Drillisch kämpft auch gegen sich selbst

Gleichzeitig muss Drillisch aber auch aufpassen, sich nicht selbst das Wasser abzugraben. Bei einem Monat Vertragslaufzeit ist es gegen Zahlung einer Einmalgebühr auch möglich, zwischen den Marken der Drillisch-Gruppe zu wechseln. Zwar ist es ausgesprochen löblich und positiv, dass man Bestandskunden nicht verärgert, indem man nicht nur Neukunden deutlich günstigere Konditionen anbietet - gleichzeitig muss Drillisch aber bei einem Wechsel der Kunden auch mehr Leistung aufwenden, bekommt aber nicht unbedingt mehr Umsatz. Auch ist die Preisspirale nach unten endlich. Viel mehr Leistungen lassen sich in die Tarife - abgesehen von weiterem Datentraffic - fast nicht unterbringen, also müssten die Preise sinken. Und das geht dann definitiv zu Lasten der Bilanz. Mehr zu den aktuellen Zahlen von Drillisch finden Sie in einer weiteren Meldung. Drillisch sagt also nicht nur den Netzbetreibern, sondern letztlich auch sich selbst den Preiskampf an. Zumindest kurzfristig profitieren davon auch die Kunden.

Wie der simply LTE 5000 im Vergleich mit der Konkurrenz dasteht, zeigt ein Blick in unseren Tarifrechner. Hier können Sie die Tarife auch an Ihr Nutzungsverhalten anpassen.

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