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Digitalradio auf Kurzwelle ohne Internet grenzüberschreitend empfangbar

Digitalradio auf Mittel- und Kurzwelle hat sich in Europa nicht durchgesetzt. Auf der IBC 2015 ist die Technik dennoch ein Thema. Unter anderem wird eine WLAN- und Bluetooth-Lösung mit Anbindung an Smartphone und Autoradio präsentiert.
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Digitale Kurzwelle auf der IBC in Amsterdam Digitale Kurzwelle auf der IBC in Amsterdam
Foto: teltarif.de
Die Digitalisierung sollte die Rettung für den Rundfunk auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle sein. Das zumindest erhofften sich vor mehr als zehn Jahren international tätige Rundfunkanstalten wie die Deutsche Welle oder die BBC London, aber auch kommerzielle Programmanbieter wie RTL. Mehr als Testsendungen gab es seinerzeit allerdings nicht, wenn auch von einigen Rundfunkstationen in nicht unerheblichem Umfang.

Es mangelte an Empfängern. Radios für Digital Radio Mondiale (DRM) waren kaum verfügbar, teuer und wenig empfangsstark. Anstelle von aktuellen Nachrichten aus Berlin oder London oder den Chats aus Luxemburg waren oft nur Aussetzer zu hören. Besseren Empfang gab es nur für echte Freaks, die analoge Kurzwellenempfänger für DRM umgerüstet hatten - eine Lösung, die natürlich nichts für die breite Masse der Radiohörer war.

Digitale Kurzwelle auf der IBC in Amsterdam Digitale Kurzwelle auf der IBC in Amsterdam
Foto: teltarif.de
So stellten die Programmveranstalter ihre Sendungen nach und nach wieder ein. Heute gibt es kaum noch Übertragungen im DRM-Standard. Dennoch ist die Sendenorm nicht tot, wie die diesjährige International Broadcasting Convention (IBC) zeigt, die derzeit in Amsterdam stattfindet. Transradio und Riz zeigen Sendeanlagen für die digitale Mittel- und Kurzwelle und auch beim Fraunhofer Institut wird DRM am Stand vorgeführt.

DRM-Blackbox mit WLAN und Bluetooth

Besonders spannend ist eine Blackbox für den DRM-Empfang, die sich beispielsweise im Kofferraum eines Autos platzieren lässt. Das Gerät verfügt über Bluetooth und WLAN, um es beispielsweise mit dem Smartphone und mit dem Autoradio drahtlos zu verbinden. So kann die Frequenzeinstellung über eine Smartphone-App vorgenommen werden und die Wiedergabe erfolgt über die im Fahrzeug bereits vorhandene HiFi-Anlage.

Auf diesem Weg lassen sich bestehende Autoradios auf recht einfachem Weg für den Empfang von DRM-Signalen aufrüsten. Das allerdings nutzt nur dann etwas, wenn es auch entsprechende Programmangebote gibt. Für Europa oder auch Nordamerika dürfte der Zug längst abgefahren sein. Bestehende Lang-, Mittel- und Kurzwellensender werden seit einigen Jahren sukzessive abgebaut, die Sendeanlagen werden meistens sogar gesprengt, so dass für eine Renaissance von DRM schlicht die Infrastruktur fehlt.

Blackbox-Lösung für DRM-Empfang im Auto Blackbox-Lösung für DRM-Empfang im Auto
Foto: teltarif.de
Allerdings verfügen wir hierzulande auch über ein sehr gut ausgebautes UKW-Sendernetz und DAB+ gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wer sich für grenzüberschreitenden Rundfunkempfang interessiert, muss aber immer mehr auf das Internet zurückgreifen. Das bietet den Vorteil einer Programmvielfalt, wie sie das herkömmliche terrestrische Radio niemals leisten könnte. Dafür ist man aber auf Internet-Empfang angewiesen, der vor allem mobil nicht immer oder nur instabil verfügbar ist.

Kurzwelle versorgt auch internetfreie Regionen

Die Mittel- und Kurzwelle ist - egal ob analog oder digital - auch in ländlichen Regionen verfügbar, wo die Mobilfunknetze oft nur GPRS oder EDGE anbieten, was für den Radioempfang zu schmalbandig ist. So gesehen ist es durchaus unüberlegt, diese Technik völlig aufzugeben. In Asien und Südamerika ist die Situation übrigens anders, denn dort gibt es kein so flächendeckend ausgebautes UKW-Sendernetz wie hierzulande. Dort hat DRM durchaus eine Chance, bei der Digitalisierung des Rundfunks eine gewichtige Rolle zu spielen.

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