5G Broadcast könnte spätestens ab 2030 DVB-T2 ersetzen
Fernsehen auf dem Tablet via 5G Broadcast
Videoausschnitt: ORS, Screenshot: Michael Fuhr
Noch sind die Sendernetze für DVB-T2 HD nicht vollständig ausgebaut, da strebt Deutschland erneut einen Paradigmenwechsel an. Ab 2030 könnten die momentan von DVB-T2 HD genutzten Frequenzen für 5G Broadcast zur Verfügung stehen. Es sei "unverzichtbar, dass sich der Rundfunk frühzeitig in die Standardisierung von 5G einbringt und die Weichen auch für eine zukünftige Verfügbarkeit für 5G Broadcast stellt", sagt Helwin Lesch, Leiter Verbreitung und Controlling beim Bayerischen Rundfunk (BR), in einem Gastbeitrag im Magazin "InfoDigital". Bis 2030 bleiben die Frequenzblöcke für DVB-T2 HD in Betrieb. "Die weiteren Entwicklungen werden zeigen, ob die geschilderten Prämissen von anderen Marktpartnern, namentlich den auf ökonomische Frequenznutzung achtenden Regulieren und dem von zunehmenden Bandbreitenengpässen betroffenen Mobilfunk, geteilt werden", so Lesch.
Bessere Voraussetzungen als bei DMB und DVB-H
Fernsehen auf dem Tablet via 5G Broadcast
Videoausschnitt: ORS, Screenshot: Michael Fuhr
Für 5G Broadcast sieht Lesch wesentlich bessere Chancen als für die gescheiterten Handy-TV-Standards DMB und DVB-H: "Während bei DMB bzw. DVB-H noch spezielle Hardware für Empfang (Antenne) und Dekodierung (Chip) der Signale erforderlich war, profitiert 5G Broadcast davon, im selben System zu arbeiten wie die 5G-Netze des Mobilfunks und ähnliche Frequenzen zu nutzen". Hinzu käme, dass "durch die technischen Weiterentwicklungen von Smartphones und Tablets inzwischen sowohl die Empfangs- als auch die Darstellungsfunktionen deutlich breitbandiger geworden sind". Daher könnten "Investitionen in spezielle Hardware weitgehend reduziert werden und auch der zusätzliche Energieverbrauch ist nicht mehr so kritisch".
Mit 5G Broadcast soll es primär möglich werden, Fernsehen mobil an eine unbegrenzte Teilnehmerzahl auf Smartphones und Tablets zu übertragen, ohne dass es wie bisher zu Bandbreitenengpässen kommt. Rundfunk brauche ein Verteilsystem, dessen Kosten nicht skalieren, beschreibt Lesch die Notwendigkeit des 5G Broadcast-Modus. Bisher muss ein Videostream so oft verbreitet werden, wie Teilnehmer ihn abrufen. Mit 5G Broadcast wird er nur einmal an eine unbegrenzte Teilnehmerzahl gesendet. Damit wären auch die Streaming-Kosten besser kalkulierbar.
Rein theoretisch lässt sich der Standard auch auf anderen Endgeräten wie Fernseher oder Set-Top-Boxen integrieren, so dass ein Verzicht auf DVB-T2 HD und ein Ersatz durch einen Universalstandard für Home Entertainment und mobilen Empfang möglich ist.
Radio: DAB+ soll wohl langfristiger Standard werden
Auch wenn sich die Marktteilnehmer noch nicht abschließend dazu geäußert haben, läuft es beim Radio dagegen auf eine langfristige Etablierung von DAB+ als Hörfunkstandard, auch nach 2030, hinaus. 5G Broadcast könnte hier eher eine ergänzende Rolle einnehmen.
Es gibt jedoch Stimmen aus dem Radiolager, die auch beim Hörfunk einen Technikwechsel beim digital-terrestrischen Radio hin zu 5G Broadcast wünschen und das nicht nur aus dem Grund, dass man damit endlich auch per Rundfunk und nicht nur IP-basiert auf Smartphones und Tablets präsent ist.
Ein Hörfunkmanager aus Bayern beschreibt das im sozialen Network Facebook wie folgt: "Auch wenn ich ganz klar die Stärken von DAB+ gegenüber UKW sehe, aber 5G hat etwas, das für Radiomacher eine grundlegende und wichtige Funktion darstellt und das DAB+ leider nie bieten wird: Einen Rückkanal". 5G werde zudem erstmals Internet, Telefonie, Hörfunk und TV miteinander verbinden und im Rahmen einer Free-to-Air-Verbreitung ermöglichen. Hinzu komme, das Visual Radio, welches heute noch niemand so wirklich auf dem Schirm hat, in Zukunft eine große Rolle spielen wird.
Lesen Sie zum Thema 5G Broadcast auch unser großes "FAQ" sowie ein Pro & Contra.