Zusammenschaltung

E-Plus und o2: National Roaming soll UMTS-Netz­ab­de­ckung ver­bessern

Die Fusion von o2 und E-Plus wird nun auch technisch umgesetzt. Ein Baustein dabei ist National Roaming - was der Schritt bewirken soll, erläutern wir in dieser Meldung.
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Arbeiten an einem E-Plus-Sendemast Arbeiten an einem E-Plus-Sendemast
Bild: E-Plus
Nachdem die Übernahme von E-Plus durch o2 im juristischen Sinne abgeschlossen ist, folgt in den kommenden Monaten und Jahren nun die langwierige technische Fusion, zu der das Unternehmen von sich aus nur spärlich Informationen herausgibt. Immerhin wurde offiziell bekannt, dass das Fusionsunternehmen 1 600 Arbeitsplätze streicht. In einem E-Plus-Forum hat sich eine Mitarbeiterin nun allerdings zum National Roaming zwischen dem E-Plus- und o2-Netz geäußert.

Der Ausgangspunkt ist, dass das E-Plus- und o2-Netz regional unterschiedlich aufgestellt sind. An manchen Orten ist nur eines der beiden Netze gut ausgebaut, an anderen Stellen haben beide Netze gleichzeitig eine gute Abdeckung. Die EU hat das Fusionsunternehmen dazu verpflichtet, einen Teil der Mobilfunkstandorte und Shops längerfristig an Drillisch abzugeben. Die Drillisch-Shops sollen schon Anfang 2015 starten. Die Regulierer und die Kunden erwarten allerdings, dass sich die Netzabdeckung ihres bisherigen Netzes nicht verschlechtert. Doch genau darüber hat sich ein Kunde im E-Plus-Forum beschwert.

Zweck des National Roaming: Verbesserung der UMTS-Netzabdeckung

Arbeiten an einem E-Plus-Sendemast Arbeiten an einem E-Plus-Sendemast
Bild: E-Plus
Ein Nutzer namens Michael schrieb vor wenigen Tagen im E-Plus-Forum: "Ich hatte bisher in Ludwigshafen Oppau immer 4G bei meiner Wohnadresse. Seit Ende KW41 mit viel Glück noch H oder H+. Woran liegt das?" Darauf antwortete eine E-Plus-Mitarbeiterin erst einmal wie folgt: "Hallo Michael, vielen Dank für Deine Anfrage. Nach unseren Recherchen ist der Empfang von 4G in Ludwigshafen-Oppau prinzipiell möglich, eine Beeinträchtigung der Technik ist uns nicht bekannt. Denkbar ist aber, dass sich der Empfang aufgrund von Optimierungsmaßnahmen verändert hat. Und kein Witz: Eine andere Möglichkeit wäre der Einfluss der Jahreszeit – im Herbst fällt das Laub und das verändert mancherorts die Ausbreitung der Funkwellen."

Der Kunde gab sich mit dieser Antwort allerdings keineswegs zufrieden, sondern schrieb: "Danke für die schnelle Antwort, aber ich bin von 4G und einem Speed von über 32 000 im Download auf H mit knapp 7 000 [kBit/s, Anm. d. Red.] gerutscht. Auch wenn ich das mit dem Laub nicht in Frage stelle, kommt das hier weniger in Frage. Ich hoffe das sind nicht die ersten Wehwehchen vom Zusammenschluss mit o2."

In ihrer darauffolgenden Antwort erwähnt die E-Plus-Mitarbeiterin das National Roaming zwischen den beiden Netzen: "Hallo Michael, durch den Zusammenschluss mit Telefónica Deutschland wird es keine kurzfristigen Änderungen in der Netzabdeckung geben. Die Zusammenlegung der Netze wird sukzessive vorangetrieben. Erst nach und nach wird gebietsweise das Roaming zwischen beiden Netzen aktiviert. Dadurch wird vor allem die 3G-Abdeckung erweitert. Zudem wird Telefónica Deutschland den LTE-Ausbau in ganz Deutschland beschleunigen. In dieser Hinsicht besteht also kein Grund zur Sorge. Wir haben gestern schon bei der Technik nachgehakt: Es ist keine generelle Beeinträchtigung des Netzes in Ludwigshafen bekannt. Wir bleiben aber dran!"

Kurze Zeit später fasst der Nutzer nochmals zusammen, was er vor seiner Haustür beobachtet hat: "Vielen lieben Dank für die Informationen. Vielleicht hilft es weiter, dass sich die 4G-Erreichbarkeit immer weiter aus Ludwigshafen Oppau zurück zieht. Vor meiner Haustür und Umgebung hatte ich nie 4G-Probleme, mittlerweile ist im Großraum Oppau 4G fast verschwunden."

Genaue technische Ausgestaltung momentan unklar

Interessant ist die Aussage der Mitarbeiterin, dass das National Roaming zwischen dem E-Plus- und o2-Netz erst einmal primär eine bessere Abdeckung des UMTS-Netzes herbeiführen soll. Damit gesteht sie ein, dass beide bisherigen Netze hier noch Optimierungsbedarf haben. Dass das Unternehmen dazu aber bewusst LTE-Standorte dauerhaft abschaltet, erscheint unwahrscheinlich.

Die geschilderten Vorkommnisse lassen eher darauf schließen, dass o2 an einigen Standorten momentan Zusammenschaltungs-Tests durchführt. In einem umfangreichen Hintergrund-Artikel haben wir bereits erläutert, dass im Rahmen der Fusion 40 000 Sendestationen auf den Prüfstand müssen.

Denn wo bislang E-Plus- und o2-Stationen nahe beieinander standen, ist ein Parallel-Betrieb weder sinnvoll noch wirtschaftlich. Bereits damals fiel der Begriff von einer "Operation am offenen Herzen", bei der es im Extremfall auch einmal dazu kommen kann, dass bestimmte Stellen, die bisher versorgt wurden, künftig schlechter oder auch gar nicht mehr versorgt werden - dies vielleicht auch nur temporär.

Es ist auch möglich, dass das Unternehmen bereits damit begonnen hat, Sendestandorte oder einzelne Netz-Komponenten umzuziehen - für den E-Plus-LTE-Nutzer könnte das wie eine "Abschaltung" wirken, was es zumindest vorübergehend auch ist. Denn in unserem Artikel haben wir darauf hingewiesen, dass E-Plus und o2 bislang mit verschiedenen Netzausrüstern zusammengearbeitet haben, was die Zusammenschaltung erschweren oder an manchen Standorten auch verzögern kann. Weitere technische Details finden Sie in unserem zweiten Hintergrund-Artikel: Wie die o2-E-Plus-Fusion technisch ablaufen könnte.

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