European Broadcasting Union setzt sich für 5G Broadcast ein
Fernsehen auf dem Tablet via 5G Broadcast
Videoausschnitt: ORS, Screenshot: Michael Fuhr
Die European Broadcasting Union (EBU) sieht als Zusammenschluss großer öffentlich-rechtlicher Sender in Europa großes Potenzial für Hörfunk und Fernsehen im neuen Mobilfunkstandard 5G. Das betont Philip De Tender, EBU Media Director, in einem Vortrag auf dem Kongress "Media2020".
5G soll Leitmedium werden
Fernsehen auf dem Tablet via 5G Broadcast
Videoausschnitt: ORS, Screenshot: Michael Fuhr
"Es gibt noch viel Unbekanntes bei 5G. Werden die Kosten den Schritt für den Verbraucher und die Netzbetreiber rechtfertigen?". Es werde daher "eine Herausforderung sein, 5G sowohl praktikabel als auch erschwinglich zu machen". Aber auch die Nachfrage nach mobilen Daten steige, und der mobile Datenverkehr nehme laut De Tender weiter zu.
"Die Fähigkeit von 5G, das zu bieten, was die Öffentlichkeit mehr und mehr zu wollen scheint, bedeutet, dass wir es ernst nehmen müssen. Es besteht die reale Chance, dass 5G ein beliebtes Leitmedium wird".
Hier stelle sich auch die Frage, inwieweit sich die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten "dem Zug anschließen" sollten. Es gibt laut De Tender Meinungsverschiedenheiten zwischen den EBU-Mitgliedern, aber es gebe eine allgemeine Meinung, dass, wenn 5G zu einem beliebten Medium wird, öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten dabei sein müssen.
"Unsere Mission ist es, ein universelles System für die gesamte Bevölkerung zu schaffen, und wenn ein wichtiger Teil der Bevölkerung 5G-Devices nutzt, müssen wir ihnen unsere Inhalte zur Verfügung stellen".
Free-to-Air-Modus über 5G Broadcast gefordert
Er fordert daher von den Mitgliedern, auf die Gestaltung der technischen Standards Einfluß zu nehmen. Das betreffe nicht nur internetbasierte Abrufdienste oder eine bessere Bildqualität über Ultra-HD. Erforderlich sei vor allem der 5G-Broadcast-Modus für die lineare Verbreitung. "Es muss möglich sein, Free-to-Air-Dienste über 5G mit jedem 5G-tauglichen Endgerät zu empfangen, ohne dass dafür eine spezielle SIM-Karte notwendig wird“, so De Tender. Nur so werde gesichert, dass die Nutzer alle Dienste auf einem Gerät empfangen können. Das schaffe für Inhalteanbieter wie für Nutzer eine Win-win-Situation.
Schon heute sind diverse EBU-Mitglieder an 5G-Broadcast-Projekten beteiligt. Die ARD-Anstalten Bayerischer Rundfunk (BR) und Westdeutscher Rundfunk (WDR) erproben den neuen Standard mit Bewegtbildern. Die BBC startete einen äußerst erfolgreichen Versuch mit Hörfunk über 5G Broadcast.
DVB-T2 und DAB+ nicht kannibalisieren
Nach bisherigen Plänen soll 5G Broadcast allerdings lediglich den mobilen Sektor, etwa über Smartphones und Tablets, abdecken. Maximal soll er noch in vernetzte Fahrzeuge vordringen. Im stationären Heimgerätemarkt, also Fernseher, Radiogeräte oder HiFi-Anlagen, soll 5G Broadcast nicht zum Einsatz kommen, um die bestehenden Technologien DVB-T2 HD und DAB+ nicht zu kannibalisieren.
Spannend dürfte die Frage sein, ob sich private Veranstalter überhaupt ein weiteres Sendernetz leisten können und ob die KEF ARD und ZDF das grüne Licht hierfür erteilt. Der Druck dürfte bei Hörfunkanbietern nochmal größer werden, mittelfristig das analoge UKW-Radio abzuschalten. Beim Fernsehen könnten Veranstalter irgendwann vor der Frage stehen, ob sie künftig noch in DVB-T2 HD oder in 5G Broadcast investieren wollen.