Elektromobilität

Tanken mit dem E-Auto: Kompliziert und manchmal sehr teuer

Die Bundesregierung fördert den Ausbau von Ladestationen für Elektroautos - aber die Preise für deren Nutzung sind oft nicht nachvollziehbar.
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die Preise für das Laden von Elektroautos sind oft nicht nachvollziehbar. Die Preise für das Laden von Elektroautos sind oft nicht nachvollziehbar.
Bild: dpa
Geringe Reichweite, hohe Anschaffungskosten und der langwierige Ladevorgang sind drei wesentliche Hürden, die dem Siegeszug des Elektroautos im Wege stehen. Dazu kommt, dass Strom eben nicht einfach so aus der Steckdose kommt, sondern erst erzeugt werden muss - unter Umständen auch im Kohle- oder Atomkraftwerk. So richtig umweltfreundlich ist das nicht. Wer das alles trotzdem auf sich nimmt, hat aber noch mit anderen Problemen zu kämpfen. Denn wer sein E-Mobil spontan an öffentlichen Ladesäulen auflädt, zahlt oft mehr für den Strom als im Haushalt - oder auch gar nichts. Aber warum ist das so?

Die Preise für das Laden von Elektroautos sind oft nicht nachvollziehbar. Die Preise für das Laden von Elektroautos sind oft nicht nachvollziehbar.
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In Deutschland gab es zum Beginn des Jahres ganze 34 000 Elektroautos. Das ist weit entfernt von dem mittlerweile aufgegebenen Ziel von einer Million Elektro-Pkw bis 2020. Eine Voraussetzung für die weitere Verbreitung von E-Autos wäre ein leistungsfähiges Netz von öffentlichen Ladestationen. Die Bundesregierung hat dafür 300 Millionen Euro Fördermittel bereitgestellt. Bislang werden die meisten Elektroautos in der heimischen Garage oder beim Arbeitgeber aufgeladen. Nur zehn bis 20 Prozent der Ladevorgänge entfallen auf öffentliche Ladepunkte. Doch das müsste sich ändern, wenn E-Autos massentauglich werden sollen.

Bundesregierung fördert neue Ladestationen

Zum Jahresbeginn gab es in Deutschland gut 7 400 öffentliche Ladepunkte an 3 200 Ladestationen, die oft zwei Ladepunkte haben. Schwerpunkt sind Großstädte und Ballungsräume. Mit dem Programm der Bundesregierung sollen 15 000 neue Ladestationen gebaut werden, davon 5 000 Schnellladestationen. Tank&Rast treibt den Ausbau an den Autobahnen voran. Porsche, VW, Audi, BMW, Ford und Daimler haben ein Gemeinschaftsunternehmen für den Aufbau eines Ladenetzes an vielbefahrenen Strecken gegründet. Die Mineralölgesellschaften halten sich in Deutschland dagegen bislang weitgehend zurück. Das Netz der Stromtankstellen wird jedoch immer dichter.

Wie können die Ladestationen genutzt werden?

In der Praxis werden die meisten E-Mobilisten nur eine oder zwei Ladestationen regelmäßig anfahren, so wie ein Autofahrer mit Otto- oder Dieselmotor seine Stammtanke hat. Er wird in der Regel einen Vertrag mit dem Betreiber der Ladestation abschließen. Oder mit seinem Stromlieferanten. Die Firma Innogy (RWE), ein wichtiger Anbieter von öffentlichem Autostrom, bietet einen Vertrag mit einem Preis von 30 Cent je Kilowattstunde Ökostrom bei genauer Abrechnung an. Das entspricht ungefähr dem Preis für Öko-Haushaltsstrom.

Wenn ohne Vertrag eine andere Ladesäule benutzt werden soll, fangen die Schwierigkeiten an. Wer einen Benziner oder Diesel fährt, kann mit einem Blick auf seine App die billigste Tankstelle in der näheren Umgebung identifizieren und fährt zur entsprechenden Tanke. Die Stromtarife an den öffentlichen Ladepunkten sind dagegen sehr intransparent, wie eine Untersuchung im Auftrag des Stromanbieters Lichtblick ergab.

Große Preisunterschiede

Für Spontan- und Gelegenheitsnutzer ohne Vertrag kann der Preis bis zu 67 Cent je Kilowattstunde betragen. Zum Vergleich: Haushaltsstrom kostet durchschnittlich 29 Cent. Andere Anbieter liegen in diesem Bereich oder sind sogar deutlich günstiger: Bei Mainova zahlen die Autofahrer pro Kilowattstunde 18,8 Cent, bei den Stadtwerken Dresden 13,5 Cent. Und bei den Stadtwerken Leipzig, den Stadtwerken Düsseldorf und der RheinEnergie tankt der E-Mobilist umsonst - wegen der wenigen Tankvorgänge lohnt sich der Aufbau eines Abrechnungssystems nicht. Bei den teuren Anbietern kostet Ladestrom damit mehr als Benzin. Bei einem Preis wie Haushaltsstrom wäre ein E-Auto bei den Treibstoffkosten aktuell um 25 Prozent günstiger.

Zu kompliziert

Außerdem gibt es eine Reihe weiterer Hürden. Bei den meisten Anbietern ist eine Registrierung erforderlich. Die Kunden erhalten dann eine Tankkarte oder können eine App für ihr Smartphone herunterladen. Es können Zusatzkosten wie Parkgebühren oder für das Zahlen per SMS sowie Servicegebühren anfallen. Nicht alle Anbieter rechnen nach Kilowattstunden ab, die meisten bieten zeitbasierte Tarife an. Da die E-Autos unterschiedliche Ladegeschwindigkeiten haben, ist der Preis hier weitgehend unkalkulierbar.

Lichtblick schlägt vor, öffentliche Ladestationen zu einem Teil des Stromnetzes zu machen und über die Netzentgelte zu finanzieren. Jeder Fahrer eines E-Mobils sollte dann jede öffentliche Ladestation nutzen können - zum Haushaltsstrom-Tarif seines Versorgers. So könnte Wettbewerb in dem Markt Einzug halten, der jetzt wesentlich von regionalen Monopolisten beherrscht wird.

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