eAuto "Made in Germany": Mit dem e.Go Life unterwegs
Ob die Elektromobilität die automobile Zukunft ist, ist ein hoch emotionales und umstrittenes Thema. Künftige Autos werden fest mit (4G/5G)-Mobilfunk verbunden sein, sei es bei der Produktion oder im Alltag. In Aachen hatte teltarif.de die Gelegenheit einmal im e.go mitzufahren.
Direkter Kontakt zur Straße
Der e.Go ist ein typischer Stadtflitzer, man kommt aber auch auf der (Stadt-)Autobahn noch ausreichend vorwärts.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Das Fahrzeug bewegt sich agil durch den Verkehr, man kommt flott voran, ohne andere Autofahrer zu behindern. Flotte Fahrer schätzen das "Go Kart"-Gefühl - man hat direkten Kontakt zur Straße. Auf der Rücksitzbank spürt man Querrinnen und Schlaglöcher deutlich. Die sogenannte "De-Dion"-Hinterachse wurde von e.Go "neu erfunden". Sie wird normalerweise nur in höherwertigen Fahrzeugen verbaut. Das Prinzip ist über 100 Jahre alt. Sie behält ihre Spur permanent bei und muss nicht extra eingestellt werden, was im Endeffekt Kosten spart. Die Kraft des Elektromotors wird auf die Hinterachse übertragen, die steifer ist und daher das Drehmoment besser verkraftet. "An der Ampel können Sie jeden Porsche abhängen", scherzt Werkschef Prof. Schuh dazu.
Das Auto (Dreitürer) bietet ausreichend Platz für vier Personen (inkl. Fahrer) - ausreichend Platz auch auf der Rückbank. Firmengründer Schuh (1,90 Meter groß) hat darauf geachtet, auch auf der Rückbank gut sitzen zu können.
Die Aufladung
Das e.Go Produktionswerk befindet sich im Industriegebiet von Aachen, Stadtteil "Rothe Erde"
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Der e.Go kann an der heimischen 230-Volt-Steckdose aufgeladen werden, ein Ladekabel für daheim gehört zum Lieferumfang. Mit einem Ladekabel für öffentliche Ladestationen (z.B. von Telekom, Ionity oder anderen) kann über den CCS-Stecker (Typ2) schneller und intensiver geladen werden, das "öffentliche" Ladekabel kann kostenlos dazu bestellt werden. Über die optinale Wallbox (11 kW Leistung, mit integrierter Fehlerstromschutzschaltung) kann der Akku eines e.Go Life 20 in 3,8 Stunden (bei 230 Volt 5,4 Stunden) von 0 bis 95 Prozent aufgeladen werden. Beim größten e.Go Life 60 wären es 9,8 h (bei 230 Volt) oder 6,9 Stunden mit der Wallbox. An öffentlichen Stationen kann es durchaus noch flotter voran gehen.
e.Go Life in drei Versionen
Der e.Go "Life" soll ab Jahreswechsel 2019/2020 in drei Versionen lieferbar sein:
- Als e.GO "Life 20" sollen eine Dauerleistung von 20 kW (mit maximal 116 km/h) und eine Batteriekapazität von 14,5 kWh eine WLTP-Reichweite von 100 km zum Basispreis von 15.900 Euro möglich machen.
- Der mittlere e.Go "Life 40" richtet sich an Berufspendler mit einer Peakleistung von 40 kW (von 0 auf 50 km/h in 4,7 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit kurzzeitig 123 km/h). Die Batterie von 17,5 kWh soll 113 km nach WLTP abdecken, er würde dann 17.400 Euro kosten und ab 2020 lieferbar sein.
- Der e.GO "Life 60" soll 60 kW (Peak) leisten und kurzzeitig 142 km/h (dauerhaft 130 km/h) mit einer 23,5 kWh Batterie laufen, was laut WLTP eine Reichweite etwa 145 km ermöglichen würde. Als Preis werden dafür 19.900 Euro angepeilt.
Die Aufpreise
Das Entertainment-System von JBL wird per Touch-Screen gesteuert.
Die "einfache" Version hat nur eine Bluetooth-Kopplung zum Handy. Android oder iOS Anbindung gibt's gegen Aufpreis.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Im Grundmodell ist ein einfaches Radio mit Freisprecheinrichtung (Bluetooth) enthalten. Wer Android Auto oder Apple Car-Play nutzen will, braucht das "Innovationspaket" (plus 1.900 Euro) und bekommt dann auch ein GPS-Navigationssystem dazu. Das "Komfortpaket" (plus 700 Euro) hat nur einen Parkassistent vorne und hinten, eine Sitzheizung für den Fahrer und Beifahrer, bessere Fußmatten und ein Reifenpannenset, Verbandstasche, Warndreieck und Warnweste.
Das Auto rollt ab Werk auf 15-Zoll-Rädern (195/65), auf Wunsch können auch 17 Zoll (225/45) für 600 Euro oder 18-Zoll-7J-Felgen (225/40) für 1200 Euro Aufpreis geordert werden. LED-Scheinwerfer kosten 650 Euro extra (in der Grundversion leuchten Halogen-Lampen), eine Klimaanlage (4 kW) schlägt mit weiteren 1.700 Euro auf. Der Einparkassistent kostet 500 Euro, die elektrische Sitzheizung 150 Euro. Rechnen wir einen Life 60 mit allem (nützlichen) Schnickschnack zusammen, kommen wir auf ca. 25.000 Euro oder noch etwas mehr. Statt der Einmalzahlung des Kaufpreises könnten auch Miet- oder Leasingmodelle (etwa 100 bis 150 Euro im Monat) zum Tragen kommen.
Wer ein Elektroauto kauft, wird aktuell vom Staat mit 4.000 Euro gefördert, dazu muss ein Antrag beim BAFA [Link entfernt] gestellt werden.
Wo kann man kaufen?
Der e.Go Life hier in blauer Wagenfarbe und in der 60er Version mit größeren Alufelgen (Aufpreis). Damit kann man in der Stadt zügig unterwegs sein.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Im Moment werden noch 3.000 Vorbestellungen abgearbeitet, dann soll das Auto für die Allgemeinheit lieferbar sein. Bestellungen müssen im Moment direkt im Werk abgegeben werden, da es noch kein eigenes Vertriebsnetz gibt. Ob das Auto eines Tages im Vodafone-Shop zu kaufen sein wird? Darüber haben die Beteiligten noch gar nicht nachgedacht. Da Mobilfunkshops ja über eine gewisse Logistik verfügen, wäre das nicht auszuschließen. Wartung und Service brauchen beim Elektroauto weniger Aufwand, dafür könnten dann freie oder mit der Marke vertraglich verbundene Werkstätten sorgen.
Eine Einschätzung
Die gute Nachricht ist, dass bei e.Go ein Auto "made in Germany" durchaus möglich ist. Wer in einer gut versorgten Großstadt wie Berlin wohnt, kommt in der Innenstadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln sicher schneller und wohl auch günstiger von A nach B. Für das Elektroauto braucht man einen Parkplatz mit der Möglichkeit nachzuladen, was in der Großstadt derzeit noch eher Mangelware ist. Ladezeiten von 6 bis 10 Stunden (wie beim e.Go) schränken die Bewegungsfähigkeit dann doch noch ein, der normale Kunde vergleicht das mit dem "Nachfüllen" von Kraftstoff (was in 5 bis 10 Minuten erfolgen kann). Ideal wären Schnell-Ladestationen oder ein Schnellaustausch des kompletten Akkus gegen einen vorgeladenen Akku. Dazu müssten sich aber alle Autohersteller sich auf ein System einigen. Der Akku würde dann nur noch "gemietet" und nicht mehr gekauft.
Für Leute, die beruflich viel und lange unterwegs sind, sind "größere" Elektroautos (mit 400 bis 500 km Reichweite) sicher interessanter, aber deutlich teurer (ab 60.000 Euro). Schnelle Hochleistungsladestationen sind im Kommen (Tesla Supercharger, Ionity, Telekom [Link entfernt] und einige andere). Lebt man auf dem Land und muss in den nächsten Ort zum Einkaufen oder zur nächsten Bahnstation für weitere Reisen, dürften Elektromobile bald ihre Vorteile ausspielen können, denn hier gibt es ausreichend Parkplätze vor der eigenen Haustüre oder in der eigenen Garage und damit auch eine Stromversorgung. Der notwendige Strom könnte über Solarzellen auf dem eigenen Dach oder nicht immer gern gesehene Windräder erfolgen.
Vielleicht müssen wir uns vom "Ich kaufe mein Auto"-Modell verabschieden und künftig das Auto eher mieten, möglicherweise nur kurzzeitig (Carsharing). Das Thema bleibt auf jeden Fall spannend.