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EU-Rechnungshof: Breitband-Ausbau in Deutschland nicht zukunftsfähig

Nach Einschätzung des EU-Rechnungshofs sei der Ausbau ultraschneller Internetverbindungen in Deutschland bis 2025 nicht umzusetzen.
Von dpa /

Dem Ausbau von ultraschnellem Internet bis 2025 in Deutschland steht der EU-Rechnungshof skeptisch gegenüber. Dem Ausbau von ultraschnellem Internet bis 2025 in Deutschland steht der EU-Rechnungshof skeptisch gegenüber.
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Das EU-weite Ziel, bis 2025 flächendeckende Ultra-Geschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde zu ermöglichen, sei in Deutschland mit den aktuell genutzten Technologien "wahrscheinlich nicht zu verwirklichen", warnten die Rechnungsprüfer in ihrem heute in Brüssel vorgelegten Bericht.

Das Hindernis seien demnach die alten Telefonkabel aus Kupfer, die in Deutschland trotz des Ausbaus von Glasfasernetzen in der Fläche weiterhin den Großteil der sogenannten "letzten Meile" zwischen Verteilzentren und Haushalten und Unternehmen ausmachen. Mit der "Vectoring"-Technologie können auch über die herkömmlichen Kupferleitungen mittlerweile Geschwindigkeiten bis 50 bis 100 MBit/s erreicht werden - deutlich kostengünstiger als mit neu verlegter Glasfaser, aber mit wenig Luft nach oben.

Aktuell liegt Deutschland beim Breitbandausbau noch etwa im EU-Mittelfeld: 84 Prozent der Haushalte hatten bundesweit 2017 Zugang zu schnellem DSL mit über 30 MBit/s, darunter etwa jeder zweite Haushalt auf dem Land.

Nur jeder neunte Surfer nutzt Verträge mit 100 MBit/s

Dem Ausbau von ultraschnellem Internet bis 2025 in Deutschland steht der EU-Rechnungshof skeptisch gegenüber. Dem Ausbau von ultraschnellem Internet bis 2025 in Deutschland steht der EU-Rechnungshof skeptisch gegenüber.
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Fernsehkabel etwa bieten zwar bereits heute Geschwindigkeiten von bis zu 500 MBit/s. Bislang nutzt allerdings nur jeder neunte Surfer in Deutschland Verträge mit über 100­MBit/s.

Um den Einsatz der "Vectoring"-Technik gab es in Deutschland jahrelang Streit. Vor allem Wettbewerber der Deutschen Telekom forderten, konsequenter auf den Glasfaser-Ausbau zu setzen. Die Bundesnetzagentur gab jedoch grünes Licht für die "Vectoring"-Pläne - weil es bei Verbrauchern und Unternehmen nicht genug Bereitschaft gegeben habe, mehr Geld für die schnelleren Glasfaser-Anschlüsse zu bezahlen.

Europaweit stieg der Anteil der Haushalte mit Zugang zu schnellen Breitbanddiensten über 30 MBit/s laut Bericht von 48 Prozent im Jahr 2011 auf 80 Prozent 2017. Neben Spitzenreiter Malta haben auch die Benelux-Staaten und Portugal die volle Abdeckung mit schnellem Breitband fast erreicht. Schlusslichter sind dagegen Frankreich und Griechenland mit Versorgungsraten von rund 50 Prozent.

Bis 2020 sollen alle Haushalte 30 MBit/s bekommen

Das von der EU-Kommission gesteckte Ziel, bis 2020 alle Haushalte mit 30 MBit/s zu versorgen, könnte Deutschland nach derzeitigen Plänen erreichen. Bislang investierte der Bund zwischen 2014 und 2017 mehr als vier Milliarden Euro in die Finanzierung der Breitbandprojekte. "Da die deutschen Behörden die Finanzierungslücke nicht analysiert haben, ist jedoch nicht klar, ob diese öffentliche Förderung ausreichen wird, um eine hundertprozentige Versorgung mit 30 MBit/s zu erreichen", hieß es in dem Bericht.

Wo der Breitbandausbau vorangeht, lesen Sie in einer weiteren Meldung.

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