Roaming

EU-Insider bestätigt Roaming-Pläne - Kritik von allen Seiten

Die EU verabschiedet sich von ihrem Plan, die Roaming-Gebühren im Binnenmarkt zu stoppen. Die durchgesickerten Roaming-Pläne der EU stoßen aber auf breite Kritik. Aber es gibt noch Spielräume für Tarifsenkungen, so ein Insider.
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Roaming in der EU: Zusatzkosten bleiben erhalten. Roaming in der EU: Zusatzkosten bleiben erhalten.
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Die Pläne der EU-Staaten, die Roaming-Gebühren für Handynutzer im Ausland doch nicht abzuschaffen (teltarif.de berichtete), sind auf breite Kritik gestoßen. "Roaming-Gebühren passen nicht zur Idee von Europa und zur Idee des digitalen Binnenmarkts", sagte der frühere niedersächsische Ministerpräsident und jetzige EU-Parlamentarier David McAllister (CDU) der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Es mache keinen Sinn, dass es unter­schied­liche Gebühren gebe. "Verbraucher sind sich häufig gar nicht bewusst, in welche Gebührenfallen sie dabei tappen."

Der SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange kündigte den Widerstand des Europaparlaments an. "Offensichtlich scheinen einige Telekommunikationskonzerne Einfluss bei einigen Staaten gewonnen zu haben. Die Mehrkosten sind durch nichts mehr zu rechtfertigen, zumal die Tele­kommuni­kationsunternehmen längst europaweit agieren", sagte Lange der Zeitung.

EU-Staaten konnten sich nicht auf Abschaffung von Roaming-Kosten einigen

Roaming in der EU: Zusatzkosten bleiben erhalten. Roaming in der EU: Zusatzkosten bleiben erhalten.
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Eigentlich hätten sich Handynutzer schon zum Jahresende auf eine Abschaffung der Extra-Gebühren für Telefonate, Surfen und SMS im EU-Ausland freuen können. Doch daraus wird wohl nichts: Erstens wird die Zeit knapp. Zweitens gibt es inzwischen unter den EU-Staaten einen Kompromissplan, die Gebühren auf niedrigem Niveau beizubehalten. Das geht aus einem öffentlich gewordenen Dokument des Rates hervor, über das die Bild-Zeitung berichtete. Die EU-Länder müssen sich aber noch mit dem Europa-Parlament einig werden - dort will man die Gebühren eigentlich streichen. Das hatten EU-Abgeordnete bereits Freitag bekräftigt.

Auch Ver­braucher­schützer hatten die Abschaffung der Gebühren gefordert. Der Ver­braucher­zentrale Bundesverband (VZBV) reagierte empört: "Kommunikation ist nicht nur ein Urlaubsspaß, sondern innerhalb Europas für viele Menschen notwendiger Alltag", kommentierte Vorstand Klaus Müller. "Die Preise für die Endkunden müssen sich stärker an den realen Kosten der Unternehmen orientieren. Derzeit verdienen Unternehmen gutes Geld mit den Roaming-Gebühren."

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverbraucherschutzministerium, Ulrich Kelber (SPD), sagte der Passauer Neuen Presse: "Die vollständige Abschaffung der Roaming-Gebühren in Europa muss das Ziel bleiben. Nur so werden wir den Erwartungen der Verbraucher gerecht." Angesichts des technologischen Fortschritts seien Roaming-Gebühren ein Relikt vergangener Zeiten. So schaffe man keine digitale europäische Gesellschaft, sagte die Grünen-Politikerin Renate Künast den Ruhr Nachrichten. Die Vorsitzende des Verbraucherschutz-Ausschusses im Bundestag sagte, es sei an der Zeit, endlich etwas für alle Verbraucher zu tun.

EU-Diplomat bestätigt kursierende Zahlen

Dem Kompromisspapier der EU-Staaten zufolge sollen Bürger etwa bei Anrufen aus dem Ausland nur 50 Minuten lang zu Inlandskonditionen telefonieren können. Zudem sollen sie 50 SMS pro Jahr aus dem Ausland zu Inlandsbedingungen verschicken können, die mobile Internetnutzung ohne Aufschläge wäre nur bis zu 100 Megabyte im Jahr möglich. Diese Zahlen nannte die Bild mit Bezug auf das Papier der EU-Länder. Die Staaten hatten sich bereits Anfang März darauf verständigt, dass sie die Extra-Gebühren für mobiles Telefonieren und Surfen im Ausland mit Einschränkungen vorerst weiter erlauben wollen.

Ein EU-Diplomat bestätigte, dass die Zahlen dem derzeitigen Kompromiss unter den Staaten entsprechen. Er sagte, man gehe aber davon aus, dass die Roaming-Aufschläge nach Erreichen dieser Grenzwerte niedriger ausfallen als bisher.

Im Vergleich: Das würden Verbraucher sparen

Das aktuell diskutierte Szenario läuft darauf hinaus, dass den Kunden eine Roaming-Option gebucht wird, die ein Jahr gültig ist. Im aktuellen Marktumfeld können Kunden bei Discountern zwischen 10 und 20 Euro sparen. Für Kunden der Netzbetreiber dürften die EU-Pläne eher unattraktiv sein, gibt es doch inzwischen Tarif-Optionen, die ein weit höheres Daten­volumen zur Nutzung im EU-Ausland vorsehen. Wie ein Datenpaket über 100 MB über ein Jahr ausreichen soll, bleibt völlig rätselhaft.

Informationen zu den aktuellen Roaming-Konditionen haben wir in unserem Roaming-Ratgeber für Sie zusammengestellt.

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