Themenspezial: Verbraucher & Service Neuer Skandal

Datenzugriff: Facebook schon wieder in Erklärungsnot

Mark Zuckerberg unter Druck: Der Konzern soll anderen Firmen Zugang zu Nutzerdaten - in einigen Fällen sogar zu Privatnachrichten - ermöglicht haben .
Von dpa / Wolfgang Korne

Mark Zuckerberg muss neue Vorwürfe der Datenschützer aufklären. Mark Zuckerberg in Erklärungsnot: Datenschützer wittern neuen Skandal.
Bild: Facebook
Face­book hat nach neuen Vorwürfen den Zugang zu Nutzer­daten für Firmen wie Micro­soft, Netflix oder Spotify vertei­digt. Das Online-Netz­werk betonte, die Schnitt­stellen seien dazu gedacht gewesen, Nutzern den Kontakt zu ihren Face­book-Freunden auf den anderen Platt­formen zu ermög­li­chen. Sie seien auch ledig­lich nach einer Anmel­dung akti­viert worden, hieß es in einem Blogein­trag am Mitt­woch. Die „New York Times“ berich­tete zuvor unter anderem,Micro­softs Such­ma­schine Bing habe Zugriff auf die Namen von Face­book-Freunden eines Nutzers gehabt und die Strea­ming­dienste Netflix und Spotify auf die privaten Nach­richten. Solche Verknüp­fungen von Face­book-Accounts mit anderen Diensten werfen nicht zum ersten Mal Fragen auf. Das Online-Netz­werk sieht darin keine Verlet­zung der Daten­schutz-Vorgaben: Die Nutzer hätten einfach auf der Platt­form der Partner-Firma den Zugang zu ihren Face­book-Daten gehabt. Kritiker argu­men­tieren, dass dabei zum Beispiel Infor­ma­tionen von Freunden ohne deren Zustim­mung weiter­ge­geben worden seien.

Mark Zuckerberg muss neue Vorwürfe der Datenschützer aufklären. Mark Zuckerberg in Erklärungsnot: Datenschützer wittern neuen Skandal.
Bild: Facebook

Schnitt­stellen blieben verfügbar

Zugleich bestä­tigte Face­book, dass die entspre­chenden Schnitt­stellen zum Teil noch 2017 verfügbar gewesen seien, obwohl der Daten­zu­gang eigent­lich 2014 einge­stellt wurde. Das hätte nicht passieren dürfen, räumte der zustän­dige Manager Konstan­tinos Papa­mil­tiadis ein. Face­book habe aber keine Hinweise darauf, dass es Daten­miss­brauch nach dem Ende des Programms gegeben habe. Das Online-Netz­werk nannte auch die „New York Times“ selbst in der Liste der Partner, bei denen es eine Verknüp­fung mit Face­book-Daten gab.

Die „New York Times“ berich­tete zugleich auch, dass Face­book von Part­nern wie Amazon, Yahoo oder dem chine­si­schen Smart­phone-Anbieter Huawei Daten wie zum Beispiel Kontakt­listen erhalten habe, die dann unter anderem für Freund­schafts­vor­schläge genutzt worden seien. Das gehe aus internen Unter­lagen hervor, die der Zeitung vorliegen. Noch im vergan­genen Jahr hätten unter anderem Sony, Micro­soft und Amazon E-Mail-Adressen von Face­book-Nutzern über ihre Freunde abrufen können. Netflix und Spotify bekamen dem Blatt zufolge das Recht einge­räumt, private Nach­richten von Nutzern zu schreiben, zu lesen und zu löschen. Die Strea­ming-Anbieter erklärten, dies sei ihnen nicht bewusst gewesen.

Poli­tiker fordern rasche Aufklä­rung

Die Stel­lung­nahme von Face­book klinge „nur noch hohl“, sagte der digi­tal­po­li­ti­sche Spre­cher der SPD-Bundes­tags­frak­tion, Jens Zimmer­mann. „Es bestä­tigt unsere Vermu­tung, dass all das, was wir bislang über den Daten­skandal bei Face­book wissen, ledig­lich die Spitze des Eisbergs darstellt.“ Zimmer­mann forderte ein schnelles Handeln: „Es müssen jetzt alle Fakten auf den Tisch: Wer hatte und hat wann welchen Zugang zu welchen Daten?“ Er kündigte an, das Thema Anfang 2019 erneut auf die Tages­ord­nung des Digi­tal­aus­schusses zu setzen. „Face­book muss öffent­lich Rede und Antwort stehen.“

Schwarzes Jahr für Face­book

Die neuen Vorwürfe sind ein weiterer Höhe­punkt in einem schwarzen Jahr für Face­book. Im März schlit­terte der Konzern in seine schwerste Krise mit dem Skandal um Cambridge Analy­tica. Es wurde bekannt, dass die briti­sche Daten­ana­lyse-Firma, die im US-Wahl­kampf 2016 auch für den späteren Präsi­denten Donald Trump arbei­tete, sich vor Jahren uner­laubt Zugang zu Daten von Millionen Nutzern verschafft hatte. Der eigent­lich erfolgs­ver­wöhnte Konzern­chef Mark Zucker­berg musste sich immer wieder entschul­digen. Nicht nur für den Skandal um Cambridge Analy­tica, sondern auch gene­rell für das Versagen im Kampf gegen Propa­ganda und Miss­brauch und für Schmutz­kam­pa­gnen gegen Kritiker.

Inzwi­schen leidet nach den Krisen auch das Geschäft, in Europa verlor Face­book in zwei Quar­talen in Folge jeweils eine Million Nutzer. Und in der Politik werden Rufe nach einer Abspal­tung von Diensten wie Insta­gram und WhatsApp lauter. Kann es Zucker­berg gelingen, das welt­größte Online-Netz­werk 2019 wieder in ruhi­geres Fahr­wasser zu bringen? Mit den jüngsten Vorwürfen ist das sicher nicht einfa­cher geworden.

Face­book-Chef Mark Zucker­berg musste sich zuletzt immer wieder entschul­digen: für den Daten­skandal um Cambridge Analy­tica, für einen Hacker-Angriff, für eine toll­pat­schige Kampagne gegen Kritiker. Inzwi­schen gibt es auch Probleme im Geschäft des Online-Netz­werks.

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