Facebook-Chef Zuckerberg räumt nach Daten-Skandal Fehler ein
Zuckerberg äußert sich zum Datenskandal bei Facebook.
dpa
Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat im Skandal um
den Missbrauch von Nutzerdaten durch die Firma Cambridge Analytica
Fehler eingeräumt. Das Vertrauen der Nutzer, die ihre Daten dem
Online-Netzwerk anvertrauen und erwarten, dass sie sicher sind, sei
verletzt worden, schrieb Zuckerberg am Mittwoch in einer ersten
Reaktion auf die seit dem Wochenende bekannten Enthüllungen. "Ich
habe Facebook gestartet und am Ende des Tages trage ich die
Verantwortung dafür, was auf unserer Plattform geschieht." Zugleich
enthielt der lange Beitrag des Facebook-Chefs keine ausdrückliche
Entschuldigung.
Nicht nur Facebook sieht sich als Opfer
Zuckerberg äußert sich zum Datenskandal bei Facebook.
dpa
Zuckerberg verwies darauf, dass die Analyse-Firma Cambridge
Analytica, die unter anderem für das Wahlkampfteam von Donald Trump
arbeitete, unrechtmäßig an die Daten gekommen sei. Ein britischer
Professor hatte eine Facebook-App mit einer Umfrage zu
Persönlichkeits-Typen auf die Plattform gebracht - und dann Daten
daraus heimlich an Cambridge Analytica weitergegeben. Besonders
brisant ist, dass er auch an einige Informationen von
Facebook-Freunden der Umfrage-Teilnehmer kam - ohne deren Wissen.
Insofern sieht sich vor allem Facebook in der Opferrolle. Aber auch der
Wissenschaftler im Zentrum des Datenskandals um
Facebook und Cambridge Analytica fühlt sich als Sündenbock
missbraucht. Das sagte der Dozent für Neurowissenschaft an der
Universität Cambridge, Aleksandr Kogan, in einem BBC-Interview am
Mittwoch. "Ehrlich, wir dachten, wir handeln vollkommen angemessen.
Wir dachten, wir tun etwas völlig Normales." Sein einziger Fehler sei
gewesen, nicht genug Fragen gestellt zu haben, sagte Kogan.
Zuckerberg relativiert Anzahl betroffener User
Medienberichten zufolge waren Informationen von rund 50 Millionen Nutzern betroffen. Zuckerberg nannte keine genaue Zahl, sondern sprach lediglich von mehreren Dutzend Millionen Nutzern.
Der Facebook-Chef versprach, die Nutzerdaten besser zu schützen. Ein Großteil der von ihm dafür angekündigten Maßnahmen zielt darauf, den Zugriff von App-Entwicklern einzuschränken. So sollen Facebook-Apps, die man drei Monate lang nicht genutzt hat, automatisch die Zugangsberechtigung verlieren.
Das Netzwerk habe die Software-Schnittstellen, über die der britische Professor auch an Informationen wie die Interessen der Facebook-Freunde von Umfrage-Teilnehmern gekommen war, eigentlich bereits 2014 gekappt. Das sei der wichtigste Schritt gewesen, um eine Wiederholung des Datenmissbrauchs zu verhindern. Nun sollen aber unter anderem besonders datenhungrige Apps aus dieser Zeit darauf durchleuchtet werden, ob sie sich an die Datenschutz-Bestimmungen halten. Entwickler, die keiner Überprüfung zustimmen, sollen von der Plattform verbannt werden. Cambridge Analytica hatte Facebook bereits am Wochenende rausgeworfen.
Demut statt Entschuldigung
Insgesamt schlug Zuckerberg einen demütigen Ton an: "Wir haben die Verantwortung, Ihre Daten zu schützen - und wenn wir dies nicht können, verdienen wir es nicht, Ihnen zu dienen." Die Kontroverse hatte Facebook in die heftigste Kritik seit Jahren gebracht. Politiker in den USA, Europa und auch in Deutschland fordern härtere Regeln für den Datenschutz bei Online-Plattformen, auf Twitter macht der Hashtag "#deletefacebook" (lösche Facebook) die Runde. Das tagelange Schweigen Zuckerbergs in dieser Krise stieß auf viel Unverständnis. Nicht nur das, auch Investoren und Mitglieder des Netzwerkes erhöhen den Druck auf das Unternehmen mehr und mehr.