Themenspezial: Verbraucher & Service Datenmissbrauch

Facebook-Chef Zuckerberg räumt nach Daten-Skandal Fehler ein

Tagelang schwieg Mark Zuckerberg im Datenskandal um die Firma Cambridge Analytica. Jetzt verspricht der Facebook-Chef, Informationen der Nutzer besser zu schützen. Eine ausdrückliche Entschuldigung bekommen sie nicht.
Von dpa / Dominik Haag

Mark Zuckerberg und Facebook-Logo Zuckerberg äußert sich zum Datenskandal bei Facebook.
dpa
Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat im Skandal um den Missbrauch von Nutzerdaten durch die Firma Cambridge Analytica Fehler eingeräumt. Das Vertrauen der Nutzer, die ihre Daten dem Online-Netzwerk anvertrauen und erwarten, dass sie sicher sind, sei verletzt worden, schrieb Zuckerberg am Mittwoch in einer ersten Reaktion auf die seit dem Wochenende bekannten Enthüllungen. "Ich habe Facebook gestartet und am Ende des Tages trage ich die Verantwortung dafür, was auf unserer Plattform geschieht." Zugleich enthielt der lange Beitrag des Facebook-Chefs keine ausdrückliche Entschuldigung.

Nicht nur Facebook sieht sich als Opfer

Mark Zuckerberg und Facebook-Logo Zuckerberg äußert sich zum Datenskandal bei Facebook.
dpa
Zuckerberg verwies darauf, dass die Analyse-Firma Cambridge Analytica, die unter anderem für das Wahlkampfteam von Donald Trump arbeitete, unrechtmäßig an die Daten gekommen sei. Ein britischer Professor hatte eine Facebook-App mit einer Umfrage zu Persönlichkeits-Typen auf die Plattform gebracht - und dann Daten daraus heimlich an Cambridge Analytica weitergegeben. Besonders brisant ist, dass er auch an einige Informationen von Facebook-Freunden der Umfrage-Teilnehmer kam - ohne deren Wissen. Insofern sieht sich vor allem Facebook in der Opferrolle. Aber auch der Wissenschaftler im Zentrum des Datenskandals um Facebook und Cambridge Analytica fühlt sich als Sündenbock missbraucht. Das sagte der Dozent für Neurowissenschaft an der Universität Cambridge, Aleksandr Kogan, in einem BBC-Interview am Mittwoch. "Ehrlich, wir dachten, wir handeln vollkommen angemessen. Wir dachten, wir tun etwas völlig Normales." Sein einziger Fehler sei gewesen, nicht genug Fragen gestellt zu haben, sagte Kogan.

Zuckerberg relativiert Anzahl betroffener User

Medienberichten zufolge waren Informationen von rund 50 Millionen Nutzern betroffen. Zuckerberg nannte keine genaue Zahl, sondern sprach lediglich von mehreren Dutzend Millionen Nutzern.

Der Facebook-Chef versprach, die Nutzerdaten besser zu schützen. Ein Großteil der von ihm dafür angekündigten Maßnahmen zielt darauf, den Zugriff von App-Entwicklern einzuschränken. So sollen Facebook-Apps, die man drei Monate lang nicht genutzt hat, automatisch die Zugangsberechtigung verlieren.

Das Netzwerk habe die Software-Schnittstellen, über die der britische Professor auch an Informationen wie die Interessen der Facebook-Freunde von Umfrage-Teilnehmern gekommen war, eigentlich bereits 2014 gekappt. Das sei der wichtigste Schritt gewesen, um eine Wiederholung des Datenmissbrauchs zu verhindern. Nun sollen aber unter anderem besonders datenhungrige Apps aus dieser Zeit darauf durchleuchtet werden, ob sie sich an die Datenschutz-Bestimmungen halten. Entwickler, die keiner Überprüfung zustimmen, sollen von der Plattform verbannt werden. Cambridge Analytica hatte Facebook bereits am Wochenende rausgeworfen.

Demut statt Entschuldigung

Insgesamt schlug Zuckerberg einen demütigen Ton an: "Wir haben die Verantwortung, Ihre Daten zu schützen - und wenn wir dies nicht können, verdienen wir es nicht, Ihnen zu dienen." Die Kontroverse hatte Facebook in die heftigste Kritik seit Jahren gebracht. Politiker in den USA, Europa und auch in Deutschland fordern härtere Regeln für den Datenschutz bei Online-Plattformen, auf Twitter macht der Hashtag "#deletefacebook" (lösche Facebook) die Runde. Das tagelange Schweigen Zuckerbergs in dieser Krise stieß auf viel Unverständnis. Nicht nur das, auch Investoren und Mitglieder des Netzwerkes erhöhen den Druck auf das Unternehmen mehr und mehr.

Mehr zum Thema Mark Zuckerberg