Geburtstag

Skandal-resistent und uncool: Facebook wird 15

Trotz aller Skandale ist Facebook immer noch auf Wachstumskurs, sowohl was Umsatz angeht, wie auch Nutzer. Hinter den Kulissen werden die Probleme aber immer größer.
Von Wolfgang Korne

Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung nutzt Facebook regelmäßig. Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung nutzt Facebook regelmäßig.
picture alliance/Armin Weigel/dpa
Face­book wird 15, doch so richtig zum Feiern dürfte niemand sein. Denn eigent­lich war das abge­lau­fene Jahr kein gutes für Face­book. Skandal folgte auf Skandal. User­daten-Klau, aus Russ­land fern­ge­steu­erte Accounts, die sich in die ameri­ka­ni­sche Politik einmi­schen sollten und jetzt auch noch „Face­book Rese­arch“: Eine App, die gegen 20 Dollar im Monat auch Teen­ager zu gläsernen Smart­phone-Usern machte.

Mehr Nutzer

Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung nutzt Facebook regelmäßig. Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung nutzt Facebook regelmäßig.
picture alliance/Armin Weigel/dpa
Aber zumin­dest was die Zahlen angeht, scheinen die Skan­dale an dem Online-Riesen einfach abzu­perlen. Mitte letzter Woche konnte der Konzern verkünden, dass die Zahl der aktiven Mitglieder im abge­lau­fenen Quartal noch Mal um 50 Mio. auf 2,32 Milli­arden ange­wachsen ist. Das ist gut ein Drittel der Welt­be­völ­ke­rung. Im Weih­nachts­quartal stei­gerte Face­book den Umsatz im Jahres­ver­gleich um 30 Prozent auf 16,9 Milli­arden Dollar (14,78 Mrd. Euro). Der Gesamt-Umsatz von Face­book betrug im vergan­genen Jahr 56 Milli­arden US-Dollar (rund 49 Mrd. Euro), 99 Prozent davon waren Werbe­ein­nahmen. Insge­samt stieg der Umsatz damit um 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wohl auch, weil die Werbung bei Face­book als sehr effi­zient gilt.

Face­book gilt als uncool

Aber Face­book hat ein Problem: Der Nach­wuchs wendet sich ab. Denn, wie die Jugend­studie JIM des Medi­en­päd­ago­gi­schen Forschungs­ver­bundes Südwest vom Herbst vorigen Jahres zeigte, gehört Face­book nur für sechs Prozent der Jugend­li­chen zwischen 12 und 19 noch zu den Top-3-Ange­boten im Netz. Ein Jahr zuvor war Face­book noch bei 15 Prozent unter den Top3. Auch in den USA gilt Face­book unter Jugend­li­chen als nicht unbe­dingt ange­sagt. Nur die Hälfte aller ameri­ka­ni­schen Teen­ager nutzt die Platt­form.

Aber eigent­lich sollte Mark Zucker­berg das nicht stören. Denn statt­dessen stehen Insta­gram und WhatsApp, die beide zu seinem Konzern gehören, nun bei den Jugend­li­chen ganz hoch in der Gunst: Hier liegen der Anteil derer, die die Dienste in die Top3 einreihen, bei 30 bezie­hungs­weise 40 Prozent. Nur YouTube ist mit 63 Prozent noch beliebter.

Ideen­klau

Und Face­book tut einiges, um sich dem schnell wandelnden Internet-Markt anzu­passen. Jüngster Coup sind die soge­nannten „Stories“, die eigent­lich von Konkur­rent Snap­chat erfunden wurden und die mitt­ler­weile Einzug in alle Face­book-Dienste gefunden haben. Dabei werden Bilder und Videos für einen Tag für die Freunde verfügbar gemacht. Face­book hat die Idee einfach kopiert und damit Snap­chat, das zuvor ein Über­nah­me­an­gebot ausge­schlagen hatte, einige Probleme bereitet.

Doch das Klima wird rauer für Face­book. Die krea­tive Art, wie der Konzern seine Steuern mini­miert ist den Behörden in der EU ein Dorn im Auge, in Deutsch­land hat das Bundes­kar­tellamt Face­book im Visier, die säch­si­schen Verbrau­cher­schützer verklagen Face­book auf Einhal­tung er DSGVO. teltarif.de berich­tete. Die Frage ist: Wie wird sich Face­book weiter entwi­ckeln? Marc Zucker­berg hat immer wieder verspro­chen sich zu bessern. Zeit wird es, denn Face­book muss so langsam erwachsen werden.

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