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Facebook wächst weiter: Rekordstrafe locker weggesteckt

Gestern wurde Face­book zu einer Rekord­strafe von 5 Milli­arden Dollar verur­teilt. In der Quar­tals-Bilanz des Unter­nehmens erzeugt das nur eine leichte Delle.
Von dpa / Wolfgang Korne

Joe Simons, Vorsitzender der Handelsaufsicht FTC, verkündet die Rekordstrafe gegen Facebook. Joe Simons, Vorsitzender der Handelsaufsicht FTC, verkündet die Rekordstrafe gegen Facebook.
Bild: picture alliance/Jose Luis Magana/AP/dpa
Face­book hat die Rekord-Daten­schutz­strafe in den USA mit Leich­tigkeit verdaut. Im zweiten Quartal machte das Online-Netz­werk immer noch einen Gewinn von gut 2,6 Milli­arden Dollar - etwa halb so viel wie ein Jahr zuvor. Dabei hatte Face­book weitere zwei Milli­arden Dollar als Belas­tung aus den Daten­schutz-Ermitt­lungen der US-Behörde FTC verbucht. Der Umsatz stieg unter­dessen im Jahres­vergleich um 28 Prozent auf 16,6 Milli­arden Dollar, wie Face­book gestern nach US-Börsen­schluss mitteilte.

Einstel­lung der Ermitt­lungen gegen fünf Milli­arden Dollar

Joe Simons, Vorsitzender der Handelsaufsicht FTC, verkündet die Rekordstrafe gegen Facebook. Joe Simons, Vorsitzender der Handelsaufsicht FTC, verkündet die Rekordstrafe gegen Facebook.
Bild: picture alliance/Jose Luis Magana/AP/dpa
Face­book hatte sich bereit­erklärt, fünf Milli­arden Dollar zu zahlen, damit die FTC ihre Ermitt­lungen einstellt. Drei Milli­arden Dollar hatte Face­book bereits im ersten Quartal zurück­gelegt. Im zweiten Quartal stellte der Konzern zudem 1,1 Milli­arden Dollar für mögli­cher­weise höhere Steu­erzah­lungen als Folge eines anderen Rechts­streits zurück.

Zugleich gab Face­book mit den Quar­tals­zahlen bekannt, dass die FTC das Online-Netz­werk auch in einer Wett­bewerbs­unter­suchung unter die Lupe nimmt. Das US-Justiz­minis­terium hatte am Vortag eben­falls eine Kartell­unter­suchung großer Online-Platt­formen öffent­lich gemacht, dabei aller­dings Face­book nicht ausdrück­lich erwähnt.

Die Anleger zeigten sich unbe­eindruckt von dem Druck der US-Behörden. Die Face­book-Aktie legte im nach­börs­lichen Handel zeit­weise um rund ein Prozent zu, schon im regu­lären Handel hatte sie mehr als ein Prozent dazu­gewonnen.

Face­book wächst weiter

Dazu dürfte beigetragen haben, dass das Geschäft von Face­book keine Schwä­chen zeigt. Die Zahl monat­lich bei Face­book aktiver Nutzer wuchs binnen drei Monaten von 2,38 auf 2,41 Milli­arden. Täglich griffen davon 1,59 Milli­arden auf Face­book zu - nach 1,56 Milli­arden im ersten Quartal.

Dieses Wachstum kam vor allem aus Ländern wie Indien, Indo­nesien und den Phil­ippinen, wie Face­book-Finanz­chef David Wehner sagte. Zugleich gab es auch in den für Face­book bereits starken Märkten Nord­amerika und Europa deut­liche Umsatz­zuwächse.

Einstel­lung der Ermitt­lungen an Auflagen gebunden

Die FTC hatte neben der Milli­arden­strafe noch weitere Auflagen wie Daten­schutz-Kontrollen bei Face­book über die nächsten 20 Jahre durch­gesetzt. Als eine der Maßnahmen soll im Verwal­tungsrat des Online-Netz­werks ein zusätz­liches Gremium zur Daten­schutz-Aufsicht einge­richtet werden. Dies solle Gründer und Chef Mark Zucker­berg die bishe­rige "unein­geschränkte" Macht­fülle bei Daten­schutz-Entschei­dungen nehmen, erklärte die FTC gestern. Das Gremium werde vier­teljähr­lich zusam­menkommen, teilte Face­book mit.

Außerdem soll Face­book den Daten­schutz bei Apps anderer Anbieter auf der Platt­form stärker über­wachen und bei Verstößen konse­quenter gegen sie vorgehen. Dem Online-Netz­werk wurde darüber hinaus auch unter­sagt, für Sicher­heits­funk­tionen gesam­melte Tele­fonnum­mern zur Perso­nali­sierung von Werbung zu verwenden. Zucker­berg sagte in einer Tele­fonkon­ferenz mit Analysten, die Eini­gung mit der FTC gebe dem Unter­nehmen Klar­heit für die Zukunft.

Bezahl­funk­tionen kommen

Zugleich sagte Zucker­berg, dass Face­book an einer Bezahl­funk­tion für den Dienst arbeite, der nach Tests in Indien noch von fehlenden regu­lato­rischen Frei­gaben gebremst werde. Gene­rell seien Zahl­funk­tionen mit klas­sischen Währungen für Face­book ein inter­essantes Feld - auch für den Fall, dass die Einfüh­rung der vom Online-Netz­werk erfun­denen Digi­talwäh­rung Libra sich hinziehen sollte. Face­book will Libra im kommenden Jahr für Verbrau­cher verfügbar machen, die Idee stößt aber auf bei Poli­tikern und Zentral­banken auf Wider­stand.

Auf die Frage nach einem Termin für die schon seit längerem erwar­tete Einfüh­rung von Werbe­anzeigen im soge­nannten "Status"-Bericht der Chat-App WhatsApp gab es weiterhin keine konkrete Antwort. Auf die Frage, wie diese Werbung aussehen könnte, gibt es die hingegen schon. Diese Frage wurde bereits auf dem Face­book Marke­ting Summit in Rotterdam Ende Mai beant­wortet. teltarif.de berich­tete.

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