Social Media

Facebook: Nutzungszeit nimmt ab

Facebook verspricht, die beim Online-Netzwerk verbrachte Zeit sinnvoller zu gestalten und zeigt weniger viral verbreitete Videos. Die Nutzer hielten sich sofort 50 Millionen Stunden pro Tag weniger bei Facebook auf. Das sei in Ordnung, sagt Gründer Mark Zuckerberg.
Von dpa / Stefan Kirchner

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Facebooks neuer Kurs, den Mitgliedern weniger Videos zu zeigen, hat schnell zu kürzeren Nutzungs­zeiten geführt. Im vergangenen Quartal hätten die Nutzer deswegen täglich 50 Millionen Stunden weniger bei Facebook verbracht, sagte Gründer und Chef Mark Zuckerberg in einem Blogeintrag. "Das zeigt, wie ernst wir es damit meinen." Bei der Größe von Facebook sind das zwar nur rund zwei Minuten pro Nutzer am Tag. Aber kürzere Nutzungs­zeiten können auch auf die Geschäfts­zahlen durchschlagen, wenn weniger Werbung angeklickt wird.

Zuckerberg betonte, das sei etwas, was Facebook in Kauf nehme, um die beim Online-Netzwerk verbrachte Zeit sinnvoller zu gestalten. Er hatte bereits vor wenigen Wochen einen tiefgreifenden Strategie­wechsel angekündigt und erklärt, dass die Nutzer weniger Nachrichten und Inhalte von Facebook-Seiten zu sehen bekommen und stattdessen mehr Beiträge von Freunden und Verwandten. "Den Menschen dabei zu helfen, sich zu vernetzen, ist wichtiger, als die Nutzungs­zeit zu verlängern", sagte Zuckerberg jetzt. Das sei auf lange Sicht auch gut für Facebook.

Mehr Umsatz dank Werbung

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Im vergangenen Quartal trieb ein boomendes Geschäft mit Internet-Werbung den Facebook-Umsatz auf einen neuen Höchst­stand. Das Online-Netzwerk nahm knapp 13 Milliarden US-Dollar ein. Das war ein Plus von 47 Prozent im Jahres­vergleich. Der Gewinn stieg um ein Fünftel auf 4,27 Milliarden US-Dollar, wie Facebook nach US-Börsenschluss mitteilte. Grund für den moderateren Anstieg war die Rückstellung von rund 2,3 Milliarden US-Dollar für die einmalige Abgabe auf Auslands­gewinne nach der US-Steuerreform.

Facebook hat nun 2,13 Milliarden monatlich aktive Nutzer. Täglich kamen 1,4 Milliarden von ihnen auf die Plattform. Das waren 32 Millionen mehr als drei Monate zuvor - das langsamste Wachstum seit 2015. Analysten hatten mit einem schnelleren Anstieg der Nutzer­zahlen gerechnet. Im lukrativsten Markt USA und Kanada sank die Zahl täglich aktiver Nutzer sogar erstmals, von 185 auf 184 Millionen. Markt­forschern zufolge war die Facebook-Nutzung in der Region bereits vor dem angekündigten Umbau rückläufig. Zuckerberg erklärte, der Strategie­wechsel sei auch wegen der Unzufriedenheit der Mitglieder mit der Flut von Inhalten notwendig geworden.

In Nordamerika machte Facebook im vergangenen Quartal fast 27 US-Dollar Umsatz pro Nutzer, während es im weltweiten Durchschnitt nur gut 6 US-Dollar waren. In Europa lagen die Erlöse pro Mitglied näher zum globalen Schnitt bei knapp 9 US-Dollar.

Positive Aussichten

Für dieses Jahr rechnet Facebook mit einem langsameren Wachstum des Geschäfts als 2017. Zugleich sollen die Kosten um 45 bis 60 Prozent steigen. Das Online-Netzwerk will allein bis zu 15 Milliarden US-Dollar in Infra­struktur wie Rechen­zentren investieren.

Die Anleger scheinen Zuckerberg zu vertrauen: Die Aktie, die nach den Quartals­zahlen zunächst im nach­börslichen Handel rund 5 Prozent verlor, drehte nach seinen Äußerungen vor Analysten ins Plus und gewann 1,40 Prozent hinzu.

2017 sei für Facebook ein "starkes, aber hartes Jahr" gewesen, sagte Zuckerberg. Das Online-Netzwerk stand massiv in der Kritik wegen der Ausbreitung gefälschter Nachrichten sowie Problemen bei der Bekämpfung von Beiträgen mit Hass und Hetze und musste immer wieder nachjustieren. Eine Maßnahme ist, die Zahl der Mitarbeiter, die solche Inhalte aussieben, auf 20 000 zu verdoppeln.

Lesen Sie in einem weiteren Beitrag, wie differenziert das Thema von Fake-News und Hassinhalte zu betrachten ist.

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