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Anga Com: Streaming & lineares Fernsehen werden Freunde

Das lineare Fernsehen ist noch lange nicht tot. Streamingdienste haben den Medienkonsum zwar verändert, sorgen allerdings eher für eine Ergänzung als für einen Ersatz des herkömmlichen TVs. Nie wurde mehr Bewegtbild konsumiert.
Von der Anga Com in Köln berichtet

Panel "TV vs. Streaming" auf der Anga Com Panel "TV vs. Streaming" auf der Anga Com
Foto: Michael Fuhr
Das lineare Fernsehen ist noch lange nicht tot. Streamingdienste haben den Medienkonsum zwar verändert, sorgen allerdings eher für eine Ergänzung als für einen Ersatz des herkömmlichen TVs. Und: Distributoren, Fernsehsender und Streamingdienste sind Freunde geworden, obwohl sie nach wie vor im harten Wettbewerb zueinander stehen. Das war der Tenor des Panels "TV vs. Streaming - Neue Inhalte? Neue Kooperationen?" auf der Fachmesse Anga Com in Köln.

Telekom: Bis zu vier eigenproduzierte Serien pro Jahr

Panel "TV vs. Streaming" auf der Anga Com Panel "TV vs. Streaming" auf der Anga Com
Foto: Michael Fuhr
Wolfgang Elsäßer, Leiter Business Unit TV bei der Deutschen Telekom, sieht im Angebot Entertain einen idealen "360 Grad-Rundblick" für Kunden in der neuen digitalen Welt, weil sie hier alles bekämen von linearem TV über Sport bis zu Serienstreaming. Das Unterangebot "Entertain TV Serien" könnte als Netflix-Konkurrent ab November auch einzeln buchbar werden. Dann startet mit "Germanized" die erste selbstproduzierte Serie. Laut Elsäßer will die Telekom künftig zwei bis vier Serien im Jahr auf den Markt bringen. Er erkennt einen kleinen Wandel bei Zielgruppen: Die meisten schauten noch linear fern, einige blieben aber "in der neuen Streaming-Welt verhaftet".

Vodafone beschränkt sich auf Aggregatoren-Rolle

Im Vergleich zur Telekom beschränkt sich Konkurrent Vodafone auf seine Rolle als Aggregator. Eigene Inhalte werde es nicht geben, sagt Dr. Manuel Cubero, Chief Commercial Officer von Vodafone Deutschland. Man sehe die Hauptaufgabe darin die besten Netze und die smarteste Infrastruktur auf dem Weg in die Gigabit-Gesellschaft zu bieten. Im Bereich Bewegtbild werde das Internet mittelfristig der wichtigste Markt.

Das sieht Frank Hoffmann, Geschäftsführer Programm bei RTL, natürlich anders. Er verwies auf exzellente Reichweiten und Zuschauerzahlen, die es im linearen TV-Geschäft nach wie vor gibt. Ein Ende dieses Trends sei trotz zunehmender Verspartung und immer neuen Nischen nicht zu erkennen: "Mainstream ist nicht tot, sondern wird künftig eher eine Frage der Definition sein".

RTL sieht Streaming als Beigeschäft. Auf die Frage, warum das Streaming-Angebot "TV Now" nicht stärker als Marke beworben werde, antwortete er, dass Zuschauer den Dienst mehr wegen der "Sendungsmarken" konsumierten. Künftig seien aber auch exklusive Inhalte auf TV Now denkbar, so Hoffmann.

Constantin Film: Veränderte Distribution und neue Kooperationen

Oliver Berben, Vorstand Television, Digital Media und Entertainment bei Constantin Film, sieht Streaming als ideale Ergänzung zum TV. Zuschauer konsumierten mehr Bewegtbild als je zuvor und die Auftragsbücher seien voll: "Die Art der Distribution ändert sich, die Kreativität aber bleibt". Wie gut lineares TV und Streaming zusammen passten und welche neuen Wege der Distribution und Kooperation möglich würden, zeige die neue Crime-Serie „Parfum“, die ab Herbst als Koproduktion von Constantin Film und dem ZDF nicht nur beim Kanal ZDFneo laufen soll, sondern auch auf Netflix zu sehen sein wird.

Dr. Christoph Schneider, Geschäftsführer von Amazon Prime Video Germany, sieht den großen Vorteil von Streamingdiensten darin, dass "um 20.15 Uhr nicht mehr ein Gericht, sondern tausende serviert" würden. Seine Kunden konsumierten vorrangig Mainstream-Angebote. Über Nutzungszahlen machte er jedoch keine Angaben.

Frank Hoffmann von RTL richtete noch einen Appell an die Medienpolitik: Wenn Netflix und Co. künftig gleichberechtigt auf Distributions-Plattformen auftauchten, dann soll es auch eine Gleichberechtigung beim Thema Regulierung geben: "Entweder alle werden reguliert oder keiner".

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