Hintergrund

Echte Internet-Flatrate per Satellit: Möglich oder nicht?

KA-Sat-Distributoren im Wettlauf um die Kunden
Von Thorsten Neuhetzki

Internet per Satellit. Ist eine echte Flatrate machbar? Internet per Satellit. Ist eine echte Flatrate machbar?
Foto: teltarif.de
"10 MBit/s für 19,90 Euro monatlich ohne Traffic-Limitierung." Was klingt, wie ein etwas zu langsames DSL-Angebot ist in Wirklichkeit ein Angebot für den Internetzugang per Satellit. Hier gelten seit Jahren andere Spielregeln und Preise als im Festnetz - vor allem aufgrund der begrenzten Kapazitäten im All. Internetzugänge per Satellit sind deutlich teurer und bieten deutlich weniger Datenrate und Inklusivvolumen als konventionelle DSL-Anschlüsse. Dafür bringen sie die hohe Datenrate flächendeckend auch in die entlegensten Regionen Deutschlands. Der neue Satellit KA-Sat von Eutelsat soll vieles ändern - doch eine Flatrate gibt es nicht - zumindest offiziell.

Internet per Satellit. Ist eine echte Flatrate machbar? Internet per Satellit. Ist eine echte Flatrate machbar?
Foto: teltarif.de
Der Berliner Distributor Sky DSL wirbt mit einer echten Flatrate ohne Fair-Use-Regelung. Ein 10-MBit/s-Downstream und 4-MBit/s-Upstream-Tarif soll monatlich 19,90 Euro kosten. Dieses Angebot sorgt zwar zunächst für Freude bei den künftigen Kunden, sorgt aber für Verärgerung bei den Mitbewerbern. Denn aus der Sicht der Mitbewerber kann das Angebot so gar nicht existieren.

"Booster müssen manuell aufgeschaltet werden"

Allen Anbietern von KA-Sat in Deutschland wird das gleiche Angebot in der Vorleistung gemacht. Die Geschwindigkeitsstufen und Inklusivvolumen sind identisch. Eine Flatrate bietet Eutelsat seinen Geschäftspartnern nicht an. Trotzdem lässt sie sich - rein theoretisch realisieren. Möglich machen das sogenannte Volume-Booster, 1-GB-Pakete, die die Kunden buchen können um zusätzlichen Traffic zu bekommen. Diese Pakete kosten sowohl den Kunden als auch den Distributor einen einmaligen Betrag pro Paket. Verkauft werden sie zumeist für knapp 10 Euro.

Wie Sky-DSL-Geschäftsführer Jan Hesse vergangene Woche im Interview mit Digitalmagazin.info sagte und auch teltarif.de aus Eutelsat-Kreisen erfuhr, arbeitet Sky DSL bei seiner Flatrate mit genau diesen Paketen und schaltet diese den Kunden ohne zusätzliche Berechnung auf. Man habe "ein selbst entwickeltes automatisches System, welches den Kunden in die Lage versetzt, seinen Internetzugang ohne Volumenbegrenzung zu erhalten", so Hesse in dem Interview. Mitbewerber Stefan Schott von der Internetagentur Schott bezweifelt das. "Es gibt derzeit noch gar keine Schnittstelle, um ein automatisches System programmieren zu können", sagte er gegenüber teltarif.de. Zwar lasse sich die Schnittstelle für das Eutelsat-Angebot auf für KA-Sat nutzen, jedoch bis auf Weiteres nicht automatisch. "Die Booster müssen zumindest in der Startphase manuell bei Eutelsat freigeschaltet werden", so Schott. Ein automatisches System sei so nicht möglich.

"Unlimitierte Flatrate ist nicht machbar"

Aus eigenen Erfahrungen weiß Schott, dass über Internet per Satellit keine unlimitierte Flatrate machbar ist. "Wir haben einige Kunden testweise als Flatrate-Kunden über das alte Tooway-System freigeschaltet", erklärt Schott, woher seine Erfahrungen stammen. Das Ergebnis: Die Hälfte jener Kunden, die nichts von ihrem Privileg wissen, verbraucht ein Vielfaches an Traffic. Würde dies auf alle Kunden übertragen werden, wäre das wirtschaftlich nicht realisierbar - auch auch die Kapazitäten im All würden das nicht hergeben. "Das Problem betrifft aber nicht nur Satelliten-Internet, sondern auch beispielsweise LTE als Shared Medium."

Wünschenswert wäre aus Sicht von Schott aber, wenn Eutelsat den Wiederverkäufern ermöglichen wurde, die Kunden mit langsamer Geschwindigkeit weiterhin ins Internet zu lassen. Langsam meine dabei keine Geschwindigkeiten auf Modem-Niveau, sondern konkurrenzfähig zu LTE. LTE-Anschlüsse sollen auf maximal 384 kBit/s gedrosselt werden. Das würde auch den Nutzern ermöglichen, weiterhin zu akzeptablen Geschwindigkeiten im Internet zu surfen. "Wer allerdings auch dann noch weit über dem Durchschnitt aller Nutzer liegt, dem müsste man dann im Sinne aller Nutzer kündigen", warnt Schott vor einer Ausnutzung des Systems durch die Kunden.

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