Endesha - Odyssee ins Nirgendwo
19.04.2011 16:02 - Gestartet von spaghettimonster
5x geändert, zuletzt am 19.04.2011 16:35
Ich möchte hier mal von meinem vergeblichen Versuch berichten bei Endesha einen Avego-VoIP-Account zu bestellen.
Zuerst hatte ich eine Tariffrage, die vom Endesha-Vorstand persönlich mit selten erlebter Impertinenz abgewiegelt wurde: Tariffragen würden grundsätzlich nicht beantwortet. Huch?
Nach einigem Überlegen habe ich mich dann trotzdem angemeldet. Es kam ein Einzeiler zurück, wegen fehlender Daten könne die Bestellung nicht bearbeitet werden. Weitere Details kommen nicht. Da kennt man sich ja aus.
Ich also Endesha hinterhertelefoniert, was denn da los sei: Endesha sagt, sie braucht eine funktionierende Festnetznummer zum Zurückrufen, um zwecks Zuteilung einer Festnetznummer zu prüfen, ob ich auch hier wohne. Eine solche Kontrolle hätte die Bundesnetzagentur angeordnet. Aber ich will ja gerade erst eine Rufnummer beantragen, sage ich. Außerdem könnte ich ja auch die Nummer einer anrufbaren Telefonzelle angeben. Was soll denn diese Schildbürgerei, dass man zur Zuteilung einer Festnetznummer eine Festnetznummer braucht? Ja, das sei ja ganz ungewöhnlich, dass jemand eine Endesha-Nummer als Erst-Ortsrufnummer beantrage. Ich sage, dann soll Endesha die Adresse halt per Brief verifizieren, wie es andere Anbieter auch machen. Nein, das gehe nicht wegen des Portos. Ich sage, dann übernehme ich halt das Porto. Nein, gehe auch nicht, der Verwaltungsaufwand sei zu hoch. Ich sage, dann übernehme ich den halt auch. Nein, das sei im Tarif so nicht vorgesehen. Ich versuche ruhig zu bleiben und frage, wer hier eigentlich die Tarife macht, der Kunde oder Endesha. Ja, Endesha. Ich sage, ich kann Endesha ja zum Adressnachweis meinen Mietvertrag o.ä. schicken. Nein, das sei nicht üblich. Endesha gesteht, man verstehe auch gar nicht, wie die anderen VoIP-Anbieter diese Adressverifikation machten. Ich sage, dass mir Sipgate früher einen Brief geschickt hätte. Nein, das könne ja gar nicht sein, das könne unmöglich rentablel sein. Ich sage, dann soll Endesha mir in Gottes Namen halt eine 032-Nummer zuweisen, die ortsunabhängig genutzt werden kann, wie es andere VoIP-Anbieter auch machen. Ja, das stimme schon, aber die hätten sie nicht im Angebot. Zwischendurch unterstellt mir Endesha frech, ich hätte offenbar gar keinen Ortsbezug, obwohl es ja wohl Endesha ist, die die ganze Zeit alle meine Angebote ausschlägt. Zum Schluss heißt es, man werde jetzt die ganz große Ausnahme für mich machen und mir doch einen Brief zur Freischaltung zuschicken. Wir verfahren also wie besprochen. Na endlich. Oder?
Ja... die ganze Situation sei ja wirtschaftlich nicht unproblematisch. Es sei ungeheuerlich, wie viele passive Kunden Endeshas grundgebührenfreien VoIP-Tarif buchten, nur um an eine Festnetznummer zu kommen, weil eine Festnetznummer Endesha laufende Kosten verursache. Ich sage, das tut mir Leid, aber das können die Kunden ja aber nicht riechen, was für Endesha rentabel ist, die Tarifgestaltung ist nicht Sache der Kunden; Endesha will mir ja nicht mal eine Auskunft über die für mich geltenden Endpreise erteilen. Ich sage, wenn der Tarif für Endesha unrentabel ist, soll Endesha eben rentable Tarife anbieten. Endesha fragt plötzlich, warum ich eigentlich nicht den Tarif V-Basic mit 1,99 EUR Einrichtungsgebühr gebucht hätte. Ich sage, den habe ich vorher nicht gesehen, von mir aus nehme ich aber auch den. Das ist dem Herrn aber auch nicht recht, denn genau genommen sei das auch nicht kostendeckend. Es stehe ja immerhin auf der Tarifseite des kostelosen Tarifs, dass eine rein passive Nutzung nicht erwünscht sei. Ich schaue schnell nach - auf der Seite steht nichts dergleichen. Ah, stimmt, der Hinweis sei offenbar vom Kollegen entfernt worden, aber irgendwann früher habe das mal dagestanden.
Dann schwadroniert der Herr noch weiter, dass Endesha womöglich in Zukunft die Einführung einer Grundgebühr oder eines Mindestumsatzes plane, ob ich denn damit einverstanden wäre. Wie hoch soll er denn sein? Ja, das stünde noch nicht fest. Tja, da kann ich leider auch nicht sagen, ob ich einverstanden bin. Gut, Endesha schickt mir dann eine Mail, wenn die Preiserhöhung ansteht, dann könnte ich es ja entscheiden.
Aber es gebe ja irgendwie auch Bedenken, sinniert Endesha weiter, unregelmäßige Nutzer durch Fixkosten zu vertreiben. Ich sage, dann solle man halt einen Mindestumsatz pro Jahr einführen. Oh, gute Idee, darauf sei hier noch gar keiner gekommen. Das werde man auf der nächsten Versammlung vorschlagen. Um nicht noch eine Stunde fruchtlos am Telefon zu verbringen, verkneife ich mir die Frage, mit wem sich diese 1-Mann-Veranstaltung eigentlich versammeln will, sowie einen Hinweis darauf, dass es nach § 95 TKG verboten ist, Daten abzufragen, die zur Vertragserfüllung nicht erforderlich sind (wie Telefonnummern, nur weil Endesha 55 c Porto ausgeben will, was die BNetzA so mit Sicherheit nicht angeordnet hat, wie Endesha an einer Stelle auch zugegeben hat), sowie nach § 43a TKG verboten ist, Preise nicht anzugeben. Sonst ist er noch beleidigt und bockt erst recht. Schlussendlich soll es dann also laufen wie besprochen. Ja.
Nein: Der Herr fragt noch, ob ich denn sicher sei, dass ich auch abgehend telefonieren wolle. Ich sage, dass ich durchaus abgehend telefoniere, so es denn eines schönen Tages zur Freischaltung des VoIP-Accounts kommen sollte. Ich frage, ob Endesha im Gegenzug eigentlich sicher ist, dass sie auch VoIP-Accounts verkaufen will und noch hinreichend liquide ist, wenn sie schon mit dem Porto überfordert ist. Ja, gut, wenn ich abgehend telefoniere, ist alles ok. Also alles wie besprochen? Ja. Ok, danke, tschüss.
Nun warte ich seit etwa einer Woche, und es kommt nach der ganzen Odyssee - nichts. Die versteckte Kamera kommt auch nicht.
Ich frage: Geht's eigentlich noch unfähiger? Kann man eigentlich noch schlechter verkaufen als Endesha? Kann man Endesha eigentlich noch Zurechnungsfähigkeit unterstellen?