Thread
Menü

Soso...


08.07.2007 20:44 - Gestartet von Wei.
Seit fünf Jahren betreibe ich einen Blaupunkt-Woodstock-DAB-52, das damals erste Autoradio am Markt mit integriertem Chipsatz, also ohne externe Empfangsbox,

der damalige Marktpreis lag bei etwa 550 Euro.

Dieses Gerät benötigt eine herkömmliche Antenne mit 50-Ohm-Anschluß für analogen UKW- und AM-Empfang sowie eine spezielle DAB-Antenne mit einem sogenannten

SMB-Stecker für digitalen DAB-Empfang.

Da die von Blaupunkt angebotene Scheiben-Klebe-Antenne teuer und außerhalb der Kernversorgungszone der DAB-Sender nicht leistungsfähig ist und ich keine

zweite Außenantenne installieren wollte, habe ich mir das Gerät intern so umgebaut, daß die analoge UKW-Antenne auch das DAB-Modul mitversorgt, mit besten

Ergebnissen für den Empfang im Band III, sofern man eine ordentliche, sprich lange, Stabantenne verwendet, möglichst ohne Verstärker.
Wie dies genau geht, habe ich seinerzeit in diversen DAB-Foren geschildert.

Soweit zur Technik, wie gesagt, das Ganze funktioniert bis heute einwandfrei, mittlerweile bereits im Folgefahrzeug.

Meine Meinung zur DAB-Einführung in Deutschland dagegen ist mit einem Wort zu beschreiben: Trauerspiel!

Ich war seinerzeit absolut überzeugt vom System DAB und bin es noch immer, weil es erstmalig einen Empfang im fahrenden Fahrzeug bietet, der der

Studioqualität entspricht, die als Modulation auf die Sender geht.
Deshalb habe ich mir das Gerät noch in der Anfangsphase des Regelbetriebs für viel Geld gekauft und ... ich würde es NICHT wieder tun!

Daß man in Deutschland ein technisch so hervorragendes System wie DAB entwickelt, beteiligt waren immerhin das IRT, Fraunhofer, die ARD usw., ist die eine

Sache, traurig ist dagegen, daß durch föderales Durcheinander und mangelhafte Kompetenz vieler Entscheidungsträger DAB bis heute nicht das geworden ist, was

es z.B. in GB binnen kürzester Zeit dank der BBC wurde.

Bei uns hat man von Beginn an auf sogenannte "Mehrwertdienste" und Zusatzprogramme gesetzt, meiner Meinung nach der erste Irrsinn bei der Markteinführung

eines neuen Verbreitungswegs, denn:
Immer, wenn ich jemandem die Vorzüge von DAB präsentieren wollte, kam als erstes die Frage:
Kann ich damit die herkömmlichen analog über UKW gesendeten Programme empfangen, in unserem Falle also die des MDR, RadioPSR, HitradioRTL usw.?
Da konnte ich dann mit Radio Jojo & Co. zum ersten Mal nicht überzeugen, Systempräsentation durchgefallen!
Natürlich braucht es für eine gewisse Zeit die Simulcast-Abstrahlung der wichtigsten bestehenden Programme, wenn man die Hörer nicht verprellen will!
Man denke nur an die jahrelange Parallelabstrahlung der meisten deutschen Fernsehprogramme über das ASTRA-Satellitensystem: Analog und digital per DVB-S,

dort geht die Parallelabstrahlung eher schon zu lange, wenn man bedenkt, daß jeder analoge Transponder die ARD immense Gebührengelder kostet und ein

DVB-S-Receiver ab 30 Euro zu kaufen ist ...

Die zweite freudige Erkenntnis kam dann immer bei der Probefahrt von Chemnitz (gut versorgt über Sendestandort Totenstein) nach Marienberg (Sendestandort

Drei-Brüder-Höhe) durch das Zschopautal.
Denn dort müßte z.B. ein Repeater für die Stadt Zschopau eingesetzt werden, die SLM sieht es aber für wichtiger an, Zschopau mittels analogem UKW-Sender auf

99,5 MHz mit MDR-Info zu versorgen, man baut also das alte System, das abgelöst werden soll, mit neuen Sendern aus, während der geneigte Hörer auf DAB ...

die Rüge "No Ensemble" seines Empfängers erhält!
Systempräsentation zum zweiten Mal durchgefallen, toll!

Und wenn nun schon der potentielle DAB-Kunde vom Kauf des Geräts abgehalten wurde ... jetzt macht man denen, die zu Beginn die teuren Empfänger aus

Überzeugung gekauft haben, noch eine besondere Freude:
Man plant, die Norm derart zu modifizieren (MPEG4), daß wir unsere Blaupunkt-Woodstocks & Co. wegschmeißen können, denn die sind nicht zum Decodieren des

neuen Datenstroms in der Lage, und man ist noch nicht mal so ehrlich, das den Leuten zu sagen!
Nein, es wird sogar noch die Abwärtskompatibilität angepriesen, die sich aber nur darauf bezieht, daß neue Geräte nach alter Norm abgestrahlte DAB-Ensembles

wiedergeben können, nicht aber ein "alter" Blaupunkt-Woodstock ein neues MPEG4-Ensemble!

Und so werden die Käufer wieder mal verunsichert, denn welcher "Verkaufsberater" weiß schon (wenn er denn mit "DAB" überhaupt was anfangen kann ...), ob das

entprechende Gerät nach alter oder neuer Norm decodieren kann bzw. updatefähig ist ...

Und die Katze beißt sich weiter in den Schwanz, indem die Programmveranstalter nicht (mehr) über DAB senden, weil die technische Reichweite zum Hörer fehlt,

der Hörer die Reichweite durch Kauf von Geräten aber nicht steigert, weil er ein attraktives Programmangebot vermißt!

Mein Fazit:
Nie wieder werde ich ein Gerät kaufen, bevor das alte durch Abschaltung der alten Norm nicht mehr funktioniert!
Die Industrie wirds freun ...
(Ja mein lieber Kollege, Du wirst jetzt lachen ...)
Menü
[1] chrschn antwortet auf Wei.
08.07.2007 23:37
Ja, ich stimme Dir weitgehend zu.
Bin eigentlich jemand, der diesen neuen Empfangs- und Sendetechnologien gegenüber aufgeschlossen ist. Habe schons eit Jahren einen Digitalen Sat-Receiver.

Das totshlagargument für DAB ist - wei Du richtig schreibst - dass man für sauteures Geld noch nicht mal die Sender empfangen kann, die man gewohnt ist.

Hier liegt der Hase im Pfeffer. Es muss ein Simulcast her und die Geräte müssen drastisch im Preis sinken (Hier schlägt wohl auch zu Buche, dass wir in D zwei Bänder für DAB nutzen, was alles teurer macht. In GB hingegen wird nur ein Band genutzt).

ABER
Wenn man schon umsteigen will auf den Folgestandard (bei DVB-T wird das ja auch diskutiert), dann muss man es jetzt machen.
Auch wenn es bitter für Dich ist, die Verbreitung von DAB ist noch so gering, dass der "Flurschaden" durch ein Unbrauchbarmachen der vorhandenen Empfangsgeräte vergleichweise gering sein würde...
DENNOCH
Auch der neue DAB-Standard wird aber scheitern,w enn die Geräte nicht sehr viel billiger werden - wenigstens auf das Niveau der heutigen UKW-Geräte - UND alle über UKW empfangbaren Sender auch über DAB+ empfangbar sind.
Hinzu kommt: Es muss einen verbindlichen Abschalttermin für UKW geben, so dass Käufer praktisch keine Wahl haben, als DAB+ zu wählen...
Menü
[1.1] DenSch antwortet auf chrschn
09.07.2007 07:29
Benutzer chrschn schrieb:
Ja, ich stimme Dir weitgehend zu. Bin eigentlich jemand, der diesen neuen Empfangs- und Sendetechnologien gegenüber aufgeschlossen ist. Habe schons eit Jahren einen Digitalen Sat-Receiver.

Das totshlagargument für DAB ist - wei Du richtig schreibst - dass man für sauteures Geld noch nicht mal die Sender empfangen kann, die man gewohnt ist.

Hier liegt der Hase im Pfeffer. Es muss ein Simulcast her und die Geräte müssen drastisch im Preis sinken (Hier schlägt wohl auch zu Buche, dass wir in D zwei Bänder für DAB nutzen, was alles teurer macht. In GB hingegen wird nur ein Band genutzt).

ABER Wenn man schon umsteigen will auf den Folgestandard (bei DVB-T wird das ja auch diskutiert), dann muss man es jetzt machen. Auch wenn es bitter für Dich ist, die Verbreitung von DAB ist noch so gering, dass der "Flurschaden" durch ein Unbrauchbarmachen der vorhandenen Empfangsgeräte vergleichweise gering sein würde...
DENNOCH Auch der neue DAB-Standard wird aber scheitern,w enn die Geräte nicht sehr viel billiger werden - wenigstens auf das Niveau der heutigen UKW-Geräte - UND alle über UKW empfangbaren Sender auch über DAB+ empfangbar sind.
Hinzu kommt: Es muss einen verbindlichen Abschalttermin für UKW geben, so dass Käufer praktisch keine Wahl haben, als DAB+ zu wählen...

Genauso wie du es im letzten Satz gesagt hast, ist es am besten.

Denn so wurdees bei DVB-T gemacht. Der "alte Rotz" wurde einfach deaktiviert und man hat keine andere Wahl als sich jetzt ein DVB-T Receiver oder ne Sat-Schüssel zu kaufen.
(wobei dvb-t hier in raum GÖ eher witzlos is, denn die privaten senden darüber nicht mehr, übers analoge warnse aber da.....)
Menü
[1.2] bholmer antwortet auf chrschn
09.07.2007 10:19
Benutzer chrschn schrieb:
Ja, ich stimme Dir weitgehend zu. Bin eigentlich jemand, der diesen neuen Empfangs- und Sendetechnologien gegenüber aufgeschlossen ist. Habe schons eit Jahren einen Digitalen Sat-Receiver.

Das totshlagargument für DAB ist - wei Du richtig schreibst - dass man für sauteures Geld noch nicht mal die Sender empfangen kann, die man gewohnt ist.

Hier liegt der Hase im Pfeffer. Es muss ein Simulcast her und die Geräte müssen drastisch im Preis sinken (Hier schlägt wohl auch zu Buche, dass wir in D zwei Bänder für DAB nutzen, was alles teurer macht. In GB hingegen wird nur ein Band genutzt).

In großen Teilen von Deutschland wird im L-Band (noch) gar nicht gesendet, und wenn, dann sowieso nur zur lokalen Versorgung mit ein paar kleinen Sendern. Das kann eigentlich doch nicht so teuer sein?
Aber die Preise für Endgeräte sind in der Tat weiter astronomisch, die Erhältlichkeit auf Elektronikversandhäuser begrenzt.
Solange es keine Endgeräte bei Geiz oder Falschgeiz gibt oder zumindest beim Fachhändler vor Ort, wird das eh nix.


ABER Wenn man schon umsteigen will auf den Folgestandard (bei DVB-T wird das ja auch diskutiert), dann muss man es jetzt machen. Auch wenn es bitter für Dich ist, die Verbreitung von DAB ist noch so gering, dass der "Flurschaden" durch ein Unbrauchbarmachen der vorhandenen Empfangsgeräte vergleichweise gering sein würde...
DENNOCH Auch der neue DAB-Standard wird aber scheitern,w enn die Geräte nicht sehr viel billiger werden - wenigstens auf das Niveau der heutigen UKW-Geräte - UND alle über UKW empfangbaren Sender auch über DAB+ empfangbar sind.
Hinzu kommt: Es muss einen verbindlichen Abschalttermin für UKW geben, so dass Käufer praktisch keine Wahl haben, als DAB+ zu
wählen...