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Telefonieren und Surfen bald kostenlos?


21.08.2000 23:57 - Gestartet von Keks
Telefonieren und Surfen bald kostenlos?

Mobilcom-Chef Gerhard Schmid haelt es fuer moeglich,
dass das Telefonieren und Internet-Surfen bald
komplett ueber Werbeeinnahmen finanziert wird.

Sind Flat-Rates beim Internet-Zugang schon bald
Schnee von gestern? In einem vielbeachteten Interview
sagte der Chef des Telefon- und Internet-Providers
Mobilcom, Gerhard Schmid, dass sich sein Unternehmen
nach der milliardenteuren Versteigerung der UMTS-
Lizenzen von allen bisher ueblichen Gebuehrenmodellen
beim Telefonieren verabschieden werde.

Nach Ansicht von Schmid solle kuenftig nicht mehr der
Telefonkunde bezahlen, sondern jene Firmen, die
beispielsweise via Handy werben und dort ihre Waren
und Dienstleistungen verkaufen wuerden. Das
eigentliche Telefonieren, also die Uebertragung von
Sprache, werde dabei mehr und mehr zur
kaufmaennischen Nebensache.

Noch hat zwar weder Mobilcom noch irgendeiner der
Wettbewerber dauerhaft Gratis-Telefonate
angekuendigt, Schmid geht aber davon aus, dass sich
der Verbraucher schon bald "wie im Schlaraffenland"
fuehlen werde. Und am Ende der Preisspirale koenne
dann tatsaechlich der Chat zum Nulltarif stehen.

Mobilcom hat in der vergangenen Woche fuer eine der
sechs begehrten UMTS-Lizenzen in Deutschland 16
Milliarden Mark bezahlt. Schmid will nun 25 bis 28
Millionen Kunden in "sein" UMTS-Boot holen.

(Q: PC-Magazin-Newsletter)
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[1] scotchco antwortet auf Keks
22.08.2000 10:28
Das heisst nur, daß der gute Herr Schmid überhaupt nichts verstanden hat, oder bewusst die Aktionäre belügt.

Das "Fernsehmodell" für Internetzugänge anzuwenden, bei dem der Zugang umsonst ist, mann eben nur die Werbeblöcke ertragen muß, ist so ziemlich das hanebüchenste was man sich vorstellen kann.

Internet und Internetzugang ist, im Gegensatz zu Fernsehen, ein interaktives Medium, die "zwangsweise" Einblendung von Werbung kaum möglich, der Surfer weicht doch bei gesteigerter Penetranz auf "angenehmere" Angebote aus. Ha, man stelle sich vor: "Internetotheken" wo man werbefreie Internetzeit "mieten" kann. GEZ Gebühren. Öffentlich/rechtliche Internetzugänge. Hehe, ja, sehr wahrscheinlich Herr Schmid, nur seltsam daß es auch in Ländern die in der Internetnutzung schon 3 Jahre weiter sind als wir keine Ansätze dafür gibt...

Wer glaubt daß es sich hier um realistische Annahmen handelt sollte mal einen Blick in einen der Geschäftsberichte der "großen" werfen:

http://www.dtag.de/untern/inv_relations/gesch_zahlen/geschaeft/download/q100.pdf

Verglichen damit sind die Kosten- (insbesondere im Personalbereich) und Umsatzstrukturen eines werbefinanzierten Fernsehsenders ein Witz. Die Werbebudgets der Unternehmen sind begrenzt. Selbst wenn eine deutliche Verlagerung von Fernseh- und Printmedienwerbung zum Internet hin stattfinden sollte (wogegen sich die Sendee vehement wehren werden), ist doch mit einer Zunahme der Werbebudgets von Unternehmen nur begrenzt zu rechnen. Ob dabei 100 Milliarden zzgl. Marge, zzgl. laufende Kosten, rauskommen werden ist nicht nur höchst fraglich, sondern absolut absurd. Höchstens könnte ein Effekt des Zusammenbruchs der Preise für Werbung kommen, wenn zu den "alten" Medien jetzt neue Werbemöglichkeiten hinzukommen, auf die sich die Budgets verteilen lassen.

Und Herr Schmid weiss das auch ganz genau. Genau wie die Reorganisationsmeldung der Telekom nur Tage nach der irrsinnigen Auktion handelt es sich hier um ein Manöver zur Aktienkurspflege.

Gratulation, Baron Schmidhausen...

MfG,
scotchco
http://www.fogi.de