Bloß gut, dass Sie mir die Welt erklären.
Muss ja eine ganz besondere Gegend sein, in der beispielsweise weder Internet per Satellit noch ein von lokalen Initiativen getragenes Funknetz möglich sind. Von schnellen Leitungen zum Firmenkunden-Tarif mal ganz abgesehen.
Oh ha. Ihre Kunden tun mir jetzt schon leid. Wie heißt denn Ihre IT-Firma? Käpt'n Blaubärs PC-Service? Mit 5 bis 100 GB im Monat kommen Sie nicht aus, aber die einzige verfügbare Lösung ist ein Internetzugang per Analogmodem. Ist klar. Jeder, der ansatzweise rechnen kann, weiß dass man selbst bei 24-Stunden-Nutzung und optimalen Bedingungen keine 20 GB im Monat über eine 56k-Verbindung schaufeln kann.
Na dann will ich Ihnen mal die Welt (hier) erklären:
Natürlich habe ich eine andere Lösung, als das 56K-Modem.
Ich bin Vorstand einer kleinen Antennengemeinschaft und wir halten Tag für Tag ehrenamtlich ein Netz mit knapp 100 Teilnehmern am Laufen, welches uns mit bis zu 100 MBit versorgt.
ABER:
Das ist eine Struktur aus der DDR, also 30 Jahre alt und läuft von Haus zu Haus.
Zur Wartung muß man also in Keller, Garagen usw. rein, braucht ...zig Schlüssel von Leuten (und deren Vertrauen) und hat nach Gewittern u.U. trotzdem tagelang kein Internet, weil zwei Leute ehrenamtlich nach der Arbeit die Fehler beheben und die Suche nicht wie in einem kommerziellen Netz erfolgen kann, ganz abgesehen von der Finanzierung. Jeder Stromausfall in den Haushalten legt das nachfolgende Netz ebenfalls lahm.
Bezahlen müssen unsere Teilnehmer derzeit übrigens 8,33 € pro Monat für den Betrieb und die Instandhaltung des Netzes und z.B. 25,00 € für eine 25 MBit-Leitung an einen regionalen Dienstleister, der uns das Internet zuliefert und dem wir dafür sehr dankbar sind, obwohl es ein problematisches Konstrukt ist (s.u.).
DAS GANZE IST ALSO NUR ALS BRÜCKENLÖSUNG ZU VERSTEHEN,
bis ein kommerzieller Anbieter wie die Telekom ihr (OPAL/HYTAS)-Netz ausbaut.
Solange müssen wir hier noch "wurschteln", denn Ihre Idee mit dem Satelliten-Internet hatten schon einige unserer Teilnehmer ... und waren nach kurzer Zeit extrem frustriert von einem "Fair-Use", das keines ist. Und nur nachts brauchbare Bandbreite zu haben, nützt halt den wenigsten Leuten was.
Ihre "lokale Initiative" sind also wir Teilnehmer selber mit allen Nachteilen, die sowas gegenüber einem kommerziellen Anschluß hat, das geht schon bei allen finanziellen Fragen los, da rennen Sie als Vorstand nur dem (viel zu wenigen) Gebührengeld hinterher, ganz abgesehen von den vielen Leuten, die eigentlich zahlungspflichtige Familienmitglieder oder Nachbarn z.B. per WLAN mitversorgen oder das HF-Signal illegal verteilen.
Und um Ihrer Frage zuvorzukommen, ob denn der regionale Internetanbieter nicht das Netz übernehmen könnte ... nein, das will er nicht, das haben wir als Vorstand lange genug versucht (wir wollten ihnen das physische Netz sogar schenken).
Denn er hat ja jeden Monat sein Geld per Lastschrift sicher, wenn was nicht läuft sind wir (der Antennengemeinschaftsvorstand) als "Verteilnetzbetreiber" die Ansprechpartner direkt im Ort, die bei Wind, Wetter und sogar nachts laufen, damit zum Beispiel ein angeschlossener Baumarkt am anderen Tag sein Kassensystem am Laufen haben kann.
Und nochwas:
Da der regionale Anbieter hier in der Gegend zahlreiche Antennengemeinschaften beliefert und dafür auch Fördermittel bekam/bekommt, gibt es keine solchen mehr für potenzielle andere Anbieter, da die Orte als mit 100 MBit ausgebaut gelten, auch wenn man schlimmstenfalls schon mal 14 Tage lang kein Netz hat, wenn ein schweres Gewitter war (bislang zum Glück nur einmal so lange).
Das ist die Realität in HighTech-Deutschland 2018!