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Merkwürdiges Bild von Politikern


11.09.2017 18:00 - Gestartet von comfreak
hat der Herr Petzke da. Es könnte ja sein, dass diese nicht die Salamitaktik fahren, weil sie sich gern in regelmäßigen Abständen als "Retter des Konsumenten" präsentieren willen.
Alternative Erklärungen wären, u.a.:
- dass sich hiesige Provider mit einiger Macht (und ggf. guten Argumenten) dagegen wehren, in einem Rutsch reguliert zu werden
- was könnten solche guten Argumente sein?
z.B. dass es durchaus wünschenswert ist, hiesige Provider nicht zum billigen
(weil durch Regulierung weniger Einkommen) Übernahmeziel zu machen.
Eine Chinacom oder Verizon im Besitz der größten europäischen Telefonnetze will in Brüssel (m.E. zurecht) niemand wirklich. Dafür müssen sich diese aber finanziell wehren können.
- z.B. dass es einen ganz schönen Umbruch für die Branche bedeutet, den man durch schrittweise Gestaltung vielleicht etwas schonender hinbekommt (Stichwort Arbeitsplätze)
- z.B. dass es am internationalen Verhandlungstisch gar nicht leicht ist, sich weltweit gleiche Rechte auszuhandeln (weltweit einheitl. Sprach- und Datentarife?)
- z.B. dass es ggf. neue Problem schafft, die die Netze heute nicht lösen können (zusätzlicher Datentraffic z.B. der Roamingnetze so verstopft, dass netz-eigene Kunden faktisch benachteiligt würden . So dürfte z.B. die Anzahl dt. Touristen in Spanien bedeutend (vorsichtig geschätzt: Faktor 1000) höher sein, als der spanischer Touristen in Deutschland (Berlin evtl. ausgenommen). Aber sowohl der Berliner als auch der Barceloner Mobilfunkkunde möchte gern noch telefonieren und Daten nutzen können, trotz der Masse an roamenden Nutzern.
usw.
- Warum überhaupt wird hier das Problem vor der Tür der Politik ausgeschüttet? Berechneten die Unternehmen vernünftige Preise, gäbe es überhaupt keinen Bedarf an Regulierung. Es ginge durchaus. Minutenpreise anderer Länder zeigen wo es hingeht.

Also es gibt einige gute Erklärungen, die man für die "Salami-Taktik" finden kann. Dennoch sind die Fragen richtig:

- Was passiert in den nächsten 10 Jahren mit den Netzen? Werden z.B. Rufnummern endlich vollständig virtualisiert und Gespräche per Datentraffic abgewickelt? Angesichts des VoIP-Debakels zwar wünschenswert, aber wie wahrscheinlich ist das? Bei vollständig virtualisierten Nummern, ist eine Extra-Berechnung von Auslandsgesprächen faktisch nicht mehr machbar. Und selbst wenn 'nur', wie geplant, bei 5G Gespräche grundsätzlich als Daten transportiert werden, ist ein Datenpaket im Internet nunmal nicht teurer berechenbar, wenn es ins Ausland fließt, als wenn es im Inland bleibt.
- Wird es überhaupt langfristig noch Rufnummern geben? Schon heute zeichnet sich ab, dass Messenger-Produkte im großen Stil Sprache, eMail, SMS und Videotelefonie ersetzen. Die meisten davon arbeiten per username, statt Rufnummer.
- Gibt es in manchen Regionen der Welt national (!) Roaminggebühren. Ist man im nationalen Netz eines Konkurrenten eingebucht, zahlt man ankommend und abgehend mehr, hat dafür aber überhaupt Empfang (national Roaming). In den USA z.B. ist es dadurch normal, dass man ankommende Minuten bezahlen muss (wobei inzwischen vielfach auch flat abgerechnet). Preise für ankommende SMS gibt in es z.B. einigen Afrikanischen Ländern.

Die Kernfrage der Industrie beantwortet Herr Petzke aber dann im Artikel auch nicht im Ansatz: Womit sollen die Telcos in 10 Jahren noch Geld verdienen?
Telefonie, SMS flat und 100GB Daten werden absehbar, noch ca. 10 Euro mtl. kosten (In Finland heute bereits für ca. €15 zu haben), Roaming in der EU bereits inkl. Eine Preis-Differenzierung ist ggf. nach Bandbreite machbar (ein langsamer Vertrag dürfte dann aber vermutlich bereits bei min. 10Mbit liegen). Ausweg wäre also ggf. das Bepreisen von Bandbreite statt Volumen. Es gab schon vor 10 Jahren Stimmen, die sagten, dass es so kommen würde. Noch sind wir aber nicht soweit. Was sich abzeichnet, ist dass Telcos zum Betreibern von Netzen degradiert werden (was mir sympatisch wäre). Das wollen die Telcos aber nicht und wehren sich mit Zusatzangeboten wie aktuell Streamingbundles etc. was aber bisher a) kaum genutzt wird und deren b) angestrebte Exklusivdeals generell auch nicht zu begrüßen sind.

Also, womit soll ein Telco im 5G-Netz Geld verdienen um 2030 das 6G Netz zu bauen, wenn Umsatz-technisch noch vielleicht ca. €10/Monat und Nutzer übrig bleiben. Reicht ein Jahresumsatz von €300mio um ein flächendeckendes Netz mit 30 Mio Kunden zu betreiben und zu warten? Ich bin gespannt auf eine Diskussion dazu.