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UKW-Abschaltung - ich kann es nicht mehr lesen...


19.04.2018 10:53 - Gestartet von DL7FOS
Eine Rückschau über die letzten fünf Jahre alleine auf Teltarif zeigt doch eindrucksvoll, wie widersprüchlich das Thema ist und wie viele Richtungen es gibt, auch die Kommentare legen oft plausible Gründe für und wider UKW dar. Dass Digitalradio grundsätzlich besser ist, kann man faktisch nicht belegen, da hier für einen guten Empfang deutlich mehr Voraussetzungen gegeben sein müssen. Codec, Fehlerrate bei zu geringem Rauschabstand, Güte der D/A-Wandler. In der Preisklasse unter 100 Euro ist die Klangqualität über UKW (Sangean WR-1) kaum zu schlagen.

Ganz davon ab betrachte ich die Entwicklung mit etwas Sorge, obgleich ich inzwischen im Haus auf Internet-Radio umgestellt habe, DAB+-Empfänger sind zwangsweise eingebaut, bleiben aber ungenutzt. Der Hintergrund für diese Entscheidung ist, dass in Städten eine Versorgung mit DAB+ gut funktioniert, es auf dem Land allerdings zu viele Lücken gibt. Was auch kaum jemand beschreibt, ist die "Zwangszensur" durch Reichweitenbegrenzung, es bedarf deutlich mehr Sender mit kleineren Abständen, Überreichweiten gibt es im Digitalradio nicht.

Das heißt in der Praxis, dass ich in Mittelhessen neben den unzumutbaren und werbefinanzierten "Laberfunk" dazu gezwungen werde, neben Deutschlandfunk den hessischen Rundfunk zu konsumieren. Dies will ich aber nicht, weil der WDR ein deutlich besseres Programmangebot liefert und terrestrisch rauschfrei über UKW empfangbar ist. Selbst den NDR kann man in Teilen von Mittelhessen sogar noch empfangen, das wäre über DAB+ ebenfalls undenkbar. Das Internet-Radio ist daher für mich die einzig logische Konsequenz. Die Aussage, man habe über DAB+ das gleiche Programmangebot, ist also sachlich falsch und durch die reduzierte Ausbreitung ist es für die Sender wohl sogar noch günstiger, was die Verwertungsabgaben betrifft. Natürlich betrachte ich an dieser Stelle nur die stationäre Nutzung, wenn es aber nicht mal möglich ist, die Servicewellen bundesweit zu empfangen, dass man über die ganze BAB-7 hinweg NDR 2 hören könnte, macht DAB+ keinen Sinn. Diese Aussage stammt übrigens nicht von mir, sondern von einem jungen Menschen Anfang 20, der sogar den Nutzen ohne technische Vorerfahrung in Frage stellt.

Weiterhin haben wir über die letzten 40 Jahre gelernt, dass der Austausch von Standards die totale Verschrottung alter Empfänger bedeutet, das finde ich gerade heute mit dem Umweltschutzgedanken sehr problematisch. DSR, ADR, alter DAB-Standard ohne HE-AAC, beim Fernsehen geht es mit der analogen terrestrischen und Satellitenübertragung weiter, DVB-S, -C und -T ohne HD gibt es nicht mehr und so kann man diese ganzen alten, zum Teil sehr teuren Empfänger einfach verschrotten. Es kann nicht sein, dass die Gültigkeit der Standards die Lebensdauer der Geräte unterschreiten und da bleibt das Internet wohl die einzige stabile Größe. Aber auch hier gibt es Veränderungen, ganz alte Internet-Radios ohne WPA-Verschlüsselung werden heute auch schwer einsetzbar sein, TerraTec hat ja die Kunden der ersten Noxon-Serie durch Abschalten der Datenbank auch "bestraft". Immerhin kann man vielleicht darauf hoffen, dass Frontier Silicon und Media Systec als Global Player im Digitalradio ihre Server lange Zeit online lassen.

Beim Fernsehen finde ich den Wechsel von Standards übrigens nicht ganz so dramatisch, dies konsumiert man üblicherweise stationär und die Geräte sind schon vor Jahren so aufgebaut, dass sie genügend externe Anschlussmöglichkeiten für Zusatzgeräte bieten. Würde jetzt aber auch DVB-S2 vor dem Aus stehen, wäre auch hier das Internet für mich die einzig logische Konsequenz. Auch hier gibt es allerdings keine Langzeitwirkung, die Deutsche Telekom hat ja jüngst den alten Entertain-Standard durch Entertain Plus abgelöst. Dabei können auch hier die alten Receiver nicht mehr genutzt werden. Auch das gab es schon früher, MediaVision und T-Online-Vision gibt es auch nicht mehr, beide Receiver wurden auch entsorgt.

Was ich aber als Funkamateur sehr kritisch sehe, ist die Einschränkung der Informationsfreiheit durch Digitalrundfunk, das habe ich oben ja schon beschrieben. Die Mittelwelle ist schon weg, im Katastrophenfall hätte man bei Digitalradio wohl kaum Chancen, noch informiert zu werden. Mal ein konkretes Beispiel, in unserer Region gab es irgendwann an einem Samstag plötzlich Stromausfall. Dieser wirkte sich natürlich nicht nur auf das heimische Internet, sondern auch auf mobile Basisstationen des Mobilfunknetzes aus. Man war faktisch abgeschnitten von der Welt. Als Einzigstes hatte ich ein Amateur-Handfunkgerät mit UKW-Empfang hier liegen, mit dessen Hilfe ich zumindest die Nachrichten eines Sendestandortes erreichen konnte, der außerhalb unserer Netzversorgung lag. Ein Anrufen über die Relais klappte nämlich auch nicht, weil auch diese nicht mit Energie versorgt wurden. Das wäre mit DAB+ nicht so einfach gelungen, wenn man nicht zufällig ein tragbares Radio mit Batterien hätte. Die müssen aber auch voll sein, Kriechströme der chinesischen Billigheimer sorgen nicht selten für eine spürbare Selbstentladung.

Daher, alles nicht so einfach und auch wenn ich in der Praxis, vielleicht auch aus Resignation, UKW selbst nicht mehr nutze, würde ich mich immer für eine Erhaltung, wenigstens für grundlegende Sender, einsetzen. Alternativ könnte man auch die Mittelwelle wieder reaktivieren, mit dem Digitalrundfunk sehe ich aber mein Grundrecht auf Informationsfreiheit etwas beschnitten. Auch ist es nicht so, dass ich modernen Entwicklungen stets negativ entgegen stehen würde. Ich beobachte aber über Jahrzehnte, dass es heute kaum noch möglich ist, kompromisslos auf Nachfolger zu schauen. Vieles ist nicht durchentwickelt und entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Einbahnstraße. Vor Allem auch, weil Fehler seitens der Industrie gemacht wurden. Hätte man in Kraftfahrzeugen schon vor 10 Jahren serienmäßig DAB+-Empfänger eingebaut, was man ja nicht macht, weil die Technik eben nicht gut genug ist, würden wir heute gar nicht darüber diskutieren müssen.
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[1] fanlog antwortet auf DL7FOS
19.04.2018 13:00
Benutzer DL7FOS schrieb:
..
Daher, alles nicht so einfach und auch wenn ich in der Praxis, vielleicht auch aus Resignation, UKW selbst nicht mehr nutze, würde ich mich immer für eine Erhaltung, wenigstens für grundlegende Sender, einsetzen. ...


Ich bin ganz Deiner Meinung, dass das Internetradio zu Hause UKW und (!) DAB ersetzt. Für unterwegs ist heute noch ein alternatives Medium sinnvoll, ebenso für Notfälle wie Stromausfall. Dabei ist es völlig egal ob UKW oder DAB. MW wäre wirklich nur für Notfälle und würde sich daher m.E. nicht rentieren.

Längerfristig UKW und DAB parallel laufen zu lassen ist Unsinn.

Sinnvoll wäre ökologisch (aufgrund der verbeitetenden Menge) DAB wieder einzustampfen und UKW als Ersatzmedium zu behalten. Wirtschaftlich ist das aber nicht umsetzbar, da würde die Industrie Sturm laufen.

Meiner Meinung nach könnte man mit Blick auf die Autos und Tante Erna in den nächsten 10-12 Jahren die UKW Programmzahl bis auf 2-3 langsam runterfahren (und mit ÖR beginnen). Damit würde automatisch die Attraktivität von DAB steigen. Und wenn der Durchdringungsgrad von DAB ausreicht (und DAB in der Fläche verfügbar ist), UKW abschalten.
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[1.1] DL7FOS antwortet auf fanlog
19.04.2018 14:01
Benutzer fanlog schrieb:
Ich bin ganz Deiner Meinung, dass das Internetradio zu Hause UKW und (!) DAB ersetzt. Für unterwegs ist heute noch ein alternatives Medium sinnvoll, ebenso für Notfälle wie Stromausfall.

Hier arbeiten ja beispielsweise die Mobilfunknetzbetreiber an Broadcasting-Lösungen, DVB-H gab es ja auch schon mal. Das Problem ist generell die Lobbyarbeit und die Unmöglichkeit für die verschiedenen Interessensgruppen, einen Standard zu etablieren. Eins meiner Lieblingsbeispiele ist ein Vergleich mit den Homecomputern in den 80ern und dem heutigen PC. Während man früher für jedes System ein eigenes Interface brauchte, kann man sich wohl heute kaum vorstellen, dass ein USB-Stück für ein Lenovo ThinkPad nur noch an disem und keinesfalls an einem Computer von HP oder Mac laufen würde. Der unsägliche Fehler war, keinen Standard unabhängig von Wirtschaftsinteressen festzulegen. In der analogen Funktechnik geht das auf einfache Weise, die Hersteller können daran entwickeln. Seit TechniSat haben wir es erlebt, dass der Hersteller selbst sich plötzlich stark macht un als Dienstleister (ADR) auftritt, um den Dienst voran zu treiben. Klar, das war bei Kassette und CD nicht anders, der MiniDisc hat genau dieser nicht vorhandene Standard das Genick gebrochen. Als Sony dann plötzlich mit Standards um die Ecke kam, war MP3 längst verbreitet und während Ende der 90er Jahre jede Mini-Anlage ienen MD-Recorder hatte, verschwanden die binnen Monate aus den Geräten zu Gunsten eines USB-Anschlusses.

Dabei ist es völlig egal ob UKW oder DAB. MW wäre wirklich nur für Notfälle und würde sich daher m.E. nicht rentieren.

Mit solchen allgemeinen Aussagen sollte man sehr vorsichtig sein. Wie würdest Du es finden, wenn beispielsweise die Rettungsdienste und Wehren Statistiken über die Einsatzhäufigkeit erstellen und Leitstellen an den Punkten ausdünnen, an denen es statistisch weniger Notfälle gibt? Das ist die vollkommen falsche Herangehensweise. Hier muss man sich fragen, welcher Standard ist am Längsten und Häufigsten etabliert und kann auf einfachste Weise genutzt werden. Da bleibt der analoge Rundfunk auch aufgrund des sehr großen Einzugsgebietes eines Senders übrig. Einen Detektorempfänger für Mittelwelle kannst Du mit wenigen Bauteilen sogar selbst bauen. Es ist daher doch klar, dass man das als gegeben nutzt, was vorhanden ist. DAB+-Empfänger verkaufen sich ja auch deshalb so gut, weil fast jedes Internet-Radio einen Multi-Empfangs-Chip enthält. Das freut auch die Lobby, weil das beschönigt die Verkaufszahlen. Effektiv ist die Frage aber viel interessanter, wie viele Hörer letztendlich das System auch nutzen. Auch die erwähnte Erfahrung der geringen Haltbarkeit von Digitalstandards lässt mich hier heute keines als gleichwertig sehen.

Längerfristig UKW und DAB parallel laufen zu lassen ist Unsinn.

Das ist kein Unsinn, weil im Rundfunkstaatsvertrag eindeutig die flächendeckende Versorgung festgeschrieben ist. Unsinn ist es, dass man hingegen nicht DAB+, oder auch schon DAB, konsequent ausgebaut hat. Viel mehr hat man - das macht die Lobby heute noch - immer damit geworben, wie toll das ist, genau wie DVB-T. Im Handel gab es dutzende tragbare Fernseher und ich kannte dort aktive Verkäufer die mir erzählten, dass sie schon beim Verkaufen gesagt haben, bringen sie das Teil am nächsten Tag einfach zurück, wenn es nicht geht. Du hast in diesem Laden faktisch kein original verpacktes Gerät mehr kaufen können. Hier hätte man auf politischer Ebene mit Unterstützung von Experten klar ermitteln müssen, wie viele Sendestandorte brauchen wir für eine flächendeckende Versorgung, was muss alles rein und wie regeln wir das. Dann hätte man das Netz innerhalb von fünf Jahren aufbauen können, weitere fünf Jahre als Übergangszeit und fertig. Das Problem ist aber, dass die Privatisierung den Nachteil der Gewinnmaximierung mitbringt, somit fragt sich ein Unternehmen, wie lange die Investitionsrückführung dauert. Bei einem Land wie Deutschland ist das nicht wirtschaftlich. Die Effekte sehen wir in Krankenhäusern, bei der Bahn und in der Pflege, wohin die Privatisierung führt und beim Radio schreibt sich das Desaster fort. Energie mit eingeschlossen, aber da hat der Gesetzgeber ja zumindest so halbwegs die Kurve gekriegt, um Kostenexplusionen nach jahrelangem Dumping zu vermeiden. Auch beim Telefonnetz ist das nicht anders, man hätte der Deutschen Telekom nie das Leitungsnetz übereignen dürfen. Das hätte in die Hand der Städte und Kommunen gehört, dann hätten wir nicht erst heute das Theater, dass wir im weltweiten Vergleich auf Platz 24, hinter den Niederlanden und Ungarn, stehen würden. Kommt auch mindestens 10 Jahre zu spät. Selbst in afrikanischen Ländern, in denen Nahrung und die medizinische Versorgung unterdurchschnittlich ist, besteht mit der Internetversorgung kein Problem.

Sinnvoll wäre ökologisch (aufgrund der verbeitetenden Menge) DAB wieder einzustampfen und UKW als Ersatzmedium zu behalten.

Dazu ist es inzwischen zu spät, das hätte man vor fünf Jahren machen müssen. Dagegen sprechen auch die Verkaufszahlen und dass heutzutage die meisten Geräte DAB+-Empfänger sind. Man kann schließlich nicht über Jahre aggressiv die Sinnhaftigkeit von DAB+ proklamieren und schon wieder ein digitales System einstampfen, nur weil man das Ganze ergonomisch nicht sinnvoll installiert kriegt.

Wirtschaftlich ist das aber nicht umsetzbar, da würde die Industrie Sturm laufen.

Lobby trifft es besser. Es gibt ja unterschiedliche Interessenvertreter, wobei natürlich allen Wirtschaftsunternehmen die Gewinne wichtig sind. Dazu zählen Unternehmen, die auch gar nichts anderes als Digitalradio beherrschen. Gerade Privatsender, die jetzt ihre seltsamen, werbefinanzierten Programme bundesweit abstrahlen, wären sicher dagegen. Schwarzwaldradio beispielsweise, braucht m. E. kein Mensch, ist aber sicherlich gute Werbung für die Touristik dort. Ein Problem ist ohnehin, dass wir solch einen Überfluss an Radiosendern haben, die sich an Qualität so unterbieten, dass sie mich - und sicher viele andere auch - gar nicht mal interessieren. Dann lieber Streaming, dann habe ich ein auf mich zugeschnittenes Musikprogramm, das nicht durch Flachwitze unterbrochen wird. Wenn die Branche nämlich nicht aufpasst, steuert sie künftig auf ganz andere Probleme zu, als die Frage der Verbreitung. Das ist auch ein Nachteil von Digitalradios, die Usability. Es gibt nämlich nicht nur alte, sondern auch behinderte und kranke Menschen, die mitunter komplexe Geräte dieser Art nicht bedienen können.

Meiner Meinung nach könnte man mit Blick auf die Autos und Tante Erna in den nächsten 10-12 Jahren die UKW Programmzahl bis auf 2-3 langsam runterfahren (und mit ÖR beginnen). Damit würde automatisch die Attraktivität von DAB steigen. Und wenn der Durchdringungsgrad von DAB ausreicht (und DAB in der Fläche verfügbar ist), UKW abschalten.

Tja - wenn... Dass es noch nicht geschafft wurde, es flächendeckend auszubauen, ist eigentlich die Schlappe schlecht hin. Wie lange soll ich denn noch warten? Meinen ersten DAB-Empfänger habe ich 2005 gekauft, sogar damals in den Vertrieb aufgenommen. Das System kenne ich aktiv seit Mitte der 90er, Ende der 80er wurde es bereits auf der IFA vorgestellt. Mein DAB-Radio hatte ich dann 2008 verkauft und der Käufer hat diese Absicht als argwöhnisch gesehen, weil er bei der Landesmedienanstalt in Schleswig-Holstein nachfragte und erfuhr, dass man in DAB nicht weiter investieren würde. Zugleich gab es Meldungen, das dies die Zukunft wäre. Der Kardinalsfehler ist eigentlich, dass man nicht mit einer Stimme spricht, sondern sich gegenseitig versucht, in Argumenten zu überbieten und diese Diskussionen in den eigenen Reihen öffentlich führt. Das ist nämlich neu, als GSM Ende der 80er eingeführt wurde, standen Alternativen gar nicht zur Disposition und man kann es heute noch nutzen. Selbst das C-Netz wurde so spät abgeschaltet, dass die Akkus der Geräte längst erledigt waren.
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[2] Wechseler antwortet auf DL7FOS
21.04.2018 07:58
Benutzer DL7FOS schrieb:
Eine Rückschau über die letzten fünf Jahre alleine auf Teltarif zeigt doch eindrucksvoll, wie widersprüchlich das Thema ist und wie viele Richtungen es gibt, auch die Kommentare legen oft plausible Gründe für und wider UKW dar.

Es ist ein lobbyistenbefeuerter Sturm im Wasserglas. Bei den Radiohörern kümmert es niemanden.

Dass Digitalradio grundsätzlich besser ist, kann man faktisch nicht belegen, da hier für einen guten Empfang deutlich mehr Voraussetzungen gegeben sein müssen. Codec, Fehlerrate bei zu geringem Rauschabstand, Güte der D/A-Wandler. In der Preisklasse unter 100 Euro ist die Klangqualität über UKW (Sangean WR-1) kaum zu schlagen.

Da man bei der Kompression übertrieben hat, klingt, DAB+ immer schlechter als FM auf UKW (und als DAB). Etwa auf dem Niveau von AM mit ein paar schlecht errechneten Höhen dazu. Da können auch die tollsten D/A-Wandler nichts mehr reißen, wenn das Signal schon senderseitig nichts taugt.

Aber das Qualitätsargument zog eh nur beim TV. Beim Radio ist Thema Digitalisierung schlicht zu spät, was natürlich darauf zurückzuführen ist, daß die Einführung vor 20 Jahren "erkämpft" und dann verschleppt wurde. Die meisten Leute besitzen keine DAB-Empfänger, werden bewußt keine kaufen und bei Abschaltung von UKW schlicht das terrestrische Radiohören einstellen. Das ist auch den Programmveranstaltern klar.
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[2.1] DL7FOS antwortet auf Wechseler
21.04.2018 08:53
Benutzer Wechseler schrieb:
Es ist ein lobbyistenbefeuerter Sturm im Wasserglas. Bei den Radiohörern kümmert es niemanden.

Was ja auch daran liegt, dass der reine Konsument nicht zwangsläfig Techniker ist. Er will ja lediglich etwas, das gut klingt und einfach zu bedienen ist. Nur das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass er die nachhaltigen Probleme nicht abschätzen kann. Angenommen man würde morgen UKW abschalten, dann würden wahrscheinlich die meisten Fahrzeuge direkt in die Werkstatt fahren. Was ja im Umkehrschluss auch nicht bedeutet, dass es nicht auch zufriedene DAB+-Hörer gibt. Wer keinen Wert auf Qualität legt und diese nur am Grundrauschen misst, das ist ja auch die einzige Werbefloskel, kann damit durchaus leben.

Da man bei der Kompression übertrieben hat, klingt, DAB+ immer schlechter als FM auf UKW (und als DAB). Etwa auf dem Niveau von AM mit ein paar schlecht errechneten Höhen dazu. Da können auch die tollsten D/A-Wandler nichts mehr reißen, wenn das Signal schon senderseitig nichts taugt.

Radio per UKW liefert etwa so bis 16 KHz, wobei auch hier die Empfänger mitunter schön zeichnen. Ich sehe das an einem sehr hochwertigem Tuner im Vergleich zum Sangean WR-1, letzteres klingt viel brillianter was auch daran liegt, dass man den teuren Empfänger "naturbelassen" hat. Bei DAB+ liegt der Höhenverlust nicht unbedingt nur am Codec, sondern auch an den schlechten Verstärkerelementen und bei günstigen Empfängern heufig an den Prozessorstörungen, so dass man die auch nicht lauter aufdreht. Internet-Radio ist diesbezüglich auch nicht besser, viele senden mit 64 Kbit/s MP3, das unterliegt technisch sogar HE-AAC. Daher übertreiben die es aus meiner Sicht überall, während man im Fernsehen mit 4K und sonstwas wirbt. Das stört mich allerdings im Alltag kaum, wenn ich aber konzentriert zuhöre, geht mir der Detailverlust sehr auf die Nerven. Deshalb kaufe ich mir dann als Standalone-Lösung auch günstige Geräte, dann muss ich mich im Nachhinein auch weniger ärgern. Ganz unabhängig davon, dass DAB+ hier so dramatisch schlecht ist, auch durch Feldstörungen von Computern und anderen Geräten, dass das hier nicht einmal Sinn macht. Ein leichtes UKW-Rauschen ist da besser ertragbar, als Aussetzer. Dabei eignen sich die günstigen DAB+-Empfänger aufgrund ihrer dramatisch schlechten Empfänger nicht einmal wirklich für den UKW-Empfang. Man könnte fast meinen, die Hersteller haben diesen bewusst und künstlich verschlimmbessert.

und dann verschleppt wurde. Die meisten Leute besitzen keine DAB-Empfänger, werden bewußt keine kaufen und bei Abschaltung von UKW schlicht das terrestrische Radiohören einstellen. Das ist auch den Programmveranstaltern klar.

Dazu kommen dann noch smarte Lautsprecher wie Echo, die günstig sind und über TuneIN auf Zuruf jeden nur möglichen Sender abspielen. Dabei klingt ein Echo Dot besser, als ein DAB+-Radio in dieser Preisklasse. Ich denke, genau das ist auch der Grund für diese offenen, zum Teil doch sehr widersprüchlichen Diskussionen.
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[2.1.1] Wechseler antwortet auf DL7FOS
21.04.2018 10:34
Benutzer DL7FOS schrieb:
Benutzer Wechseler schrieb:
Es ist ein lobbyistenbefeuerter Sturm im Wasserglas. Bei den Radiohörern kümmert es niemanden.

Was ja auch daran liegt, dass der reine Konsument nicht zwangsläfig Techniker ist. Er will ja lediglich etwas, das gut klingt und einfach zu bedienen ist.

Was der Konsument will, kümmern niemanden. Radio ist "eh da", irgendwo mit eingebaut.

Angenommen man würde morgen UKW abschalten, dann würden wahrscheinlich die meisten Fahrzeuge direkt in die Werkstatt fahren.

Ich habe gar kein Auto. Und damit ist das Thema "UKW-Abschaltung" für mich komplett irrelevant.

Internet-Radio ist diesbezüglich auch nicht besser, viele senden mit 64 Kbit/s MP3

Ich nutze keinen Stream unter 96 kbps, die Regel sind 128-192 kbps.

und dann verschleppt wurde. Die meisten Leute besitzen keine DAB-Empfänger, werden bewußt keine kaufen und bei Abschaltung von UKW schlicht das terrestrische Radiohören einstellen. Das ist auch den Programmveranstaltern klar.

Dazu kommen dann noch smarte Lautsprecher wie Echo, die günstig sind und über TuneIN auf Zuruf jeden nur möglichen Sender abspielen.

Die ganze Diskussion kommt mir vor, als würde man Ende der 20er Jahre noch über die Abschaltung von ISDN diskutieren. Die Lobby freut sich darauf, daß nun jeder ein IP-Telefon kaufen muß, um weiter mit Strippe telefonieren zu können. In der Realität sind längst alle auf den Mobilfunk umgestiegen.
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[2.1.1.1] DL7FOS antwortet auf Wechseler
21.04.2018 18:35
Benutzer Wechseler schrieb:
Was der Konsument will, kümmern niemanden. Radio ist "eh da", irgendwo mit eingebaut.

Bevor ein Produkt auf den Markt kommt, überlegt sich ein Hersteller genau, ob es ankommt und wie man es vermarktet. Nach dieser Theorie dürfte es faktisch kein Wirtschaftswachstum geben. Ach so, ich habe selbst nicht nur im Handel, sondern auch Produktion und Entwicklung zu tun gehabt und kann das denke ich beurteilen. Ich kenne auch Unternehmen, die genau aus solchen Fehlentscheidungen und damit verbundenen Fehlinvestitionen nämlich auch baden gingen. Je größer ein Unternehmen, desto einfacher kann es das abfangen. Nur nimmt leider der Trend der Schnelllebigkeit zu, so dass Produkte zum Teil halbfertig den Kunden erreichen und vor der Fertigstellung wieder abgekündigt wurden. Das kostet nicht nur mittelfristig unnötig viel Kohle, sondern ist auch für die Ökobilanz extrem schädlich.

Ich habe gar kein Auto. Und damit ist das Thema "UKW-Abschaltung" für mich komplett irrelevant.

Schön für Dich, ich übrigens auch nicht. Und dennoch kann ich mich auch in die Lage von Autofahrern hineinversetzen, dazu zwingt mich leider meine Empathie. Wo wir aber schon mal dabei sind: Was mir persönlich immer mehr missfällt, sind die Kommentare irgendwelcher Egozentriker, die vorsätzlich nicht über den Tellerrand hinaus schauen wollen und ihre Meinung unreflektiert unter das Volk bringen müssen. Da sehe ich keinen Sinn drin und ab diesem Moment kann man eine produktive Diskussion in der Tat in Frage stellen.

Internet-Radio ist diesbezüglich auch nicht besser, viele senden mit 64 Kbit/s MP3
Ich nutze keinen Stream unter 96 kbps, die Regel sind 128-192 kbps.

Auch leider falsch, ein Blick in Internetradiodatenbanken reicht aus. Auch sagt die Bitrate ohne Angabe von Codec und Fehlertoleranz überhaupt nichts über die endgültige Qualität. Für mich ist die Qualität eines Streams egal, weil das für mich Alltagskonsum ist. Für alles Andere gibt es Vinyl und High Res, im Studio arbeiten wir ohnehin mit unkomprimierten Audiodaten.

Die ganze Diskussion kommt mir vor, als würde man Ende der 20er Jahre noch über die Abschaltung von ISDN diskutieren. Die Lobby freut sich darauf, daß nun jeder ein IP-Telefon kaufen muß, um weiter mit Strippe telefonieren zu können. In der Realität sind längst alle auf den Mobilfunk umgestiegen.

Das trifft vielleicht auf die Egal-Generation unter 25 zu, die ja nichts anderes kennt und auch MP3 als gegeben akzeptiert. Professionelle Anwender werden kaum auf das Festnetz verzichten wollen, weil Sprachqualität und Ergonomie von Smartphones im Büroalltag leicht zu übertreffen sind. Gleiches gilt für Familien, manchmal möchte man ja nicht eine Zielperson, sondern einen Ort mit mehreren Personen oder einen Ort erreichen. Fünf Familienmitglieder nacheinander abzutelefonieren ist imho komplexer, als einen Hausanschluss anzurufen. Davon abgesehen, dass Festnetztelefonie nicht mit Kabeltelefonen gleichzusetzen ist und ohnehin kürzer genutzt werden, als Radiogeräte mit teilweise deutlich höheren Investitionskosten. Auch sind die Ausgangspunkte vollkommen anders, Du vergleichst mit ISDN eine ohnehin nur in Teilen genutzte Technologie, auch wenn ich aus dem Alltag die unglaublichen Probleme von Kleinbetrieben und Mittelständlern kenne, bei denen die Umstellung auf IP bevorsteht. Für mich ist es immer ein Alptraum, eine vorhandene ISDN-Anlage mit Türsteuerung und intern genutzten Funktionen an ein IP-Netz anzukoppeln. Ich hätte es viel spannender gefunden, wenn Du gefragt hättest, warum noch moderne Router diese furchtbaren und störanfälligen TAE-Buchsen haben und wieso bei den meisten Kunden überhaupt Analogtelefone stehen. Ganz zu schweigen von dem Umstand, dass man diese sogar noch kaufen kann.

Sorry, aber die Welt lässt sich nicht in 160 oder etwas mehr Zeichen erklären, auch ist nicht jedes Individualdenken mainstreamkonform oder drückt irgendeine globale Sichtweise aus. Ich weiß auch nicht, warum in Kommentaren immer häufiger Menschen findet, die ihr Ding posten und sich augenscheinlich nicht einmal wirklich mit dem auseinandersetzen, was da geschrieben steht. Gut, ich verbuche es mal mit dem Internet-Trend der Nichtblinker und Unfallflüchtigen. Diskussionswürdig finde ich die Frage, warum vor Allem junge Menschen offenbar immer denken, sie schreiben mit einem Bot und nicht mit einem Menschen. Denn nur durch Diskussion kann man wachsen und sich entwickeln. Mit der Egal-Mentalität bleibt man ewig gestrig, denn auch das Heute wird irgendwann Gestern sein...
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[2.1.2] helmut-wk antwortet auf DL7FOS
23.04.2018 14:24
Benutzer DL7FOS schrieb:
Benutzer Wechseler schrieb: Ganz unabhängig davon, dass DAB+ hier so dramatisch schlecht ist, auch durch Feldstörungen von Computern und anderen Geräten, dass das hier nicht einmal Sinn macht. Ein leichtes UKW-Rauschen ist da besser ertragbar, als Aussetzer.

Kann ich nicht nachvollziehen. Aussetzer bei DAB+ hab ich so gut wie nie erlebt, auch nicht, als das Gerät weniger als 1 m vom Computer stand. Da waren Aussetzer beim Internetempfang (Router-Kabel-Computer) deutlich häufiger (obwohl absolut betrachtet auch selten).
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[2.1.2.1] DL7FOS antwortet auf helmut-wk
23.04.2018 15:27
Benutzer helmut-wk schrieb:
Kann ich nicht nachvollziehen. Aussetzer bei DAB+ hab ich so gut wie nie erlebt, auch nicht, als das Gerät weniger als 1 m vom Computer stand. Da waren Aussetzer beim Internetempfang (Router-Kabel-Computer) deutlich häufiger (obwohl absolut betrachtet auch selten).

Temporäre Aussetzer bei gestörtem Internet-Stream sind aber kau mit permanent zu geringem Rauschabstand bei DAB+ in Verbindung mit nicht mehr greifender Fehlerkorrektur vergleichbar. Dass manch einer diese Probleme nicht hat, steht ja außer Frage. Bei uns auf dem Land treten Feldeffekte natürlich stärker auf, weil die Sendeleistung der Basisstationen sich einfach nicht durch lokale Störungen durchsetzt. Ist die Feldstärke ausreichend, beispielsweise in Städten, ist der Effekt natürlich nicht vorhanden. DAB+ soll aber den UKW-Empfang ersetzen, das sehe ich nach wie vor flächendeckend nicht gegeben. Dass es aber besonders durch LED-Leuchtmittel und Schaltnetzteile breitbandige Störungen gibt, wissen Bundesnetzagentur und DARC, entsprechend haben sie in ihren Mitteilungen darüber informiert und die BNetzA ergreift auch Maßnahmen gegen die ganzen nicht lizenzierten "Chinakracher". Bei zu geringer Feldstärke stört aber auch bei UKW jedes kleine elektronische Gerät den Empfang. Bei mir klappt DAB+ somit nur draußen anständig, nicht aber drinnen und das ohne Stahlbeton.
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[2.1.2.1.1] helmut-wk antwortet auf DL7FOS
23.04.2018 15:46
Aha. Mal wieder was dazu gelernt.