Benutzer lexus1 schrieb:
Eine gute Diskussion, wert sie weiterzuführen.
Um so mehr bedaure ich, dass ich wg. verschiedener Probleme einige Wochen ausgefallen bin.
Grundsätzlich: Die Welt -auch der ÖR-Funk- ist nicht schwarzweiß sondern grau. Es gibt Licht, und leider zunehmend Schatten.
So allgemein formuliert, wie das ist, werde ich dem nicht widersprechen.
1. Die Sender sind formal völlig, de facto weitgehend vom Staat unabhängig.
Formal - ja. De facto - keineswegs.
Ich kann mich mehr oder weniger an mehrere Gelegenheiten erinnern, wo Politiker Einfluss nehmen wollten, aber dabei gescheitert sind. Sendungen wurden trotz Kritik ausgestrahlt, oder so ähnlich. Vor allem weil auch Redakteure gegenüber ihren Chefs ziemlich unabhängig sind.
Leider kann man heute die ÖR-Sendeanstalten sehr eindeutig politischen Lagern zuordnen,
Das war schon immer so. Auch Zeitungen kann man mehr oder weniger politischen Lagern zuordnen (von Trash-Blättern wie "yellow press" mal abgesehen), trotzdem ist das keine Staatsnähe, sondern eben Parteinähe o.ä. Wobei es auch innerhalb jedes Senders eine ziemliche Bandbreite gibt. Allerdings gibt es kein ausgesprochen demokratisch-rechtes Magazin wie seinerzeit des ZDF-Magazin von G. Löwenthal. Aber ansonsten so ziemlich alles, was links davon ist.
..., und wenn man die Berichterstattung zu Syrien, Migration, Russland und Trump betrachtet, dann hat das mit unabhängigem Journalismus nichts mehr zu tun.
Wie kommst du darauf?
2. Es gibt gerade in den ÖR Satire gegen die Politik dieses Staats und kritische Berichte in Politmagazinen. Ich wüsste keinen Privatsender, der nur ein Zehntel so viele Skandale aufgedeckt hat wie allein "Panorama".
Das ist richtig.
Leider ist der Anteil an Formaten wie Panorama und politischer Satire so verschwindend gering und die Sendeplätze so unattraktiv, daß das fast im Rauschen des sonstigen Trashprogramms untergeht.
Na ja, wenn du nur ARD, ZDF und Dritte siehst ... es gibt aber auch z.B. Tagesschau24 ...
Das ist -leider- auch richtig. Die privaten wollen nur eins: Geld verdienen. Egal wie.
Leider kopieren die ÖR das zunehmend.
Wo du Recht hast, hast du Recht.
Die Einnahmen der Sender schwanken leicht im Lauf der Zeit. Früher hatten die entweder so viel Geld, dass ein neuer Sender eröffnet wurde (als ich jung war, meist Rundfunksender, seit es Privat-TV gibt, auch Fernsehsender), und wenn das Geld knapper wurde, wurden die Gebühren erhöht, so dass einige Jahre später wieder Geld für den nächsten Sender da war ...
Inzwischen funktioniert die Gebührenschraube nicht mehr so gut, also verlegen sich die Sender stärker auf Programme, die viel Zuschauer bringen, also wie die Privaten.
Die politische Berichterstattung, vor allem zum Thema Migration, ist vor allem durch Verschweigen und Zensur geprägt.
Da widerspreche ich energisch. Was du als "Verschweigen" wahrnimmst, ist doch nur die Tatsache, dass die ÖR weniger Fake News bringen. Es gibt doch starke Gruppen ("Rechte", Russland, ...), die gezielt Falschmeldungen bringen, gerade auch was das Thema "Migration" angeht.
Ein Fall an den ich mich gut erinnere, weil ich mich drüber aufgeregt habe:
Da ist eine Gemeinde von äthiopische Christen Gast in einer deutschen Kirche. Und die machen das, was in ihrer Heimat üblich ist: zum Beten gehen sie nicht in die Kirche, sondern stellen sich draußen hin und verhalten sich da so ähnlich wie Juden an der Klagemauer.
Irgendjemand hat das fotografiert, und dann wurde das Bild ins Netz gestellt mit dem Kommentar, dass da Muslime an eine Kirche pinkeln. Das kann kein Missverständnis sein, sondern der, das das uns Netz stellte (ob der Fotograf oder jemand anders, weiß ich nicht) muss gewusst haben, was er da tat.
Diese "Meldung" kam in den ÖR natürlich nicht vor, genauso wenig wie die angeblich von Migranten geschlachteten exotischen Tiere (aus einem längst geschlossen Safari-Park), oder diverse Überfälle, die es nie gab (tatsächliche Gewalttaten wurden in den ÖR genannt!).
Fake News kommen in die ÖR vorwiegend als Klarstellungen, etwa der Fall des doch nicht von Flüchtlingen missbrauchten russlanddeutschen Kindes.
Natürlich kommt es es auch in ÖR vor, dass ein Journalist auf Fake News hereinfällt. Letztens waren in einem Privatprogramm zwei Videos zu sehen, auf denen zu sehen war, wie Palästinenser eine Menschen auf einer Trage bzw. ein Kind auf dem Arm davontrugen, offenbar Opfer der Auseinandersetzungen an der Grenze zu Gaza. Aber als sie sich außer Sichtweise bzw. unbeobachtet wähnten, stieg der Verletzte putzmunter von der Trage, bzw. das Kind wurde abgesetzt und ging davon ... in den Nachrichten der ÖR kam kein "die Zahlen der palästinensischen Gesundheitsbehörde lassen sich nicht nachprüfen", was angesichts solcher Praktiken angebracht wäre.
Es liegt nahe, hier politische Einflussnahme zu unterstellen.
Es liegt nahe, dir zu unterstellen, dass du gerne bereit bist, auf fremdenfeindliche Fake-News hereinzufallen. ;-)
Die ÖR sind nicht perfekt, aber bei Diskrepanzen zwischen ihnen und den News auf unsozialen Netzwerken oder gar einschlägigen Foren sind die ÖR mit Längen glaubwürdiger. Auch deshalb, weil sie immer wieder auch Fehler eingestehen und korrigieren.