Benutzer sushiverweigerer schrieb:
Naja, das halte ich für Unsinn. Wenn es irgendwo 5G geben wird, empfangbar, dann werden die Bandbreiten auch ordentlich sein. Das ist bei LTE ja genauso. Hat man LTE Empfang, dann beträgt die Bandbreite auch meist jenseits der 10 Mbit und warum sollte das bei 5G schlechter sein? Zumal 4G ja nicht abgebaut wird.
Ich antworte mal von hinten: 4G wird bei zunehmender Nutzung, aber nicht mehr weitergehendem Netzausbau (da stattdessen ja 5G auf- und ausgebaut wird) mit der Zeit schlechter werden. Bei 3G ist das bereits heute sichtbar: Es gibt bei Telefónica nicht gerade wenige Zellen, in denen im Handydisplay drei oder vier von vier Balken angezeigt werden, die Datenraten aber aufgrund von Netzüberlastung doch im Bereich von unter 1 MBit/s liegen. Bei 4G oder künftig bei 5G kann es solche Probleme bei nicht ausreichendem Netzausbau ebenfalls geben.
Im Artikel spreche ich zudem explizit von der Situation am Zellenrand: Da gibt es wirklich Orte, an denen kann man sich mit einer Richtantenne noch ein gutes Signal holen, während mit dem Smartphone direkt fast nichts mehr geht.
Verschärfend kommt dann noch ein Phänomen hinzu, das seit 3G-Zeiten euphemistisch "Zellatmung" heißt, auch, wenn es nichts mit der Zellatmung in der Biologie zu tun hat: Wenn eine Mobilfunkzelle stark ausgelastet ist, wird sie kleiner. Sprich: Wo nachts gerade noch so ein Empfang möglich ist, herrscht tagsüber dann sogar Funkloch. Wird aber der Zustand nachts (siehe Editorial: "grundsätzlich verfügbar") als Maß gewählt, dann besteht die Gefahr, dass es tagsüber viel schlechter aussieht, und die Abdeckung eben deutlich niedriger liegt als die geforderten 98%.
Wie lange hat O2 denn am LTE-Netz gebaut? Über 10 Jahre! Und solange wird der 5G-Ausbau auch dauern.
Das ist zu befürchten. Wobei man zur Erfüllung der 100-MBit/s-Auflage gar kein 5G braucht. Es reicht, überall dort, wo man LTE-800 hat, auch die 700 MHz mit vierfach-MIMO und LTE (!) live zu schalten. 5G bringt bei den tiefen Frequenzen eh keinen großen Vorteil. Bei 10 MHz Bandbreite, 64 QAM und vierfach-MIMO ergibt sich eine brutto-Bitrate von 240 MBit/s, da sollten tatsächlich netto 100 MBit/s in Antennennähe drin sein. Die effektiv 50 MBit/s netto von LTE-800 kommen zudem noch dazu.
Ist so eine LTE-700-Zelle überlastet, muss man sie aber verdichten. Im ersten Schritt ist wohl die Umrüstung von drei auf mindestens sechs oder besser noch mehr Sektoren zu nennen. Reicht das auch noch nicht, ist Massive MIMO der nächste Schritt, den die Ausrüster derzeit m.W. noch nicht im Bereich unter 1000 MHz anbieten, was aber mit Sicherheit kommen wird. Erst dann muss man auf 5G upgraden, denn die Codecs des 5G New Radio eignen sich besser für Massive MIMO als die von 4G. Allerdings sollten 5G-Massive-MIMO-Inseln mit benachbarten 4G-"normal"-
MIMO-Basisstationen koexistieren können.
Der andere Grund, sofort 5G auszurollen, ist die Unterstützung der Car-2-Car-Kommunikation künftiger (teil)autonomer Autos. Da diese Systeme von den Autoherstellern aber anfangs vor allem in die Oberklasse-Fahrzeuge eingebaut werden, werden die Autohersteller den Netzbetreiber vor allem nach Leistungsgesichtspunkten und weniger nach Kostengesichtspunkten ausbauen. Wer sein Netz kostenorientiert aufbaut, wird bei Car-2-Car also zumindest anfangs eh nicht mit von der Partie sein. Entsprechend wenig dürften sich anfängliche hohe Investitionen in 5G lohnen.
Fazit: In der Fläche kann man die Versorungsziele so, wie sie derzeit formuliert sind, auch mit 4G erreichen. Von daher kann es tatsächlich lange dauern, bis wir bei Telefónica einen intensiven (und folglich auch vergleichsweise teuren!) 5G-Ausbau sehen. Eine Vorbereitung auf den kommenden 5G-Ausbau habe ich beim aktuellen 4G-Ausbau bei Telefónica übrigens nicht gesehen. Auch das ein Hinweis darauf, dass sie es mit 5G in der Fläche nicht eilig haben werden.