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Warum die Funklöcher bleiben


16.11.2018 13:25 - Gestartet von wolfbln
4x geändert, zuletzt am 16.11.2018 14:16
Bin jetzt mal den Entwurf im Wortlaut durchgegangen und der hat es schon in sich:

Bis Ende 2022:
müssen alle Betreiber mit mind. 100 Mbit/s:
+ 98% der Haushalte
+ 13000 km Autobahn komplett
+ 38000 km Bundesstraße teilweise
+ 34000 km Schienennetz teilweise abdecken

Bis Ende 2024:
muss EIN Betreiber
+ die restlichen Bundesstraßen
+ die restlichen Schienenwege
+ 87000 km Land/Staatsstraßen komplett abdecken

Dieser zweite Teil bis 2024 kann über Anrechnung nur ein Betreiber machen, die anderen beiden müssen das nicht.

Was bedeutet dies?
Die schon bis Ende 2019 fixierten Ziele für BABs und Bevölkerungsversorgung werden nur gering angehoben:
Bis Ende 2019 müssen 97% je Bundesland und BABs versorgt werden
Bis Ende 2022 müssen 98% je Bundesland und BABs mit min. 100 Mbit/s versorgt werden.

Das müssen alle 3 Betreiber machen: 1% mehr Bevölkerungsabdeckung und 13000 km auf 100 Mbit/s in 3 Jahren sollte hinzubekommen sein.

2% der Bevölkerung werden weiter kein schnelles Internet haben. Das sind 1,7 Mio. Menschen oder etwa die Bevölkerung Hamburgs.

Die Ausbauziele bis 2024, die wesentlich strenger sind mit 87000 km Landesstraßen muss nur EIN Betreiber machen. Die anderen beide können dies sich anrechnen lassen.
Jetzt, kommt aber die Krux: Die BNetzA erwartet Roaming, RAN-Sharing oder so eine Kooperation, will sie aber dort nicht verbindlich vorschreiben.
D.h. ein Anbieter (meist wohl die Telekom) baut aus, Vodafone und Telefonica können, aber müssen nicht roamen dort und ihre Kunden haben weiter dort ein Funkloch.
Anrechnung ohne Roaming- oder anderartige Kooperationsverpflichtung geht gar nicht!
Damit fixiert die BNetzA die Telekom als "Premiumnetz", das - wenn überhaupt auf dem Land verfügbar ist - und Vodafone und Telefónica als "sekundäre" Netze, die sich um die Preise und Kunden streiten dürfen.

Und die Funklöcher bleiben: größer bei Vodafone und Telefónica, kleiner bei Telekom. Dennoch fallen 1,7 Mio. Menschen (2%) aus dem Netz, die vielleicht über die Landstraßen-Verpflichtung teilweise von der Telekom dann aufgefangen werden.

Tja, die Bedingungen wären schon ganz OK, wenn eine Verpflichtung zur Kooperation bestünde zu Nutzen des Verbrauchers. d.h. der eine Anbieter, der z.B. die Landstraßen ausbaut, auch diese Infrastruktur den anderen Anbietern stellen MUSS und nicht KANN. So können die Anbieter sich den Ausbau des anderen anrechnen lassen, aber der Kunde schaut in die Röhre.

Wir sind in Deutschland von 4 auf 3 Anbieter gegangen (die Fusion wurde nicht gestoppt wie in Italien) weil wir 3 etwa gleichwertige Akteure wollten, die im Wettbewerb in der Lage sind 4G und jetzt 5G bundesweit auszubauen. Das hätten E-Plus und o2 allein nicht machen können. Dies hatte ziemlich schlechte Auswirkungen auf den Wettbewerb und die Preise.

Jetzt kommt die BNetzA und sagt: ist schon OK, wenn nur einer baut und schaut doch mal, dass ihr Euch einigt auf irgendeine Kooperation im Wettbewerb. Das nenne ich an die Wand fahren.
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[1] lucky2029 antwortet auf wolfbln
16.11.2018 15:15
Vieles würde ich auch so sehen, aber wer sagt es baut nur die Telekom aus?
Die 3 Anbieter können sich ja auch jeweils 1/3 im Land nehmen wo sie dann für zuständig sind und im jeweiligen anderen 1/3 die Roaming Option verwenden.
So wird es ja zb derzeit bereits beim Ausbau von besonderen Standorten gemacht. Berlin Straße des 17 Juni gab es einen entsprechenden Artikel dazu. U-Bahn und S-Bahn Tunnel werden oft gemeinsam ausgebaut. Da ist regelmäßig Vodafone oder die Telefonica in der Rolle aufzubauen. Die ICE Strecke Köln - Frankfurt wurde auch in Kooperation aufgebaut. Übrigens für den Kunden ist das natürlich kein Roaming ansich, aber im Hintergrund läuft die notwendige Technik nur 1x.
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[1.1] hrgajek antwortet auf lucky2029
19.11.2018 10:03
Hallo,

Wenn ich einen Kaufladen eröffne und nach 1 Jahr feststelle "geht nicht", kann ich zu machen.

Wenn ich ein Netz aus dem Nichts aufbauen muss, werde ich kaum nach 1 Jahr zusperren können, das muss man viel langfristiger sehen.

A soll ein Netz aufbauen und es für möglichst nix an D oder E vermieten müssen. Da wundert sich jemand, dass A dazu keine Lust hat?

Wie schon anderswo geschrieben:

Aufbaukosten + Betriebskosten + Rücklagen für Reparaturen/Erweiterungen einen fairen Gewinn - daraus kann man ein Angebot ableiten.

Aber nicht meinen: Netz ist ja schon da, wir nehmen die Betriebskosten (Strom/Personal) und das wars dann. Reparaturen und Neubau/Erweiterung brauchen wir nicht. So geht's nicht.

IMHO
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[1.1.1] wolfbln antwortet auf hrgajek
19.11.2018 10:50

4x geändert, zuletzt am 19.11.2018 11:01
Benutzer hrgajek schrieb:
Hallo,

Wenn ich einen Kaufladen eröffne und nach 1 Jahr feststelle "geht nicht", kann ich zu machen.

Wenn ich ein Netz aus dem Nichts aufbauen muss, werde ich kaum nach 1 Jahr zusperren können, das muss man viel langfristiger sehen.

A soll ein Netz aufbauen und es für möglichst nix an D oder E vermieten müssen. Da wundert sich jemand, dass A dazu keine Lust hat?

Wie schon anderswo geschrieben:

Aufbaukosten + Betriebskosten + Rücklagen für Reparaturen/Erweiterungen einen fairen Gewinn - daraus kann man ein Angebot ableiten.

Aber nicht meinen: Netz ist ja schon da, wir nehmen die Betriebskosten (Strom/Personal) und das wars dann. Reparaturen und Neubau/Erweiterung brauchen wir nicht. So geht's nicht.

IMHO


Henning, es spricht doch keiner von einer kostenlosen Überlassung der Netzinfrastruktur des ausbauenden Providers an andere (roamende) Provider.
Die malst du immer wieder an die Wand. Free Mobile zahlt bis heute Millionen an Orange in Frankreich für ihre Roamingleistungen, Iliad genauso in Italien an WindTre.

Wenn ein derartiges Roaming stattfinden sollte/müsste/dürfte geht es nur über eine Zahlung des roamenden Betreibers an den ausbauenden Betreiber.

Wenn wir Glück haben, baut der Betreiber dann in der Region noch mehr aus, denn er bekommt ja zusätzliche Mittel von den Roamern. Davon muss man allerdings die Kosten abziehen, die entstehen, weil der Kunde nicht gleich zum ausbauenden Provider wechselt. Sicher kann man fragen, warum geht er nicht gleich zu ihn. Aber das kann viele Gründe haben, wie beispielsw. bessere Abdeckung des anderen Betreibers an anderen Orten. Auf dem Land haben wir oft einen "Flickenteppich" - wie Du das nennst - aller drei Anbieter. Also zu wem soll man gehen?

Man muss also schon den ausbauenden Betreiber irgendwie finanziell entschädigen. Dies kann entweder über Aufpreise für nationales Roaming beim Kunden passieren oder durch eine Abgabe des anderen Konzerns (was ein Anreiz sein könnte selbst zu bauen) bzw. einer Mischung von beiden.

Mal ein konkretes Beispiel: In der U-Bahn von Berlin ist 3G/4G Internet nur durch o2 gewährleistet und der Ausbau der anderen stockt. Vodafone und Telekom sind in der "Internet-Steinzeit" wie die Bild-Zeitung das nennt. o2 ist aber oberirdisch an einigen Stellen auch völlig unbrauchbar. Es gibt so überlastete Zellen, dass nichts läuft in einigen Gegenden (seit Jahren übrigens - an anderen Stellen läufts). Warum bietet denn nicht o2 den anderen in der U-Bahn Roaming an? Antwort: Weil Telefónica ihr Privileg möglichst lange behalten will (und auch die Kapazität nicht ausreicht) und dies ihnen Marktanteile über allen anderen Großstädten in Deutschland garantiert.

Es gibt zwar einige Sonderversorgungen wo alle 3 Betreiber drauf sind, wie Olympiastadion (Telekom), Fanmeile (Vodafone) usw. aber in meisten Fällen wehren sich die Anbieter dagegen (oder werden sich nicht darüber einig). Warum sollte man nicht in diesen Fällen - und nur da, lokal beschränkt, nicht national, wo es nicht nötig ist - Roaming gegen Entgelt vorschreiben? Von sich aus passiert das eben nicht und Kooperationen sind viel zu selten.
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[1.1.1.1] hrgajek antwortet auf wolfbln
19.11.2018 12:13
Hallo,

Benutzer wolfbln schrieb:

Henning, es spricht doch keiner von einer kostenlosen Überlassung der Netzinfrastruktur des ausbauenden Providers an andere (roamende) Provider.

Man muss das anders aufziehen.

Ausschreibung:
Wir möchten Versorgung in Parzelle "Berliner U-Bahn" und zwar LTE komplett auf allen Strecken.

Ausschreibungs-Teilnehmer: Alle, die sich das zutrauen.

Ausschreibungs-Prüfung: Können die Anbieter A, B, C, D, E, F, G, H... das?Aussortieren, der Anbieter , die keine Referenzen haben, oder mit denen es schlechte Erfahrungen gibt.

Bleiben 3-4-5 Anbieter übrig. Die nennen ihren Bau-Preis für den Auftraggeber (Baukosten) und einen Preis für andere Betreiber, die das Netz nutzen möchten.

Einer gewinnt. Der baut. Und vermietet dann zu den definierten Preisen.
Baut der nicht oder verspätet sich - Konventionalstrafe.

Das wäre eine klare Geschichte.


Die malst du immer wieder an die Wand. Free Mobile zahlt bis heute Millionen an Orange in Frankreich für ihre Roamingleistungen, Iliad genauso in Italien an WindTre.

Und wie ist deren Netz? Gruselig.

Wenn ein derartiges Roaming stattfinden sollte/müsste/dürfte geht es nur über eine Zahlung des roamenden Betreibers an den ausbauenden Betreiber.

Und wie hoch ist diese? Das ist doch der Knackspunkt.
Den etablierten (incumbent) ist das zu wenig, den "neuen" ist das zu viel.
Also rennen sie zur BNetzA und die setzt nach komplexen Rechenformeln einen Preis fest. Der ist aber regelmäßig zu niedrig. Ergo wird nur noch das "allernötigste" gebaut.