Thread
Menü

Ich bin fertig mit Windows


17.12.2018 09:19 - Gestartet von hustensaftheinz
einmal geändert am 17.12.2018 09:20
Den Ausschlag gab natürlich dass sie ohne Not die gewohnte Oberfläche abgeschaltet haben.

Gibt es ein einziges vernünftiges Argument warum man die klassische Oberfläche nicht auswählen konnte?

Dann nervte mich das zunehmende Aufkommen von Warnungen, Benachrichtigungen, ja regelrechte Werbung. Das Startmenü mit Tiles die blinken wie ein Christbaum.

Daraufhin machte ich mich daran es mal wieder mit Linux zu probieren. Und da hat man auch so seine Probleme. Aber zum Glück nicht die klassischen Nervereien wie bei WIndows.

Windows wird noch genau so lange überlegen wie sie es schaffen durch rücksichtslose Lizenzpolitik Nutzer und Softwarehersteller auf ihre Platform festzunageln
Menü
[1] DL7FOS antwortet auf hustensaftheinz
20.12.2018 06:28
Benutzer hustensaftheinz schrieb:
Den Ausschlag gab natürlich dass sie ohne Not die gewohnte Oberfläche abgeschaltet haben.

Das hat man aber wieder verändert, ich sehe im aktuellen Startmenü eher ein Zugewinn.

Gibt es ein einziges vernünftiges Argument warum man die klassische Oberfläche nicht auswählen konnte?

Ja, man hat sich, übrigens genau wie bei Apple, verstärkt auf das eigene Softwarekaufhaus verlagert. Das hat man wie bei den Smartphones prominent in den Vordergrund setzen wollen, daher die Umstellung. Womit ich nicht ausdrücken will, dass ich das gut fände.

Daraufhin machte ich mich daran es mal wieder mit Linux zu probieren. Und da hat man auch so seine Probleme. Aber zum Glück nicht die klassischen Nervereien wie bei WIndows.

Dafür andere: Fragmentierung, kryptische Fehlermeldungen, marode Barrierefreiheit und, was für mich zumindest ein Argument dagegen ist, nicht die gewohnten Anwendungen, die man im Alltag nutzen will. Ich habe das auch öfters probiert, mit Ubuntu anzufangen. Neue Versionen waren dann auch vollständig anders, periodisch alle paar Jahre hat man die grafische Oberfläche und Tools ausgetauscht und schlussendlich müssen solche Unternehmen auch Geld verdienen. Auch Kunden hatte ich immer wieder mal empfohlen, beispielsweise bei älteren Notebooks, es mal mit Linux zu versuchen. Aber die zum Teil wenig anwenderfreundliche Ausrichtung, Anglizismen und einfach der Umstand, dass sich die UI mehr an Nerds, als an reine Anwender richtet, hat Linux nie zum Durchbruch verhelfen können. Sieht man zumindest von Spezialversionen für Router und Haushaltsgeräte ab, ebenso von Android-Smartphones. Ich denke, man kann das nur für sich im Einzelfall entscheiden, was und wohin man will. Der wenig erfahrene Anwender wird unter Linux nur so lange glücklich, bis nicht irgendein Totalausfall des Systems droht. Dann muss er gut englisch können, die Konsole bedienen und selbst wenn er sich an einen Computerfachmann wendet, auf einen stoßen, der das wiederum von einem anderen Fachmann eigenwillig konfigurierte System
versteht. Dann kommt noch der Faktor Passwörter hinzu, ein in Privathaushalten sehr unbeliebtes Thema. Findet man nicht das Kennwort für die verschlüsselte Festplatte, sieht es nämlich etwas schlecht aus.

Der strategische Fehler bei Linux war, dass man sich über Jahrzehnte mit dutzenden Distributionen, Oberflächen, Ideen rumschlagen muss, eben ein fragmentiertes System. Ubuntu hat das Ganze deutlich anwenderfreundlicher gemacht, keine Frage. Aber auch hier wurden Versionen abgekündigt, nicht mehr unterstützt oder nur noch im Kern bzw. sah das Ganze nach einem Update vollkommen anders aus. Viele Software passt von der UI nicht zusammen, weil es keine Standards gibt und die natürlich guten Freiheiten aber schlecht für den Endanwender sind. Bei der ganzen Überlegung darf man nie vergessen, dass der Computer für viele ein Alltagsmedium ist, das man in den Kernfunktionen benutzen will. Das ist wie mit Autoschrauber und Autofahrer, die meisten im Straßenverkehr können bestenfalls eine Zündkerze auswechseln, wenn überhaupt. Hier gibt es auch viele Hersteller und Modelle, aber alles ist ordentlich und sauber dokumentiert und es gibt geschultes und zertifiziertes Fachpersonal. Bei Linux gibt es ein riesiges Becken an Software, Systemen, Varianten, Derivaten. Daneben gibt es ein Windows und ein macOS, das dem Kunden vorinstalliert wird und mit dem er sofort arbeiten kann. Tuxedo macht das auch mit Linux, aber auch die legen nicht ohne Grund den Geräten auf Wunsch eine Windows-Lizenz bei.

Windows wird noch genau so lange überlegen wie sie es schaffen durch rücksichtslose Lizenzpolitik Nutzer und Softwarehersteller auf ihre Platform festzunageln

Der Fokus ist bei dieser Aussage falsch gesetzt. So lange kein anderes Softwarehaus im Stande ist, ein ähnlich anwenderfreundliches und vor Allem auf Bestandsanwendungen flexibles Betriebssystem anzubieten, beispielsweise ein Linux, das X86-Code ausführen kann, haben diese Systeme keine Chance. Auch muss man sich fragen, wie sich Windows verbreitet. Zu 95% über den Neuverkauf von Computern. Dabei wären die Hersteller bestimmt sehr interessiert, die zwischen 5 und 30 Dollar Lizenzgebühren einzusparen, daher gibt es Chromebooks, aber kaum UbuntuBooks. Wenn man zudem als Open Source-Community eher sozialistische Grundsätze mit offensichtlicher Abneigung gegenüber kommerziellen Softwarehäusern hegt, kann man in der Marktwirtschaft nicht existieren. Es ist primär auch nicht die Frage, ob ein Betriebssystem besser oder schlechter ist, Geld verdient man mit dem Massengeschmack und somit durch Nutzerzahlen. Gibt es diese nicht oder wenigstens mal eine strukturierte, einheitliche Oberfläche, so dass man Linux als dritte Alternative sehen könnte, kann es sich am Markt nicht behaupten. Diese Einstellung vertrete ich übrigens seit 1997, als ich meine erste Linux-Distribution (S.u.S.E. 4.3) gekauft, installiert und gelöscht habe. Das hatte ich übrigens wie beschrieben alle paar Jahre probiert, zuletzt 2015 , ich sehe hier leider keine Besserung, welche mir zumindest - auch wieder individuell - die Produktivarbeit ermöglicht. Jetzt bin ich bei Windows 10 und macOS gelandet, weil auch ich kein Bock auf Bastelei mehr habe, sondern arbeiten möchte.

Hierzu noch eine Anmerkung, es stimmt faktisch nicht, dass mich Windows 10 mit Werbung oder Geblinke stören würde. Es ist sogar das Betriebssystem, das ich am seltendsten, genau wie Windows 7, wegen irgendwelcher schwerwiegender Systemfehler neu aufsetzen muss. Dabei helfen mir auch die integrierten Sicherungswerkzeuge weiter. Ubuntu macht übrigens auch Werbung für Features und optionale Codecs, die man zum Teil auch kaufen soll, einen Store haben die inzwischen auch. Man sollte also nicht nur so tun, als wenn nur Microsoft und Apple Geld verdienen müssten.

Am Ende des Tages aber soll jeder so machen, wie er mag. Nur darf man bei der Beurteilung nicht den reinen Anwender vernachlässigen, der weder Interesse, noch Lust hat, sich mehr als nötig mit einem Computer zu befassen. Daher hat Android auch den Markt erobert und sogar der PC-Branche deutliche Marktanteile schon seit Jahren abgejaft.