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Die falschen Argumente der Industrie


27.03.2019 07:36 - Gestartet von wolfbln
7x geändert, zuletzt am 27.03.2019 08:33
Lieber Henning.
Auch heute betest du die Argumente der Netzbetreiber wieder herunter, ohne sie zu hinterfragen.

Sicher, jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden und # Mrd. sind (bei 200.000€ pro Sendestation) ###### Stationen, die uns dringend fehlen. Soweit so gut. Aber das ist reinster Industriepopulismus.

Die 3 etablierten Anbieter versuchen jedenfalls zu (fast) jeden Preis Drillisch rauszuhalten. Dabei wäre ein 4. Netz die einzige Chance auf 5G zu vernünftigen Preisen. Viele Kunden der Telekom und Vodafone haben nicht mal 4G bisher. Drillisch wird aber wenig gegen die Funklöcher ausrichten können

Die zugrunde liegende (aber unausgesprochene Annahme) ist ja, dass die Euros für die Lizenzen dann im Netzausbau fehlen. Ist das wirklich so?

Schauen wir den Geschäftsbericht eines Netzanbieters mal näher an. Ich nenne jetzt den Namen mal nicht, aber den man kann ihn sich denken.

Die Investitionsquote dieses Unternehmens, also das was sie ins Netz usw. stecken vom Umsatzerlös betrug 2018 gerade mal weniger als 12%. D.h. von 1€ Einnahme werden weniger als 12 Cent wieder investiert. Dabei sind keine Abschreibungen (also Lizenzen) enthalten. Industrien sind schwer vergleichbar, aber in Deutschland haben wir eine durchnittliche Quote von etwa 20%, die wieder investiert wird.

Wo landet dann das ganze Geld wenn nicht im Netz? Dieser Anbieter offeriert 2018 eine sagenhafte Aktienrendite von 9%. D.h. 9% des gesamten Börsenwerts werden jährlich an die Aktionäre ausgeschüttet oder der Gesamt-Börsenwert des Anbieters alle 11 Jahre. Das ist alles andere als nachhaltig und gleicht trotzdem nicht die fallenden Kurse des Anbieters aus. Sie sehen aber darin offenbar die einzige Chance, ihre (zumeist institutionellen) Geldgeber bei der Stange zu halten.

Der gleiche Anbieter hat derzeit eine LTE-Versorgung von unter 50% der Fläche (nach P3-Analyse) des Bundesgebiets 9 Jahre nach Start von LTE. Er hinkt dem führenden Anbieter etwa 4 Jahre hinterher. D.h. wenn der Ausbau so weitergeht, dann haben wir in etwa 4 Jahren die LTE-Abdeckung dieses besten Anbieters heute. Grund sind nicht nur fehlende Stationen, sondern die Tatsache, dass etwa die Hälfte der bisherigen Sender dieses Anbieters kein 4G/LTE hat. Dafür muss man keine neuen Stationen bauen, sondern nur mehr Antennen aufhängen.

Du hast damals den Artikel über den Geschäftsbericht geschrieben und machst auch immer das Funklochtreffen, wo über den aktuellen Ausbaustand referiert wurde. Diese Tatsachen sollten dir also bekannt sein. Warum also dann diese populistische Industriepropaganda?

Wir sollten vielmehr bei der Politik nicht locker lassen, dass die # Mrd. aus der Versteigerung in das Netz zurückfließen in Funklöcher und nicht andere Löcher stopfen. Es wurde zuletzt massiv nach dem Staat gerufen, um etwas gegen die Funklöcher zu tun. Die Anbieter scheinen dazu nur sehr zögerlich bereit zu sein. Wer es auch immer baut/finanziert, es wird viel Geld kosten. Darin wären die Milliarden gut angelegt, denn Anbieter dazu zu zwingen, hat bisher wenig gefruchtet.