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Diesen albernen Kostenvergleich könnt ihr mal weglassen


03.04.2019 14:00 - Gestartet von whalesafer
Bei insgesamt rund 130 Millionen Mobilfunkteilnehmern in Deutschland (laut BNA) macht ein Versteigerungserlös von 3 Milliarden gerade mal 23 Euro pro Teilnehmer aus. Aber wegen dieser albernen Anspielungen auf die ach so hohen Kosten für die Netzbetreiber werden wir uns wohl auch die nächsten 20 Jahre wieder anhören müssen, dass der Staat an den hohen Mobilfunkpreisen in Deutschland die Schuld trage. Ich frage mich dann immer, ob nicht auch ein Big Mac billiger sein könnte, wenn man McDonald's kostenlos Grundstücke für deren "Restaurants" überlassen würde. Oder iPhones. Ich wette die Innenstadtlagen für die Apple-Shops sind nicht billig. Da könnte man doch auch was machen. Allgemein scheint es in diesem Land aber üblich zu sein, dass man die Resourcen, auf denen man ein Geschäft aufbaut, auch bezahlt, also lasst diesen blödsinnigen "das hätten x Sendemasten sein können" Vergleich.
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[1] Svenni antwortet auf whalesafer
03.04.2019 16:13
Ich finde den Vergleich sehr angebracht, weil ausgerechnet der Staat den Firmen die weißen Flecken vorwirft, andererseits aber an den Lizenzen mitverdienen will. Und das in einer Größenordnung, dass alle weißen Flecken hätten ausgebaut werden können.

Gerade weil es nur 23 Euro pro Teilnehmer ist, wie raffgierig ist eigentlich dieser Staat, dass er seinen Bürgern nicht mal diese 23 € gönnt?

Ich bin ja gespannt, wie der Staat die 12 Mrd ausgeben will, wovon er ja nun blöderweise 75% selber zu beitragen muss. Hierrüber könnte es für die Mobilfunkunternehmen eine interessante Rückvergütung geben, für Ausbauvorhaben, die sowieso sonst erfolgt wären.
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[1.1] whalesafer antwortet auf Svenni
03.04.2019 16:32

einmal geändert am 03.04.2019 16:32
Benutzer Svenni schrieb:
Ich finde den Vergleich sehr angebracht, weil ausgerechnet der Staat den Firmen die weißen Flecken vorwirft, andererseits aber an den Lizenzen mitverdienen will. Und das in einer Größenordnung, dass alle weißen Flecken hätten ausgebaut werden können.

Mitverdienen will? Das ist unser aller Frequenzspektrum, dass du da verschenken willst, damit die Mobilfunkunternehmen es uns megabyteweise zurückverkaufen können. Wenn man die weißen Flecken für so wenig Geld versorgen kann, dann ist der Vorwurf an die berechtigt, die das nicht tun. Mobilfunkunternehmen sind profitabel und immerhin sind die Frequenzen auch in den weißen Flecken von ihnen belegt. Das Spektrum ist ein knappes Gut. Das kann man nicht brach liegen lassen.

Dem albernen Vergleich liegt ein fundamentales Missverständnis des betriebswirtschaftlichen Sachverhalts zugrunde: Die Kosten für das Spektrum gehen nicht vom Geld für den Ausbau ab. Die Unternehmen wissen, dass sie den Ausbau auch finanzieren müssen. Der Wert des Spektrums, wie er bei der Auktion ermittelt wird, bezieht das schon ein. Die Unternehmen handeln bei der Auktion mit Gewinnerzielungsabsicht. Alle bekommen dabei etwas, das ihrer Analyse nach mehr wert ist als das Geld, das es kostet.

Und nochmal: Warum sollte der Staat nicht auch anderen Unternehmen Geschenke machen? Grundstücke sind teuer und der Staat besitzt jede Menge davon. Billigere iPhones durch kostenlose Grundstücke für Apple-Stores! Das ist absurd, und genauso absurd wäre es, Spektrum zu verschenken.
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[1.1.1] Svenni antwortet auf whalesafer
03.04.2019 17:19
Benutzer whalesafer schrieb:
Und nochmal: Warum sollte der Staat nicht auch anderen Unternehmen Geschenke machen? Grundstücke sind teuer und der Staat besitzt jede Menge davon. Billigere iPhones durch kostenlose Grundstücke für Apple-Stores! Das ist absurd, und genauso absurd wäre es, Spektrum zu verschenken.

Ganz einfach, weil 5G was anderes ist als ein noch günstigerer Burger bei McDonalds. 5G soll die Schlüsseltechnologie für die Zukunft sein. Ich sehe nicht, warum das bei einem BigMac auch so sein sollte.

Im Übrigen, dort wo Schlüsselindustrien aufgebaut werden, subventioniert der Staat auch heute schon. Unternehmen bekommen auf Kosten der Kommune neue Erschließungswege, Planungskosten für neue Gewerbegebiete zur Firmenerweiterung werden von der Kommune bezahlt, ect... Das, was du dort einforderst, ist überall dort, wo es um zukunftsweisende Technologien geht, längst Realität. Dazu gehört allerdings nicht, dir einen McDonalds oder eine iphone Verkaufsstelle vor der Haustür auf Steuerzahlerkosten zu errichten.
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[2] Kai Petzke antwortet auf whalesafer
03.04.2019 16:50
Benutzer whalesafer schrieb:
Bei insgesamt rund 130 Millionen Mobilfunkteilnehmern in Deutschland (laut BNA) macht ein Versteigerungserlös von 3 Milliarden gerade mal 23 Euro pro Teilnehmer aus.

Und wie viele dieser 130 Millionen "Mobilfunkteilnehmer" sind M2M-Karten, die in Colaautomaten stecken und inklusive zeitlich unlimitiert gültigem 1-GB-Datenpaket einmalig 10 Euro kosten? Angesichts einer Wohnbevölkerung von etwas über 80 Millionen, von denen etliche zu jung oder zu alt fürs Smartphone sind, muss man realistisch mit 60 Millionen Smartphone-Nutzern rechnen. Und sollten sich die Netzbetreiber eben nicht bei 2,X Milliarden Euro "einig" werden, sondern sich am Ende doch wieder auf 10 Mrd. Euro hochsteigern, dann reden wir am Ende schon von 166 Euro plus Mehrwertsteuer = 198,33 Euro pro Teilnehmer.

Jetzt sind wir uns vemutlich auch einig, dass es den Netzbetreibern nicht gelingen wird, diese 200 Euro auf die Billigkunden umzulegen, die derzeit überhaupt nur 5 bis 10 Euro monatlich zahlen. Also fällt der anteilige Aufschlag für die Premium-Kunden bei Telekom und Vodafone entsprechend höher aus, da sind wir dann schnell bei 400 Euro.

Steigt die Auktionssumme gar auf 15 Mrd. Euro, reden wir sogar über 600 Euro pro Premiumkunde.

Zudem handelt es sich auch nicht um eine einmalige Auktion: Die letzte war vor vier Jahren und die nächste Auktion könnte schon in zwei bis drei Jahren anstehen, falls es beim dritten Teil der 5G-Frequenzen, nämlich den Millimeterwellen bei 26 GHz, ebenfalls wieder zur Auktion kommt. Spätestens 2023 wird man auch die ganzen LTE-Frequenzen neu versteigern müssen, deren Zuteilung 2025 ausläuft, insbesondere also 800 MHz und 2600 MHz.

Ich frage mich dann immer, ob nicht auch ein Big Mac billiger sein könnte, wenn man McDonald's kostenlos Grundstücke für deren "Restaurants" überlassen würde.

Das steuerrechtliche Äquivalent zu den Mobilfunklizenzpreisen ist die Grundsteuer. Und ja, Anpassungen bei der Grundsteuer sind ein beliebtes - und probates - Steuerungsmittel in der Industriepolitik. Genauso, wie man schadstoffarme PKW immer wieder mit Rabatt auf die Kfz-Steuer gefördert hat, kann man auch die Ansiedlung erwünschter Industriebetriebe mit Rabatt auf die Grundsteuer und/oder Grunderwerbsteuer locken. Also sollte man die 5G-Betreiber, die man ja will, jetzt eben nicht mit hohen Frequenzpreisen abschrecken.
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[2.1] whalesafer antwortet auf Kai Petzke
03.04.2019 17:44
Benutzer Kai Petzke schrieb:
Steigt die Auktionssumme gar auf 15 Mrd. Euro, reden wir sogar über 600 Euro pro Premiumkunde.

Mal abgesehen davon, dass man schon ziemlich weit hergeholte Annahmen machen muss, um auf eine solche Summe zu kommen, ist das nicht viel für einen Premiumkunden. Wenn man von einer solchen Ausgabe alle 4 Jahre ausgeht, sind das nur 12,50€ pro Monat. Selbst für kleine Verträge zahlen Mobilfunkbetreiber immer noch dreistellige Vermittlungsprovisionen, und zwar freiwillig, ohne dass der Staat irgendjemanden dazu zwingen würde. Regt sich darüber jemand auf? Nein, vom Affiliate Marketing leben schließlich die Branchenberichterstatter. Der Staat ist der Übeltäter. Der lässt die Mobilfunkunternehmen für ein äußerst knappes Gut bezahlen und nimmt damit selbst wenn es hoch kommt pro Unternehmen und Jahr nicht mal eine Milliarde ein. Zum Vergleich: Vodafone macht in Deutschland z.B. mehr als 8 Milliarden Umsatz im Jahr.


Also sollte man die 5G-Betreiber, die man ja will, jetzt eben nicht mit hohen Frequenzpreisen abschrecken.

Bekanntlich werden die nicht abgeschreckt: Es nehmen mehr Unternehmen an der Auktion teil als erwartet. Und das wesentliche dabei: Die bieten so viel, wie ihnen die Frequenzen trotz der Ausbauverpflichtungen wert sind. Die kennen ihre Kunden und wissen, was die zu zahlen bereit sind. BWLer lernen schon im ersten Semester: Der Preis hängt nicht von den Kosten des Herstellers ab, sondern von der Zahlungsbereitschaft der Kunden. Natürlich könnte man die Frequenzen verschenken, aber das macht den Mobilfunk nicht billiger. Wohin es führt, wenn man Unternehmen alles schenkt, konnte man sich vor kurzem in den USA in dem unsäglichen Erniedrigungswettlauf der Städte um ein neues Amazon HQ ansehen.