Benutzer Meterman schrieb:
Benutzer DL7FOS schrieb:
Ja, ich finde ihn in der Tat nicht passend, weil hier zwei gleichermaßen ungünstige und verbesserungswürdige Situationen verglichen werden.
Siehst du, gerade aus diesem Grunde finde ich den Vergleich sehr wohl passend. Du fragst, warum ein Netz beworben wird, obwohl es noch nicht fertig bzw. flächendeckend ausgebaut ist. Where's the difference?
Der Unterschied besteht darin, dass man einen Broadcasting-Standard nur schwer mit einem Kommunikationsnetz vergleichen kann, zu dem es verschiedene Zugangswege gibt. Nehmen wir ein reines Smartphone und ein echtes, nicht hybrides DAB+-Radio: Wenn LTE im Innenraum nicht geht, schaltet es auf 3G runter, notfalls auf 2G und wenn das auch nicht geht, wird eben Wi-Fi verwendet. Egal über welchen Weg der Zugang erfolgt, ist eine beidseitige Kommunikation zwischen den Geräten möglich und somit auch der Zugriff auf Dienste. Es ist unumstritten, dass Deutschland hinten ansteht, was Netzausbau angeht. Aber es gibt eben kein Smartphone auf der Welt, dass ausschließlich einen einzigen Übertragungsstandard, beispielsweise UMTS oder LTE, verwendet, das würde sich schlichtweg nicht verkaufen und Meldungen auf Teltarif über absolute Unerreichbarkeit in Deutschland sind mir nicht bekannt - damit meine ich ausdrücklich keine Löcher in der Netzversorgung. Ganz davon ab, dass es heute keine Tarife mehr gibt, in denen man beispielsweise eine Zugangsmöglichkeit nicht nutzen kann, wie GPRS-only.
Bei DAB+ und auch DVB-T2 suggeriert man hingegen dem Konsumenten eine gewisse Vollständigkeit, da braucht man sich nur die Werbespots der ÖRs anzuhören oder auf digitalradio.de zu lesen: DAB+ klingt besser und ist viel unkomplizierter, an dieser Stelle muss ich mein Fallbeispiel sicher nicht wiederholen. Zu behaupten, das Mobilfunknetz und folglich auch der Netzanschluss von Smartphones sei vergleichbar, lässt sich technisch somit kaum belegen. So schrieb ich, dass nicht ohne Grund die meisten DAB+-Empfänger UKW an Bord haben, dennoch zählt jedes verkaufte Gerät, egal was der Hörer nutzt. Die Werbeversprechen werden im Gegensatz zum Mobilfunknetz von den Herstellern abgegeben, die im knallharten Marketing mit Hyperbeln die Großartigkeit verkaufen. Ein Blick in die Kommentare zu allen DAB+-Artikeln macht deutlich, dass meine Einstellung kein Einzelfall ist, Diskussionen über die Netzqualität sind nicht so kontrovers. Wäre alles toll, bräuchte man über DAB+ nicht groß berichten.
Ich bin der Meinung, für einen einwandfreien, rauschfreien UKW-Stereoempfang muss man weit mehr Antennenaufwand betreiben.
Das stimmt, wenn der lokale Feldeffekt oder Empfänger bzw. andere Störeinflüsse den Empfang trüben. Bei DAB+ fällt allerdings die Qualität linear zur Übertragungsrate bis hin zu Aussetzern und Störungen. Da ist die Frage, was in letzter Konsequenz anstrengender ist und ob man bei einfachen Radios einen Stereoempfang wirklich braucht. Leichtes Rauschen vs. Unhörbarkeit wäre wohl die beste Zusammenfassung. Hier ist der Internet-Empfang der einfachste und stabilste Weg, den Du dann in die Überlegung mit einbeziehen müsstest.
Hier braucht man einen wesentlich höheren SNR.
Der begründet sich aber nicht alleine nur durch die Feldstärke. Wir leben in einer elektromagnetisch verseuchten Welt, so dass besonders der Frequenzbereich für DAB+ ungünstig gewählt ist, siehe massenhafte Störungen durch Schaltnetzteile, LED-Glühlampen, Smart Home und was es da sonst noch gibt. Frage Dich viel mehr, wie viel besser DAB+ sein könnte, wenn man einen langwelligeren Frequenzbereich in einer Welt ohne sinnlose Verbraucher funktionieren könnte. Das will man aber nicht, weil Masse ist besser, bringt auch mehr Geld ein. Qualität waar nie ein Kriterium für Digitalradio, erst recht nicht bei den grottigen Bitraten, das hat für mich mit Musikgenuss nichts zu tun, somit kann ein Mono-Signal sogar die Artefakte durch Frequenzüberlagerungen vermindern.
Mehrwegempfang durch Reflektionen, die zu Verzerrungen führen, ganz zu schweigen. Diese Kriterien spielen bei DAB keine Rolle.
Genau das ist das Problem, denn diese Überlagerungen inmitten von Sendeanlagen gibt es genauso, weil dieselben Frequenzbereiche genutzt werden. Nur merkst Du das nicht, weil Dein Gerät diese Probleme bereinigt, wenn es funktioniert. In meinem Fall geht das nämlich nicht, weil der Landes-Mux in NRW den in Hessen überlagert und umgekehrt. Klar passiert das bei UKW-Aussendungen, heute aber weniger als früher, weil inzwischen auch die Sendeleistungen minimiert wurden. Bei einem überfahrenen Empfänger lässt sich das Problem durch kleinere bzw. ungünstige Antennen verhindern, dass aber genau das passiert, spricht für UKW. Rein von der Signalqualität betrachtet, nicht von der Klangqualität. Gleiches Spiel habe ich mit DVB-T schon hinter mir, eine Yagi unterm Dach mit Vorverstärker ist aus ähnlichen Gründen inzwischen funktionslos. Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch von digitalen Übertragungswegen begeistert war, die allesamt enttäuschten und sei es durch Abschaltung. Ich hatte auch ein DAB-Radio, damaals wurden viele Privatsender übrigens rein Mono ausgestrahlt.
Nicht umsonst haben UKW-Hörer mit hochwertigen Anlagen drehbare Yagis auf dem Dach. Nicht alleine für den Fernempfang sondern auch um Stereo von Lokalstationen einigermaßen rauschfrei empfangen zu können.
Das Rauschen wird aber nicht nur durch den Empfang, sondern auch in der ZF-Aufbereitung verursacht und entsteht durch technische Überlagerungen. Siehe überfahrene Empfänger, so einen Aufwand habe ich nie gebraucht. Und nicht vergessen, in den 70ern und 80ern gab es kaum Alternativen und da machte das mitunter noch Sinn. Wenn Du Dir aber Sendungen auf MixCloud anhörst, alte aus den 80ern, wird ein minimales Grundrauschen immer hörbar sein, genauso wie Prozessorpfiepen bei billigen DAB+-Radios. Platten rumpeln immerhin auch und knistern, das sind eben die Tribute der Analogtechnik. Es ging mir aber, ich wiederhole mich, sekundär um die Klangqualität, da hat aus tontechnischer Sicht DAB+ ohnehin verloren.
Was ich sagen will: Es wird meistens der DAB-Empfang verteufelt. Was UKW für Probleme hat, davon spricht nie jemand. Auf UKW sind selbst die lokalen Funzeln ím Auto nicht zu ertragen
Ich finde diese Aussage irgendwie kurios, weil kein Radiostandard nur annähernd eine Qualität bietet, die nicht von Nachteilen geprägt ist. Sei es Empfangsleistung im Analogbereich oder Frequenzeinschränkungen auf der Mittelwelle oder Artefakte bei zu hoher Kompression, weil man ja viele Sendestationen übertragen muss. Mir würde nie in den Sinn kommen, Radio zum analytischen Musikhören zu nutzen, dafür gibt es hochauflösende Musik und hochklassige D/A-Wandler, an denen jedes Digitalradio aufgrund der hohen Impulsgenauigkeit unerträglich klingt, was auch für YouTube übrigens gilt. Mir ist wichtig, dass ein Radio zur Nebenbeibeschallung funktioniert, gerade im Auto sorgen Abroll- und Windgeräusche in Verbindung mit einer moderaten Lautstärke, damit man die Rettungskräfte noch hören kann, ohnehin für wenig Freude. Da hat jedes System seine Probleme, selbst Streaming. Für mich unterscheide ich klar zwischen Alltag und Musikhören/Arbeit.
Wie man sich als sehbehinderter Mensch durch das Leben hilft, weiß ich nicht, aber ich bin sicher, dass es für alles eine Lösung geben wird.
Da muss ich Dich leider enttäuschen, weil inzwischen sogar aufgrund der Digitalisierung Gegenteiliges eintritt, aber das würde jetzt zu weit führen. Nur kurz, in der liberalen Marktwirtschaft entscheidet nur die Nachfrage und Umsatz, den behinderte Menschen derzeit nicht generieren. Ein Fallbeispiel ist das NOXON dRadio 1, für das ich eine akustische Bedienungsanleitung im Auftrage des Herstellers produziert habe, ebenso Olympus, die auch sprechende Digitalrekorder angeboten haben. Geringe Nachfrage heißt zugleich, dass man Entwicklungen nicht forciert. Das lässt sich im gesamten Umfeld der Haushaltsgeräte und weiter fassend so beobachten, das sieht alles nicht ganz so gut aus und wird von Jahr zu Jahr eher schlechter.
Ja, klar. Ich bin selbstverständlich für alle Sichtweisen offen, nur hatte ich nach den letzten Beiträgen ein bisschen das Gefühl, dass wir uns etwas im Kreise drehen.
Bei einer fundiert begründeten Meinung tauscht man sich aus und kann sich nur dann im Kreise drehen, wenn man sein Gegenüber überzeugen möchte. Für mich gibt es nachvollziehbare Fakten, die ich auch andererorts diskutiert habe und deckungsgleich sind. Wie erwähnt reicht ein Blick auf die Diskussionen zum Thema DAB+ aus, die ansonsten weniger kontrovers wären.
Selbstverständlich akzeptiere ich deine Einstellung, obwohl sie aus meiner Sicht absolut nicht nachvollziehbar ist.
Das ist ein Positivbeispiel, mehr aber nicht. Genau umgekehrt kenne ich viele SWLs, die eben DAB+ nicht akzeptieren oder aus genannten Gründen nicht verwenden können.
Ich spare mir an dieser Stelle das Zitat Deiner Vita, das klingt alles schön und gut. Nur ist das in meinen Kreisen, auch mit ähnlichen Jahrgängen, anders. Weil hier bei uns die Ausbreitungsbedingungen anders sind und nicht jeden das Auto ein wichtiges Fortbewegungsmittel ist. Wenn Du von DAB+ begeistert bist, ist das schön. Ich kann es aus genannten Gründen nicht sein und hatte schon viele Geräte unterschiedlichster Preisklassen auf dem Tisch und in der Familie weiter verschenkt. In anderen Orten Deutschlands landeten diese aus ähnlichen Gründen in der Schublade oder wurden ihrerseits weggegeben. Und warum? Weil der UKW-Empfang bei DAB+-Geräten meistens richtig miserabel ist, weil man sich aus Konstengründen nur auf DAB+ beschränkt und UKW als Fallback-Lösung sieht. Konsequent, aber kein nachhaltiger Weg. Literatur bieten auch unzählige Rezensionen bei Amazon, die sicher auch in der Masse ganz anders ausfallen müssten.
Ebenso schönes Wochenende!