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Also ich bin ja ganz bestimmt kein Freund von DAB+


21.06.2019 11:53 - Gestartet von cassiel
was aber mehr daran liegt, dass ich generell kein Freund (mehr) von klassischem bzw. mittlerweile Formatradio bin. Aber eben auch weil ich einer Totgeburt wie DAB+ keinen müden Cent für Endgeräte hinterher werfe, die bald zu Elektronikschrott werden. Mir sind schon die alten UKW-Radios im Haushalt zu viel bzw. werden nicht mehr benutzt.

Aber wenn ein deutsches Parlament in trauter Allparteienkoalition etwas beschließt, noch dazu auf Antrag einer Lobbyisten- und Lügner-Partei wie der FDP, dann schrillen bei mir die Alarmglocken, wie schon damals als der Schleswig-Holsteinische Landtag den Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform einfall einstimmig missachtete oder wie in Berlin die "Reform" der Volksgesetzgebung verabschiedet wurde (böse Zungen behaupten es wäre eine undemokratische Mogelpackung gewesen).
Dass es sich jetzt bei dem aktuellen Beschluss des niedersächsischen Landtags um eine sachlich motivierte Entscheidung handelt, weil DAB+ eine Totgeburt ist, kann ich daher nicht glauben. Dass es sich hier um Protektionismus für die UKW-Platzhirsche handelt, der Schluß liegt auch bei mir nahe.
Mal wieder ein Beweis, dass sich die Parteien nichts nehmen und dass man wählen kann was man will, am Ende regiert die CDU - nur die Farbe variiert.
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[1] uwest antwortet auf cassiel
21.06.2019 12:38
Benutzer cassiel schrieb:
wie schon damals als der Schleswig-Holsteinische Landtag den Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform einfall einstimmig missachtete

Sorry, das war Heide Simonis (SPD), die schon vor dem Volksentscheid angekündigt hatte, das Ergebnis mißachten zu wollen.

Den Antrag der FDP fand ich gut begründet und nachvollziehbar.
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[2] DL7FOS antwortet auf cassiel
27.06.2019 09:23
Benutzer cassiel schrieb:
Mal wieder ein Beweis, dass sich die Parteien nichts nehmen und dass man wählen kann was man will, am Ende regiert die CDU - nur die Farbe variiert.

Das ist auch ein sicherlich nicht von der Hand zu weisender Standpunkt. Schaut man sich jedoch die Wahlstatistiken an, ist fraglich, ob und wie lange das noch so bleiben wird. Generell reicht aber Teltarif schon aus um festzustellen, wie kontrovers das Thema DAB+, für und wider, von verschiedenen Seiten diskutiert wird und ich mich immer wundere, dass niemand darüber nachdenkt, wo die Leute Radio hören. Im Auto beispielsweise, 2020 wird DAB+ dort zur Pflicht. Warum nicht schon 2010 und warum Aufpreise von über 300 Euro? Was ist mit DVB-T bzw. DVB-T2, das auch eine Radiofunktion im Standard vorhält und über Satellit bzw. Kabel bestens funktioniert? Abgesehen von der mobilen Nutzung, wer bräuchte DAB+ überhaupt? Ich bin jetzt vollständig auf Internet-Radio gewechselt, weil einerseits die Auswahl bedeutend größer ist, andererseits der Standard ebenso etabliert ist. Gleiches Spiel mit Satellit, würde ich heute nochmal bauen, käme mir keine Schüssel mehr aufs Dach. Das Schlimme an DAB+ und der Befürworter-Lobby ist, dass man so tut, als sei das jetzt der perfekte Standard. Nachdem man alles, was funktioniert hat, eher abschaltete, als dass die Geräte ein Nutzungsende erreichen konnten. DSR, ADR, DAB, DVB-H, DVB-T, für mich sind alle Digitalstandards endlich. UKW haben wir seit 70 Jahren und es funktioniert, ob am Strand oder auf abgelegenen Feldern. DAB+ funktioniert heutzutage abseits von Kleinstädten nur dürftig in Innenräumen und bietet abgesehen vom Bundes-Mux keine öffentlich-rechtlichen Sender der Nachbarländer. Im Kabel wurde in Hessen beispielsweise WDR, BR und SDR eingespeißt, in Kassel kann man den NDR noch empfangen, auch noch in Nordhessen. Nicht aber über DAB+, hier kann man aufgrund geringerer Reichweite schön die Sendergrenzen einhalten und das Informationsrecht quasi beschneiden. Das freut die Landesmedienanstalten, so kann der hr zumindest scheinbar die Leute zwingen, ihr schlechtes Programm hören zu müssen. ;)
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[2.1] Meterman antwortet auf DL7FOS
27.06.2019 11:47
Benutzer DL7FOS schrieb:


hier kann man aufgrund geringerer Reichweite schön die Sendergrenzen einhalten und das Informationsrecht quasi beschneiden. Das freut die Landesmedienanstalten, so kann der hr zumindest scheinbar die Leute zwingen, ihr schlechtes Programm hören zu müssen. ;)

Die Geschichte mit dem Overspill hat mich auch sehr lange beschäftigt. Trotzdem bin ich ein DAB-Befürworter. Ich weiß die Vorteile mittlerweile zu schätzen. Ich habe mir ordentliche, vielleicht auch etwas kostspielige Technik zugelegt und mir von Werk aus schon ein DAB-Autoradio einbauen lassen. Ich halte nichts von Provisorien, wie DAB-Adapter und ähnlichem. Die führen nur zu der bekannten DAB-Verdrossenheit, weil diese Sachen nichts taugen. Ich fahre quer durch die Republik und höre meinen Lieblingssender. Von Südhessen zur Ostsee knapp 700 Kilometer sogar aussetzer- und störungsfrei. Der Bundesmuxx macht's möglich. Hier finde ich nämlich meinen Lieblingssender. Besser kann ich mir es nicht vorstellen. DAB ist toll und ich bin froh, dass es das gibt. Anders Radio hören mag ich nicht mehr. Auch zu Hause höre ich schon seit Jahren kein UKW mehr. Jetzt interessiert mich auch das Thema Overspill auf UKW nicht mehr, denn ob ich nun in Hessen SWR hören kann oder in Baden-Württemberg den Bayerischen Rundfunk interessiert mich überhaupt nicht mehr. Die Sender liefern sowieso alle das Gleiche. Da ist es völlig egal, von welcher Sendeanstalt das Ganze kommt. Da lobe ich mir den Bundesmuxx auf DAB. Erstens kann man den deutschlandweit empfangen und zweitens ist dort das Angebot wesentlich interessanter.
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[2.1.1] Eumelsen antwortet auf Meterman
27.06.2019 12:04
Benutzer Meterman schrieb:
Benutzer DL7FOS schrieb:

Ich fahre quer durch die Republik und
höre meinen Lieblingssender. Von Südhessen zur Ostsee knapp 700 Kilometer sogar aussetzer- und störungsfrei.

LOL.
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[2.1.1.1] doch, stimmt
helmut-wk antwortet auf Eumelsen
03.07.2019 16:54
Benutzer Eumelsen schrieb:
Benutzer Meterman schrieb:
Benutzer DL7FOS schrieb:

Ich fahre quer durch die Republik und
höre meinen Lieblingssender. Von Südhessen zur Ostsee knapp 700 Kilometer sogar aussetzer- und störungsfrei.

LOL.

Gutes Autoradio machts möglich. Wobei mit "gut" natürlich nicht gemeint ist, dass das vorsorglich DAB+ ausschaltet, wenn es möglicherweise demnächst zu einem zu schwachen Signal kommen könnte.

Kam ja mal auf teltarif, dass manche Radios diesen "Komfort" bieten. Wer im Auto ständig Aussetzer hat, der hat das falsche DAB+Radio.
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[2.1.2] DL7FOS antwortet auf Meterman
27.06.2019 12:31
Benutzer Meterman schrieb:
Die Sender liefern sowieso alle das Gleiche.

Das sehe ich anders, wenn ich den an Informationslosigkeit leidenden hr3 mit WDR 2 vergleiche. Da sollte man jedem schon individuelle Präpherenzen zugestehen, was nicht bedeutet, dass man zufällig Glück hat, weil man seinen Lieblingssender hören kann und individuell auch gut ist. In terrestrische Technik zu investieren, ist auch jedem selbst überlassen, das würde mir bei dieser maroden Qualität nicht in den Sinn kommen. Da reicht ein einfacher, flexiblerer Internet-Empfänger.

Ich finde es gut, wenn es tatsächlich Leute gibt, die was mit der Umstellung anfangen können. In meinem Umfeld aber kenne ich niemanden, der einen DAB+-Empfänger nutzt oder im Bereich Hamburg nicht wirklich von störungsfreiem Empfang des NDR über den lokalen Mux berichten könnte.
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[2.1.2.1] Meterman antwortet auf DL7FOS
27.06.2019 13:13
Benutzer DL7FOS schrieb:
Benutzer Meterman schrieb:
Die Sender liefern sowieso alle das Gleiche.

Da reicht ein einfacher, flexiblerer Internet-Empfänger.

Internetradio habe ich im Auto ausgiebig getestet mit zwei verschiedenen Providern zum Vergleich. Ich hatte auf längeren Strecken niemals durchgehend Empfang. Das wäre eine tolle Sache, wenn es funktionieren würde.

im Bereich Hamburg nicht wirklich von störungsfreiem Empfang des NDR über den lokalen Mux berichten könnte.

und genau das könnte an der eingesetzten Empfangstechnik liegen, die ich bereits zitiert und massiv kritisiert habe. Man kann von einem DAB-Adapter nicht das Gleiche erwarten wie von einem fest verbauten Werksradio im Auto. Würde man UKW mit dem gleichen Minimalaufwand empfangen wie man es bei DAB mit diesen Adaptern macht, dann würde UKW sogar wesentlich schlechter abschneiden als DAB. Ich kenne die Empfangssituation in Hamburg und in Schleswig-Holstein und kann nur Positives berichten, sowohl für DR Deutschland als auch NDR. Man könnte sich noch stundenlang über die Pros und Contras unterhalten. Sicherlich hast du deinen Standpunkt ich habe meinen. Was sich letztendlich durchsetzen wird, weiß man nicht. Ich muss dabei immer an vergangene Technologien denken. Früher konnte Video2000 VHS auch nicht ablösen, obwohl es wesentlich besser war. VHS war eben früher da und weiter verbreitet. Ich hoffe nicht, dass sich in unserem jetzigen Fall Geschichte wiederholt.
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[2.1.2.1.1] DL7FOS antwortet auf Meterman
27.06.2019 13:49
Benutzer Meterman schrieb:
Benutzer DL7FOS schrieb:
Da reicht ein einfacher, flexiblerer Internet-Empfänger.
Internetradio habe ich im Auto ausgiebig getestet mit zwei verschiedenen Providern zum Vergleich.

Hier muss ich ergänzen, dass ich mich lediglich auf den heimischen Empfang bezog, der Mobilempfang im Auto ist für mich nicht relevant.

des NDR über den lokalen Mux berichten könnte.
und genau das könnte an der eingesetzten Empfangstechnik liegen...

In diesem Fall ein Audi A8 D3 mit automotivem DAB+-Einbau, sollte also der Optimalfall sein. Ich bin aber nicht mitgefahren, sondern weiß dies nur aus Erzählungen.

Man könnte sich noch stundenlang über die Pros und Contras unterhalten. Sicherlich hast du deinen Standpunkt ich habe meinen.

Das meine ich und das ist doch okay, sind aber auf beiden Seiten persönliche Befindlichkeiten. Da interessiert mich mehr die Masse, diesbezüglich kenne ich keine DAB+-Befürworter. Ein Verwandter hatte sich in einem Mercedes AMG A45 kein DAB+ einbauen lassen, weil ihm die Sache mehere hundert Euro nicht wert war, in meinem Umfeld nutzen die meisten Leute einen Echo und können zuhause auf DAB+ verzichten. Unterwegs greifen viele zum Smartphone und nutzen Streaming, zumindest in meinem Umfeld. Dabei ist vielen bei Radio nicht mal wichtig, was sie hören und hoppeln von Frequenz zu Frequenz, je nachdem, was für Musik oder ob Sprache läuft. Ich würde jetzt behaupten, dass das die meisten Anwendungsszenarien sind, denn für HiFi und Musik gibt die Masse heute kein Geld mehr aus.

Was sich letztendlich durchsetzen wird, weiß man nicht. Ich muss dabei immer an vergangene Technologien denken. Früher konnte

Ich auch, kein Digitalstandard hat 15 Jahre überlebt. DVB-T als letztes Fallbeispiel, DAB als voriges, ADR und DSR und Billigfernsehen in SD-Qualität wird es künftig auch nicht mehr kostenfrei über Satellit geben.

Video2000 VHS auch nicht ablösen, obwohl es wesentlich besser war. VHS war eben früher da und weiter verbreitet.

Das hatte aber auch Marketing-Gründe, wie auch Blu-Ray im Vergleich zu HD-DVD. Der Videoverleih und die Pornoindustrie haben diesbezüglich einfach mehr Macht, ähnliche Beispiele siehst Du auch im Computerbereich. Dabei geht es aber immer um eine klare Systemfrage, siehe MiniDisc und DCC, letztere Rekorder hätten sich auch deutlich mehr verkauft, wenn man analoge Kompaktkassetten aufnehmen könnte. DVD und Blu-Ray haben sich schnell durchgesetzt, weil sie abwärtskompatibel zur CD sind, LaserDisk hingegen war ein ähnlicher Flopp. Das technisch bessere ist nicht immer besser, die Ergonomie und Einfachheit entscheiden da auch. Bei DAB+ stelle ich nur fest, egal ob bei uns oder in Hannover, ist mit einem Taschenradio über die integrierte Antenne ein Empfang tendenziell schlechter, als über UKW. Dabei spielt aus meiner Sicht die verkaufte Anzahl an DAB+-Chips eine untergeordnete Rolle, die primäre Frage ist, worüber hören die Leute Musik. Wer sich ein DAB+-Radio kauft und in seiner Wohnung damit nichts anfangen kann, schaltet auf UKW um und gut. Hier besteht also das Problem, dass das Marketing nicht flächendeckend in der Praxis überzeugen kann.

Ich hoffenicht, dass sich in unserem jetzigen Fall Geschichte wiederholt.

Das wird sie definitiv, schon jetzt spricht man von DAB+ bereits von einer Übergangslösung. Wer sich also heute ein DAB+-Radio kauft, muss damit rechnen, dass die Nutzungszeit eben begrenzt ist. Dass sie sich verkaufen, liegt in meinem Befinden an den, wie oben in Beispielen erwähnten, alternativen Empfangstechniken. Das sähe alles ganz anders aus, wenn es reine DAB+-Empfänger gebe, bei denen die Leute feststellen würden, dass sie in ihrer Wohnung nichts oder nur eingeschränkt hören können. Aus diesem Grund wurden auch viele DVB-T-Taschenfernseher zurückgegeben, wobei mir bekannte Händler explizit eine Rücknahme vor dem KAuf angeboten haben - Gleiches übrigens auch damals bei DAB-Radios.
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[2.1.2.1.1.1] Meterman antwortet auf DL7FOS
27.06.2019 15:31
Benutzer DL7FOS schrieb:

In diesem Fall ein Audi A8 D3 mit automotivem DAB+-Einbau, sollte also der Optimalfall sein. Ich bin aber nicht mitgefahren, sondern weiß dies nur aus Erzählungen.

ich kann mich nur wiederholen, in meinem VW läuft DAB problemlos. Was natürlich auch sein kann und daran sind zum Teil auch die Autohersteller schuld, dass die falsche Technik bereits ab Werk zum Einsatz kommt. So habe ich schon davon gehört, dass die falsche Antenne zum Einsatz kam oder gar ein Antennenverstärker, der lediglich das 3m-Band von 87-108 MHz abdeckt. Da ist natürlich die beste Antenne wirkungslos.

Ein Verwandter hatte sich in einem Mercedes AMG A45 kein DAB+ einbauen lassen, weil ihm die Sache mehere hundert Euro nicht wert war, ,
denn für HiFi und Musik gibt die Masse heute kein Geld mehr aus.

Bei meinem VW lag der Aufpreis insgesamt bei knapp 600 Euro. Das ist viel Geld. Ich muss dazu sagen, dass ich begeisterter Radiohörer bin und fast kein anderes Medium nutze. Für mich war es wichtig, etwas Vernünftiges zu bekommen. Ich kann aber auch verstehen, wenn jemand so viel Geld niemals ausgeben würde. Andererseits kann man bei CAR-HIFI noch weit mehr Geld loswerden.


Bei DAB+ stelle ich nur fest, egal ob bei uns oder in Hannover, ist mit einem Taschenradio über die integrierte Antenne ein Empfang tendenziell schlechter als über UKW.

Das ist hier in Südhessen komplett anders. Wenn ich ein tragbares Radio im Garten verwende, kann ich DAB mit eingeschobener Antenne hören während ich UKW lediglich mit voll ausgezogener Antenne rausch- und störungsfrei genießen kann.
Diese unterschiedlichen Erfahrungen zeigen deutlich, dass es tatsächlich Gebiete gibt, in denen das DAB-Netz noch nicht so gut ausgebaut ist. Schließlich gibt es das Netz noch nicht so lange wie UKW. Aber auch bei UKW gibt es heute noch Regionen, in denen kein störungsfreier Empfang möglich ist. Davon wird aber nie gesprochen.
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[2.1.2.1.1.1.1] DL7FOS antwortet auf Meterman
27.06.2019 15:44
Benutzer Meterman schrieb:
So habe ich schon davon gehört, dass die falsche Antenne zum Einsatz kam oder gar ein Antennenverstärker, der lediglich das 3m-Band von 87-108 MHz abdeckt. Da ist natürlich die beste Antenne wirkungslos.

Das ist klar, wenn die Antenne nicht resoniert und Verstärker mitunter auch mehr Nebenprodukte erzeugen, als dass sie nützen, kann das schon sein.

Diese unterschiedlichen Erfahrungen zeigen deutlich, dass es tatsächlich Gebiete gibt, in denen das DAB-Netz noch nicht so gut ausgebaut ist.

Ich würde das mit der Digitalisierungswüste und typisch deutschen Problemen erklären. Hier wird viel angefangen, zerredet, nicht wirklich abgeschlossen und wenn, bricht man alles ab und fängt was Neues an. Man sollte dabei nicht vergessen, dass man schon 2005 in Hessen DAB hören konnte, sprich die Sendeanlagen allenfalls ausgebaut werden mussten, die neuen Codecs sind ja nur Daten. Ich würde die Frage anders stellen: Wieso schafft man es nicht, ein Netz erst einmal vernünftig aufzubauen, bevor man es bewirbt und drüber nacdenkt, es als Standard anzubieten? UKW hat den enormen Vorteil, dass die Reichweite je Sendestation deutlich größer ist, man also per se mehr Leute erreicht, als mit kleineren und verteilten DAB+-Sendeanlagen. Das Autobahnnetz mag gut ausgebaut sein und in Südhessen seid Ihr ja noch im Einzugsbereich des Feldbergs. Aber in Übergangsbereichen sind es vermutlich auch digitale Überlagerungen, die ein anständiges Decodieren verhindern. Daher scheint der Föderalismus in diesem Fall auch für Probleme zu sorgen, weil jedes Land seine eigenen Sender und seine eigene Sache macht. Warum nicht ein Bundes-Mux mit allen wichtigen Servicewellen? DLR/DLF empfange ich auch via DAB+, wenn ich die Antenne möglichst in eine Richtung halte. Aber der Frequenzbereich ist in Sachen Fading und Dämpfung auch nicht wirklich günstig gewählt, aber das ist ein anderes Thema. Radio ist und sollte ein unkompliziertes Medium sein, das man überall und ohne viel Aufwand und Technikwissen empfangen kann. Die Mittelwelle erlaubte es, mit einem einfach aufgebauten Detektorempfänger ohne externe Energiespeisung Radio zu hören. Das Transistorradio machte UKW schließlich allgegenwärtig und klar gibt es auch hier Ausbauprobleme, aber die dürften bedeutend geringer sein, als es bei DAB+ der Fall ist.

Ich sehe das primäre Problem im Faktor Digitaltechnik, die aktuell in keinem Fall gezeigt hat, dass sie mehr als 20 Jahre mit denselben Geräten nutzbar ist. Man hatte früher vielleicht aber auch andere Prinzipien und der Infrastruktur mehr Bedeutung beigemessen, als der Vermarktung. Sieht man auch im Kabelnetz, seitdem die Telekom raus ist, wird alles mit der heißen Nadel gestrickt und man verliert sich in Bis-Zu-Angaben.

Wie geschrieben, wer mit DAB+ was anfangen kann und dafür auch gerne investiert, kann das machen. Aber die beste Lösung für alle ist es sicher nicht.
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[2.1.2.1.1.1.1.1] Meterman antwortet auf DL7FOS
27.06.2019 20:00
Die Antwort auf die Frage, warum man ein Netz nicht erst bewirbt, wenn es komplett ausgebaut ist, kann man mit folgender Gegenfrage beantworten: Warum gibt es denn schon Smartphones, wenn das Netz noch nicht fertig ausgebaut ist? Schlechter Vergleich?

Was die Einfachheit der DAB-Geräte angeht, die das System massentauglich machen soll, wie du es hier ansprichst, fällt mir eigentlich nur ein, dass die Bedienung nicht einfacher sein kann. Senderliste einschalten, Sender wählen und mit OK bestätigen. Einfacher geht es nicht.

Aber bevor wir uns im Kreise drehen, denn ich kann dich nicht überzeugen und du mich nicht, beenden wir das Thema an dieser Stelle abwartend, wie sich das Ganze entwickelt. 73!

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[2.1.2.1.1.1.1.1.1] DL7FOS antwortet auf Meterman
27.06.2019 20:29
Benutzer Meterman schrieb:
Die Antwort auf die Frage, warum man ein Netz nicht erst bewirbt, wenn es komplett ausgebaut ist, kann man mit folgender Gegenfrage beantworten: Warum gibt es denn schon Smartphones, wenn das Netz noch nicht fertig ausgebaut ist? Schlechter Vergleich?

Ja, ich finde ihn in der Tat nicht passend, weil hier zwei gleichermaßen ungünstige und verbesserungswürdige Situationen verglichen werden. Unabhängig davon würde ich aber behaupten, dass man flächenmäßig in Innenräumen Smartphones besser nutzen kann, als DAB+-Radios.

Was die Einfachheit der DAB-Geräte angeht, die das System massentauglich machen soll, wie du es hier ansprichst, fällt mir eigentlich nur ein, dass die Bedienung nicht einfacher sein kann. Senderliste einschalten, Sender wählen und mit OK bestätigen. Einfacher geht es nicht.

Mit Einfachheit hatte ich eine gewisse Unkompliziertheit gemeint, dass man eben nicht noch Antennenanlagen installieren muss, abgesehen von der Unmöglichkeit per UKW empfangbare Sender, die es eben im Landes-Mux nicht gibt. Bei Ortssendern muss man per UKW nicht unbedingt die Antenne ausrichten, während ich in mir bekannten Fällen einen guten Empfang ohne Unterbrechungen nur dann erhalte, wenn die Antenne in eine bestimmte Richtung zeigt und das mit unterschiedlichsten Empfängern. Mal ganz unabhängig vom Internet würde für mich eine sofortige UKW-Abschaltung und Umstieg auf DAB+ bedeuten, dass ich neben dem privaten Laberfunk und drögen Wissenschaftssendern nur noch hr und hessische Privatsender empfangen könnte, kein WDR, kein BR, kein SDR, die allesamt nicht digital terrestrisch empfangbar sind. Da gibt es für mich auch keine Diskussion, ddenn selbst bei deutlich besserer Empfangsqualität würde das ein Einschnitt in der Informationsfreiheit bedeuten, um es mal so zu formulieren. Das stört nicht, wenn man die Sender nicht braucht, aber es gibt genügend Menschen in Grenzregionen, die dann nur das Internet oder Satellit als Alternative hätten, um Nachbarsender zu hören. Das empfinde ich nicht als Kleinigkeit, sondern als faktische Beschneidung der Informationsfreiheit und nicht jeder ist im Stande, die Gründe technisch zu begreifen und muss das einfach so hinnehmen. Was übrigens die Einfachheit der Geräte angeht, verbinde Dir mal die Augen und stelle Dir vor, ob das für Senioren und blinde/sehbehinderte Menschen ohne Sicht aufs Display auch gelten kann.

Aber bevor wir uns im Kreise drehen, denn ich kann dich nicht überzeugen und du mich nicht, beenden wir das Thema an dieser Stelle abwartend, wie sich das Ganze entwickelt. 73!

Es war weder mein Ziel, Dich zu überzeugen oder überzeugt zu werden. Ein Forum lebt von unterschiedlichen Sichtweisen, die man gegenseitig akzeptieren kann und sollte.
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[2.1.2.1.1.1.1.1.1.1] Meterman antwortet auf DL7FOS
28.06.2019 11:08
Benutzer DL7FOS schrieb:
Warum gibt es denn schon Smartphones, wenn das Netz noch nicht fertig ausgebaut ist? Schlechter Vergleich?

Ja, ich finde ihn in der Tat nicht passend, weil hier zwei gleichermaßen ungünstige und verbesserungswürdige Situationen verglichen werden.

Siehst du, gerade aus diesem Grunde finde ich den Vergleich sehr wohl passend. Du fragst, warum ein Netz beworben wird, obwohl es noch nicht fertig bzw. flächendeckend ausgebaut ist. Where's the difference?



Mit Einfachheit hatte ich eine gewisse Unkompliziertheit gemeint, dass man eben nicht noch Antennenanlagen installieren muss, Was übrigens die Einfachheit der Geräte angeht, verbinde Dir mal die Augen und stelle Dir vor, ob das für Senioren und blinde/sehbehinderte Menschen ohne Sicht aufs Display auch gelten kann.

Ich bin der Meinung, für einen einwandfreien, rauschfreien UKW-Stereoempfang muss man weit mehr Antennenaufwand betreiben. Hier braucht man einen wesentlich höheren SNR. Von dem Mehrwegempfang durch Reflektionen, die zu Verzerrungen führen, ganz zu schweigen. Diese Kriterien spielen bei DAB keine Rolle. Nicht umsonst haben UKW-Hörer mit hochwertigen Anlagen drehbare Yagis auf dem Dach. Nicht alleine für den Fernempfang sondern auch um Stereo von Lokalstationen einigermaßen rauschfrei empfangen zu können. UKW-Sender rauschfrei in Stereo mit Zimmerantenne sind sogar in Ballungsgebieten problematisch. Was ich sagen will: Es wird meistens der DAB-Empfang verteufelt. Was UKW für Probleme hat, davon spricht nie jemand. Auf UKW sind selbst die lokalen Funzeln ím Auto nicht zu ertragen während sie auf DAB weit über die Stadtgrenze hinaus und in besonderen Fällen bestimmter Sender sogar deutschlandweit empfangen werden können. Es gibt Orte, in denen DAB-Empfang problematisch ist und es gibt (sogar heute noch) Orte, in denen UKW Probleme hat. In beiden Fällen müsste man Antennenaufwand betreiben. Aber wo DAB abgedeckt ist, kommt man mit einem kleinen vertikalen Rundstrahler, in den meisten Fällen sogar mit der eingebauten Teleskopantenne klar, was ja auch das Ziel ist, wenn DAB tatsächlich einmal fertig ausgebaut ist. Und das dann sogar auch in Stereo und rauschfrei, was UKW nur in den seltensten Fällen mit guten Voraussetzungen unter solchen Bedingungen leisten kann.
Was dein Beispiel mit den sehbehinderten Menschen betrifft, dazu kann ich nichts sagen. Da gibt es jetzt schon Hilfsmittel für die bestehende Technik und es wird auch in Zukunft welche geben. Wie man sich als sehbehinderter Mensch durch das Leben hilft, weiß ich nicht, aber ich bin sicher, dass es für alles eine Lösung geben wird.


Es war weder mein Ziel, Dich zu überzeugen oder überzeugt zu werden. Ein Forum lebt von unterschiedlichen Sichtweisen, die man gegenseitig akzeptieren kann und sollte.

Ja, klar. Ich bin selbstverständlich für alle Sichtweisen offen, nur hatte ich nach den letzten Beiträgen ein bisschen das Gefühl, dass wir uns etwas im Kreise drehen. Selbstverständlich akzeptiere ich deine Einstellung, obwohl sie aus meiner Sicht absolut nicht nachvollziehbar ist.
Zu deiner Information: Ich bin Baujahr 1963, bin begeisterter Radiohörer. Ich war viele Jahre als SWL aktiv, habe UKW- und KW-Fernempfang (Broadcast-DX) als Hobby gehabt. Ich kenne mich deshalb, meiner Meinung nach, relativ gut mit HF-Technik und den Ausbreitungsbedingungen aus. Für mich war DAB, rein aus der Sicht meines Hobbies, erst mal eine Katastrophe. Es hatte mit dem, was ich bisher betrieben hatte, nichts mehr gemeinsam. Ich wollte von DAB nichts wissen. Erst spät habe ich verstanden, dass DAB mit meinem Hobby nichts zu tun hat. Es dient lediglich zum Radiohören, für mehr nicht. Und das auf eine ganz einfache Art ohne großen Aufwand. Mit dieser Einsicht begann ich mich für DAB zu begeistern. Diese Begeisterung kann mir niemand nehmen. In den 1970-ern habe ich deutschlandweit Radio Luxemburg auf Kurzwelle 6090kHz gehört. Das hat gequietscht und gerauscht und war vom Monoton her unerträglich. Der Antennenaufwand war nicht gerade wenig. Heute höre ich zwar nicht Radio Luxemburg aber dafür einen neuen Lieblingssender deutschlandweit ohne großen Aufwand in Stereo und rauschfrei. Ich muss nichts experimentieren oder basteln, einfach einschalten, läuft.
Schönes Wochenende
73!
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[2.1.2.1.1.1.1.1.1.1.1] DL7FOS antwortet auf Meterman
28.06.2019 12:16
Benutzer Meterman schrieb:
Benutzer DL7FOS schrieb:
Ja, ich finde ihn in der Tat nicht passend, weil hier zwei gleichermaßen ungünstige und verbesserungswürdige Situationen verglichen werden.

Siehst du, gerade aus diesem Grunde finde ich den Vergleich sehr wohl passend. Du fragst, warum ein Netz beworben wird, obwohl es noch nicht fertig bzw. flächendeckend ausgebaut ist. Where's the difference?

Der Unterschied besteht darin, dass man einen Broadcasting-Standard nur schwer mit einem Kommunikationsnetz vergleichen kann, zu dem es verschiedene Zugangswege gibt. Nehmen wir ein reines Smartphone und ein echtes, nicht hybrides DAB+-Radio: Wenn LTE im Innenraum nicht geht, schaltet es auf 3G runter, notfalls auf 2G und wenn das auch nicht geht, wird eben Wi-Fi verwendet. Egal über welchen Weg der Zugang erfolgt, ist eine beidseitige Kommunikation zwischen den Geräten möglich und somit auch der Zugriff auf Dienste. Es ist unumstritten, dass Deutschland hinten ansteht, was Netzausbau angeht. Aber es gibt eben kein Smartphone auf der Welt, dass ausschließlich einen einzigen Übertragungsstandard, beispielsweise UMTS oder LTE, verwendet, das würde sich schlichtweg nicht verkaufen und Meldungen auf Teltarif über absolute Unerreichbarkeit in Deutschland sind mir nicht bekannt - damit meine ich ausdrücklich keine Löcher in der Netzversorgung. Ganz davon ab, dass es heute keine Tarife mehr gibt, in denen man beispielsweise eine Zugangsmöglichkeit nicht nutzen kann, wie GPRS-only.

Bei DAB+ und auch DVB-T2 suggeriert man hingegen dem Konsumenten eine gewisse Vollständigkeit, da braucht man sich nur die Werbespots der ÖRs anzuhören oder auf digitalradio.de zu lesen: DAB+ klingt besser und ist viel unkomplizierter, an dieser Stelle muss ich mein Fallbeispiel sicher nicht wiederholen. Zu behaupten, das Mobilfunknetz und folglich auch der Netzanschluss von Smartphones sei vergleichbar, lässt sich technisch somit kaum belegen. So schrieb ich, dass nicht ohne Grund die meisten DAB+-Empfänger UKW an Bord haben, dennoch zählt jedes verkaufte Gerät, egal was der Hörer nutzt. Die Werbeversprechen werden im Gegensatz zum Mobilfunknetz von den Herstellern abgegeben, die im knallharten Marketing mit Hyperbeln die Großartigkeit verkaufen. Ein Blick in die Kommentare zu allen DAB+-Artikeln macht deutlich, dass meine Einstellung kein Einzelfall ist, Diskussionen über die Netzqualität sind nicht so kontrovers. Wäre alles toll, bräuchte man über DAB+ nicht groß berichten.

Ich bin der Meinung, für einen einwandfreien, rauschfreien UKW-Stereoempfang muss man weit mehr Antennenaufwand betreiben.

Das stimmt, wenn der lokale Feldeffekt oder Empfänger bzw. andere Störeinflüsse den Empfang trüben. Bei DAB+ fällt allerdings die Qualität linear zur Übertragungsrate bis hin zu Aussetzern und Störungen. Da ist die Frage, was in letzter Konsequenz anstrengender ist und ob man bei einfachen Radios einen Stereoempfang wirklich braucht. Leichtes Rauschen vs. Unhörbarkeit wäre wohl die beste Zusammenfassung. Hier ist der Internet-Empfang der einfachste und stabilste Weg, den Du dann in die Überlegung mit einbeziehen müsstest.

Hier braucht man einen wesentlich höheren SNR.

Der begründet sich aber nicht alleine nur durch die Feldstärke. Wir leben in einer elektromagnetisch verseuchten Welt, so dass besonders der Frequenzbereich für DAB+ ungünstig gewählt ist, siehe massenhafte Störungen durch Schaltnetzteile, LED-Glühlampen, Smart Home und was es da sonst noch gibt. Frage Dich viel mehr, wie viel besser DAB+ sein könnte, wenn man einen langwelligeren Frequenzbereich in einer Welt ohne sinnlose Verbraucher funktionieren könnte. Das will man aber nicht, weil Masse ist besser, bringt auch mehr Geld ein. Qualität waar nie ein Kriterium für Digitalradio, erst recht nicht bei den grottigen Bitraten, das hat für mich mit Musikgenuss nichts zu tun, somit kann ein Mono-Signal sogar die Artefakte durch Frequenzüberlagerungen vermindern.

Mehrwegempfang durch Reflektionen, die zu Verzerrungen führen, ganz zu schweigen. Diese Kriterien spielen bei DAB keine Rolle.

Genau das ist das Problem, denn diese Überlagerungen inmitten von Sendeanlagen gibt es genauso, weil dieselben Frequenzbereiche genutzt werden. Nur merkst Du das nicht, weil Dein Gerät diese Probleme bereinigt, wenn es funktioniert. In meinem Fall geht das nämlich nicht, weil der Landes-Mux in NRW den in Hessen überlagert und umgekehrt. Klar passiert das bei UKW-Aussendungen, heute aber weniger als früher, weil inzwischen auch die Sendeleistungen minimiert wurden. Bei einem überfahrenen Empfänger lässt sich das Problem durch kleinere bzw. ungünstige Antennen verhindern, dass aber genau das passiert, spricht für UKW. Rein von der Signalqualität betrachtet, nicht von der Klangqualität. Gleiches Spiel habe ich mit DVB-T schon hinter mir, eine Yagi unterm Dach mit Vorverstärker ist aus ähnlichen Gründen inzwischen funktionslos. Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch von digitalen Übertragungswegen begeistert war, die allesamt enttäuschten und sei es durch Abschaltung. Ich hatte auch ein DAB-Radio, damaals wurden viele Privatsender übrigens rein Mono ausgestrahlt.

Nicht umsonst haben UKW-Hörer mit hochwertigen Anlagen drehbare Yagis auf dem Dach. Nicht alleine für den Fernempfang sondern auch um Stereo von Lokalstationen einigermaßen rauschfrei empfangen zu können.

Das Rauschen wird aber nicht nur durch den Empfang, sondern auch in der ZF-Aufbereitung verursacht und entsteht durch technische Überlagerungen. Siehe überfahrene Empfänger, so einen Aufwand habe ich nie gebraucht. Und nicht vergessen, in den 70ern und 80ern gab es kaum Alternativen und da machte das mitunter noch Sinn. Wenn Du Dir aber Sendungen auf MixCloud anhörst, alte aus den 80ern, wird ein minimales Grundrauschen immer hörbar sein, genauso wie Prozessorpfiepen bei billigen DAB+-Radios. Platten rumpeln immerhin auch und knistern, das sind eben die Tribute der Analogtechnik. Es ging mir aber, ich wiederhole mich, sekundär um die Klangqualität, da hat aus tontechnischer Sicht DAB+ ohnehin verloren.

Was ich sagen will: Es wird meistens der DAB-Empfang verteufelt. Was UKW für Probleme hat, davon spricht nie jemand. Auf UKW sind selbst die lokalen Funzeln ím Auto nicht zu ertragen

Ich finde diese Aussage irgendwie kurios, weil kein Radiostandard nur annähernd eine Qualität bietet, die nicht von Nachteilen geprägt ist. Sei es Empfangsleistung im Analogbereich oder Frequenzeinschränkungen auf der Mittelwelle oder Artefakte bei zu hoher Kompression, weil man ja viele Sendestationen übertragen muss. Mir würde nie in den Sinn kommen, Radio zum analytischen Musikhören zu nutzen, dafür gibt es hochauflösende Musik und hochklassige D/A-Wandler, an denen jedes Digitalradio aufgrund der hohen Impulsgenauigkeit unerträglich klingt, was auch für YouTube übrigens gilt. Mir ist wichtig, dass ein Radio zur Nebenbeibeschallung funktioniert, gerade im Auto sorgen Abroll- und Windgeräusche in Verbindung mit einer moderaten Lautstärke, damit man die Rettungskräfte noch hören kann, ohnehin für wenig Freude. Da hat jedes System seine Probleme, selbst Streaming. Für mich unterscheide ich klar zwischen Alltag und Musikhören/Arbeit.

Wie man sich als sehbehinderter Mensch durch das Leben hilft, weiß ich nicht, aber ich bin sicher, dass es für alles eine Lösung geben wird.

Da muss ich Dich leider enttäuschen, weil inzwischen sogar aufgrund der Digitalisierung Gegenteiliges eintritt, aber das würde jetzt zu weit führen. Nur kurz, in der liberalen Marktwirtschaft entscheidet nur die Nachfrage und Umsatz, den behinderte Menschen derzeit nicht generieren. Ein Fallbeispiel ist das NOXON dRadio 1, für das ich eine akustische Bedienungsanleitung im Auftrage des Herstellers produziert habe, ebenso Olympus, die auch sprechende Digitalrekorder angeboten haben. Geringe Nachfrage heißt zugleich, dass man Entwicklungen nicht forciert. Das lässt sich im gesamten Umfeld der Haushaltsgeräte und weiter fassend so beobachten, das sieht alles nicht ganz so gut aus und wird von Jahr zu Jahr eher schlechter.

Ja, klar. Ich bin selbstverständlich für alle Sichtweisen offen, nur hatte ich nach den letzten Beiträgen ein bisschen das Gefühl, dass wir uns etwas im Kreise drehen.

Bei einer fundiert begründeten Meinung tauscht man sich aus und kann sich nur dann im Kreise drehen, wenn man sein Gegenüber überzeugen möchte. Für mich gibt es nachvollziehbare Fakten, die ich auch andererorts diskutiert habe und deckungsgleich sind. Wie erwähnt reicht ein Blick auf die Diskussionen zum Thema DAB+ aus, die ansonsten weniger kontrovers wären.

Selbstverständlich akzeptiere ich deine Einstellung, obwohl sie aus meiner Sicht absolut nicht nachvollziehbar ist.

Das ist ein Positivbeispiel, mehr aber nicht. Genau umgekehrt kenne ich viele SWLs, die eben DAB+ nicht akzeptieren oder aus genannten Gründen nicht verwenden können.

Ich spare mir an dieser Stelle das Zitat Deiner Vita, das klingt alles schön und gut. Nur ist das in meinen Kreisen, auch mit ähnlichen Jahrgängen, anders. Weil hier bei uns die Ausbreitungsbedingungen anders sind und nicht jeden das Auto ein wichtiges Fortbewegungsmittel ist. Wenn Du von DAB+ begeistert bist, ist das schön. Ich kann es aus genannten Gründen nicht sein und hatte schon viele Geräte unterschiedlichster Preisklassen auf dem Tisch und in der Familie weiter verschenkt. In anderen Orten Deutschlands landeten diese aus ähnlichen Gründen in der Schublade oder wurden ihrerseits weggegeben. Und warum? Weil der UKW-Empfang bei DAB+-Geräten meistens richtig miserabel ist, weil man sich aus Konstengründen nur auf DAB+ beschränkt und UKW als Fallback-Lösung sieht. Konsequent, aber kein nachhaltiger Weg. Literatur bieten auch unzählige Rezensionen bei Amazon, die sicher auch in der Masse ganz anders ausfallen müssten.

Ebenso schönes Wochenende!
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[2.1.2.1.1.1.1.1.1.1.1.1] nurmalso antwortet auf DL7FOS
28.06.2019 13:49
Es ist doch so: Alle haben nur schlechte Hardware und/oder machen etwas falsch. Alle außer einem. Da erübrigt sich jede Diskussion.
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[…1.2.1.1.1.1.1.1.1.1.1.1] DL7FOS antwortet auf nurmalso
29.06.2019 12:47
Benutzer nurmalso schrieb:
Es ist doch so: Alle haben nur schlechte Hardware und/oder machen etwas falsch. Alle außer einem. Da erübrigt sich jede Diskussion.

Die eigene Filterblase der Begeisterung ist in der Tat ein Problem solcher Diskussionen, wenn man lieber seine Begeisterung wiederholt, als auf Argumente einzugehen.
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[2.1.2.1.1.1.1.1.1.1.2] industrieclub antwortet auf Meterman
29.06.2019 19:16
Benutzer Meterman schrieb:
Zu deiner Information: Ich bin Baujahr 1963, bin begeisterter Radiohörer. Ich war viele Jahre als SWL aktiv, habe UKW- und KW-Fernempfang (Broadcast-DX) als Hobby gehabt. Ich kenne mich deshalb, meiner Meinung nach, relativ gut mit HF-Technik und den Ausbreitungsbedingungen aus. Für mich war DAB, rein aus der Sicht meines Hobbies, erst mal eine Katastrophe. Es hatte mit dem, was ich bisher betrieben hatte, nichts mehr gemeinsam. Ich wollte von DAB nichts wissen. Erst spät habe ich verstanden, dass DAB .........

Hallo, meine Vita ist (hobbymäßig) recht ähnlich verlaufen wie deine (nur halt 10 Jahre
älter) und so nimmt es nicht weiter Wunder, dass ich letztendlich auch zu der gleichen Meinung gekommen bin wie du, nämlich dass ich froh darüber bin,dass es DAB+ gibt und seinen weiteren Ausbau kaum erwarten kann...
Dass wir hier im teltarif-Forum mit dieser Meinung ziemlich mit dem Rücken zur Wand stehen, liegt schlicht und einfach daran, dass es sich bei teltarif um ein Mobilfunk- und Internet-Portal handelt, das natürlich von diesbezüglichen Interessenten "bevölkert" wird; auf echten Radio-Portalen (und übrigens auch in der Allgemeinbevölkerung sieht die Meinungslage ganz anders aus, nämlich viel positiver für DAB+ !!
Natürlich werden in D'land bei der Rundfunk-Konversion Fehler gemacht. Warum mussten z.B. MW, KW und LW abgeschaltet werden. In Holland, Dänemark, Irland und Großbritannien z.B. sehen wir ja, dass sich diese Wellenbereiche durchaus nicht mit DAB+ "beißen" müssen. Beziehungsweise stellt sich die Frage, warum in D'land keine Interessenten für diese Wellenbereiche vorhanden sind (ganz im Gegensatz zu den genannten Ländern...!)
Oder warum nutzt der DLF z.B nicht die Möglichkeit, (bei DAB+) die Verkehrsdurch-
sagen regional zu trennen. Oder warum senden so viele Anbieter (im Bundesmux)
mit so grottenschlechter Datenrate (und resultierend daraus entsprechend schlechtem Klang).....Usw. usf.......
Dies alles -- und noch viel mehr -- sind aber KEINE techn. Probleme des DAB+
Systems, sondern Probleme der Dummheit, Schludrigkeit und Gleichgültigkeit von Menschen (in diesem Fall leider: Entscheidungsträgern !)
Nur dass DAB+ für alles und jedes stellvertretend zum Sündenbock gemacht wird.
Über den "Glaubenskrieg", der da entstanden ist, schüttele ich innerlich nur den Kopf. Wenn das so weiter geht, wird DAB+ auch noch für Masern und Krätze verantwortlich gemacht (obwohl es auch hier wieder großenteils nur die Dummheit und Ignoranz der Menschen ist).
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[2.1.2.1.1.1.1.1.1.1.2.1] Meterman antwortet auf industrieclub
30.06.2019 10:52

3x geändert, zuletzt am 30.06.2019 11:03
Benutzer industrieclub schrieb:


Dass wir hier im teltarif-Forum mit dieser Meinung ziemlich mit dem Rücken zur Wand stehen, liegt schlicht und einfach daran, dass es sich bei teltarif um ein Mobilfunk- und Internet-Portal handelt, das natürlich von diesbezüglichen Interessenten "bevölkert" wird; auf echten Radio-Portalen (und übrigens auch in der Allgemeinbevölkerung sieht die Meinungslage ganz anders aus, nämlich viel positiver für DAB+ !!

ja, da magst du Recht haben. Vielleicht bewege ich mich deshalb auch eher hier im Forum, weil ich hier eher negative Meinungen zum Thema finde. In Radioforen findet man, wie du bereits sagtest, mehr Befürworter. Da muss man eigentlich schon nicht mehr reagieren. In den Radioforen geht es dann mehr um den weiteren Ausbau und welche Sender ab- und welche zugeschaltet wurden.
In der Teltarif-Community findet man dann doch mehr Gegner, was sehr wahrscheinlich auf der gegenseitigen Desinformation oder der aufgrund derer falsch eingesetzten Empfangstechnik beruht.

Natürlich werden in D'land bei der Rundfunk-Konversion Fehler gemacht. Warum mussten z.B. MW, KW und LW abgeschaltet werden. In Holland, Dänemark, Irland und Großbritannien z.B. sehen wir ja, dass sich diese Wellenbereiche durchaus nicht mit DAB+ "beißen" müssen. Beziehungsweise stellt sich die Frage, warum in D'land keine Interessenten für diese Wellenbereiche vorhanden sind (ganz im Gegensatz zu den genannten Ländern...!)

Über den Sinn und Unsinn der AM-Abschaltungen habe ich mich auch sehr lange aufgeregt. Schließlich waren dies Wege, über die man von einem Senderstandort aus europaweit bzw. je nach Frequenz mitunter auch weltweit empfangbar war. Besonders traurig war ich, als die reichweitenstärksten Sender AFN 873kHz und RTL-Marnach 1440kHz abgeschaltet und demontiert wurden. Obwohl man diese Frequenzen tatsächlich nicht mehr nutzte, wusste man, dass eine Ära zu Ende geht und es auch kein Zurück mehr gibt. Es waren gute Zeiten, aber sie sind vorbei. Keiner würde sich mehr diese Qualität über längere Zeit antun. Mich hat es nur gewundert, wie schnell man entschieden hat, die Sender zu demontieren. Es gibt für den Notfall kein Backup mehr. AM-Sender sind europaweit ohne großen Aufwand empfangbar. Was nützt es aber. Die AM-Empfangsteile sind mittlerweile aus allen Neugeräten verschwunden.

Oder warum nutzt der DLF z.B nicht die Möglichkeit, (bei DAB+) die Verkehrsdurchsagen regional zu trennen.

Ich glaube, das wäre via DAB zu aufwändig bzw. ich denke, dass das gar nicht möglich wäre. Dann müssten die einzelnen Regioinalvarianten jeweils Bandbreite zusätzlich verbrauchen. Machbar ist das. Radio BOB! zum Beispiel sendet in 3 Varianten. Es gibt eine Hessen-, eine Schleswig-Holstein- und eine Deutschlandvariante. Hier gibt es getrennt für Hessen und Schleswig-Holstein Verkehrsnachrichten und das lokale Wetter während die Deutschlandvariante entsprechend nur das Deutschlandwetter bringt. Dies funktioniert hier aber nicht alleine via DAB, sondern für Deutschland sendet BOB deutschlandweit via DAB und für Hessen und Schleswig-Holstein lokal via UKW.

Oder warum senden so viele Anbieter (im Bundesmux) mit so grottenschlechter Datenrate (und resultierend daraus entsprechend schlechtem Klang)

Tja, da muss ich mich den Vorrednern und den Gegnern leider gewissermaßen anschließen. Das, was Digitalradio früher einmal suggeriert hat, nämlich Radio in CD-Qualität, kann DAB zwar erfüllen, ist aber aufgrund der mangelnden Bandbreite nicht machbar. Man hat die Wahl, viele Sender und schlechte Qualität oder wenig Sender und gute Qualität. Die Öffentlich-Rechtlichen haben hier mehr Möglichkeiten, da sie lokal meistens auf ihrem eigenen Muxx senden während die Sender im Bundesmuxx sich die Bandbreite teilen müssen. Da man im Bundesmuxx die Auswahl recht hoch halten will, muss eben die Qualität etwas leiden. Nun gut, ich habe mich damit abgefunden. DAB ist eben kein HIFI-Medium. Es dient lediglich zur Übertragung von Musik und Information und wird meistens mobil im Auto oder auf Kofferradios gehört. Hierfür reicht die Qualität auf jeden Fall aus. Wer zu Hause mehr Qualität auf der HIFI-Anlage haben will, muss andere Wege gehen. Hierfür gibt es dann entweder DVB-Radio oder Internet.
DAB ist für unterwegs unter diesen Gesichtspunkten, auf jeden Fall ausreichend

Nur dass DAB+ für alles und jedes stellvertretend zum Sündenbock gemacht wird.

Ich denke, die Zukunft wird zeigen, was sich letztendlich durchsetzen wird. Das Argument, dass momentan nur ein kleiner Anteil der Bevölkerung DAB nutzt, ändert nichts daran, dass das System gut ist. Gehen wir mal in der Geschichte rückwärts, wie lange es dauerte, bis in jedem Haushalt ein UKW-Empfänger stand. Diese Übergangsphase zog sich von 1950 bis Mitte der 1970-er. Und selbst darüber hinaus wurde die Mittelwelle noch von einem Großteil der Bevölkerung genutzt. DAB und UKW werden noch lange nebeneinander bestehen. Der Übergang könnte sich aber ähnlich lange ziehen, weil die Situtation nun wieder ähnlich ist und viele Menschen den Vorteil von DAB nicht erkennen, was daran liegt, dass lediglich der tägliche Lokaldudler in der Küche oder im Büro läuft und der ist über den UKW-Verbreitungsweg noch lange gut.

Schönen Sonntag!