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Die Berliner U-Bahn ist wie der Flughafen, darum


22.07.2019 09:09 - Gestartet von wolfbln
7x geändert, zuletzt am 22.07.2019 09:34
Ich beobachte (und leide unter) den Ausbau in Berlin schon seit den 90er Jahren als Eplus sein GSM-Netz in der U-Bahn startete: der Fehler liegt im System. Und die Berliner U-Bahn ist da ziemlich ähnlich wie unser Flughafen.

Da gibt es zunächst die starren stadteigenen Betriebe, die möglichst niemanden in ihre Anlagen lassen und lieber selbst was aufbauen. Die BVG ist hier so einer. Die hat in den Bahnhöfen eigenes WLAN aufgebaut, was aber wenige nutzen, da es während der Fahrt unbrauchbar ist. Die ist jetzt wohl von ihrer "Dienstherrin" Senatorin Pop gezwungen worden, sich zu bewegen, denn der Ausbauzustand ist einfach eine Blamage bei den vielen internationalen Touristen und ein Ärgernis für die Einheimischen.

Die BVG will aber nur einen Mobilfunkbetreiber drin haben, was verständlich ist. Es macht auch in den anderen deutschen U-Bahnen keinen Sinn die Anlagen 3-mal oder bald 4-mal zu bauen. Auch dort hat einer gebaut und die anderen sind auf die Anlagen drauf gegangen.

Diese Rolle fiel seit den 90er Jahren traditionell Eplus zu, die Pionierarbeit leisteten und auch 2 Jahre die Exklusivrechte für GSM hatten. Nun hat o2 das Monopol quasi geerbt, nachdem Eplus in seinen letzten Jahren noch 3G und 4G aufbaute, was es wieder exklusiv besitzt.

Dieses 3G und 4G ist aber inzwischen überlastet und bricht auch häufiger komplett mal zusammen. Kunden von Telekom und Vodafone surfen nur mit EDGE, was bei Vodafone nicht mal einen Messenger-Gebrauch zulässt. Bei Telekom dauert der Download eines WhatsApp-Fotos mehrere Minuten.

In den 90ern hat Eplus etwa 2 Jahre für GSM und zwei Jahrzehnte später nochmal 2 Jahre für den kompletten Ausbau seines 3G/4G Netzes in der U-Bahn gebraucht. Diese Zeit ist nun schon längst abgelaufen. Vor über 2 Jahren (2017) machte Telefónica schon mal die Ankündigung, dass ausgebaut wird. Macht mal die Suche hier auf TT mit "U-Bahn Berlin". Von ca. 150 unterirdischen Stationen sind seitdem ganze 4 (!) für einen Pilotversuch online gegangen.

Wo liegt also der Hund begraben? Es ist wie beim Flughafen eine fatale Fehlkonstruktion des "größten Einzelausbaus im europäischen Mobilfunk". Das Unternehmen, das momentan das Monopol auf 3G/4G hat, baut auch exklusiv. Damit würde es sein Monopol verlieren und will das ja eigentlich gar nicht. Daher hat es keinen besonderes Interesse an einen schnellen Ausbau. Lediglich sein Netz würde es gerne stabilisieren.

o2/Telefonica schaufelt täglich ?? TB durch sein U-Bahn-Netz. Der Konzern hat in Berlin einen extrem hohen Marktanteil von ??% der Kunden (auf Ebene des Netzbetreibers). Beide Zahlen darf ich hier nicht nennen, geht aber mal von sehr hohen Werten aus, deutlich über München oder Hamburg. Es geht daher um viele Millionen € und Kunden bei Telefónica. Die Ähnlichkeit mit dem Flughafen: in beiden Fällen haben die baubeauftragen Firmen kein Interesse daran, fertig zu werden, da sie vom Bauzustand (und weniger am ausgebauten Zustand) profitieren. Th. Neuhetzki nennt das "kurios", ich würde es fatal nennen.

In diesem Geburtsfehler liegen die Probleme in Schönefeld und in der U-Bahn begründet. Dadurch unterscheidet sich auch der Ausbau in Berlin von anderen U-Bahn-Netzen in Deutschland, wo zuvor keiner eine Versorgung hatte mit LTE.

Wir sprechen uns wieder 2021. Vielleicht hat uns bis dahin London überholt. Die fangen jetzt auch mit dem Ausbau an. Das würde mich nicht wundern.
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[1] br403 antwortet auf wolfbln
22.07.2019 11:42
Danke Wolf, sehr schön geschrieben. Ich bin gespannt.