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Backbones gibt's in Deutschland genug


04.08.2019 13:19 - Gestartet von whalesafer
Backbone-Bandbreite ist in Deutschland sogar billiger als im Ursprungsland des Internet, den USA. Die Bahn hat schon Glasfasern entlang ihrer Gleise liegen und ist trotzdem nicht in der Lage, an Bahnhöfen, wo die Menschen auf die Züge warten und gerne schnelles Internet nutzen würden, WLAN anzubieten. Wenn die Bahn schon die letzten Meter im eigenen Unternehmen nicht schafft, was soll dann ein weiteres Backbone den Haushalten und Unternehmen bringen, die halt fast alle nicht direkt an den Gleisen stehen?
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[1] Mister79 antwortet auf whalesafer
04.08.2019 16:59
Benutzer whalesafer schrieb:

Wenn die Bahn schon die letzten Meter im eigenen Unternehmen nicht schafft, was soll dann ein weiteres Backbone den Haushalten und Unternehmen bringen, die halt fast alle nicht direkt an den Gleisen stehen?

Anschlusspunkte damit ein Anbieter nicht den ganzen Weg selber verlegen muss zum Ort X und man somit Kosten spart oder die Mobilfunkanbieter direkt am errichteten Sendemast auch sofort eine Anbindung haben, damit ein Mobilfunkanbieter sich ggf für eine Glasfaseranbindung entscheidet im Dort und nicht für Richtfunk usw.
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[2] der_inquisitor antwortet auf whalesafer
04.08.2019 18:08
Benutzer whalesafer schrieb:
Backbone-Bandbreite ist in Deutschland sogar billiger als im Ursprungsland des Internet, den USA.
Das kann man so pauschal nicht sagen. Sicherlich haben wir vernünftige Preise auf den Weitstrecken zwischen den großen Agglomerationen, aber diese Kabel landen eben meist in den großen Rechenzentren. Schwierig wird es sobald man von diesen etwas weiter entfernt Glasfaseranbindungen benötigt, denn man kann vorhandene Glasfaserkabel nicht einfach beliebig anritzen und Fasern zwecks sog. "local drop" anzapfen, da das nicht ohne Beschädigung der bestehenden aktiven Fasern möglich ist.
Zugang zu bestehenden Kabeln hat man daher praktisch nur an den Endpunkten sowie an den rund 60-80km auseinanderliegenden Verstärkerhütten entlang der Trassen.


Die Bahn hat schon Glasfasern entlang ihrer Gleise liegen und ist trotzdem nicht in der Lage, an Bahnhöfen, wo die Menschen auf die Züge warten und gerne schnelles Internet nutzen würden, WLAN anzubieten.
Das Problem der bestehenden Glasfasertrassen der Bahn ist überwiegend, daß diese für betriebswichtigen Dienste genutzt werden, also darüber z.B. die GSM-R Basisstationen angebunden sind oder anderweitige sicherheitsrelevante Datenverkehre abgewickelt werden. Für diese Trassen gelten besondere Sicherheitsbestimmungen und dementsprechend müssen für Arbeiten an solchen Kabeln Strecken komplett stillgelegt werden. Selbstredend ist eine kommerzielle Mitbenutzung dieser Trassen extrem schwierig und faktisch nicht praktikabel.
Zwischen einem passiven Glasfasernetz (Layer 1) und dem Betrieb eines aktiven Dienstes (Layer 3) und das womöglich noch in fahrenden Zügen liegt übrigens ein riesiger Unterschied, auf dessen Erörterung ich an dieser Stelle besser verzichte.


Wenn die Bahn schon die letzten Meter im eigenen Unternehmen nicht schafft, was soll dann ein weiteres Backbone den Haushalten und Unternehmen bringen, die halt fast alle nicht direkt an den Gleisen stehen?
Die Bahn soll kein ISP werden und Haushalte und Unternehmen versorgen, sondern einfach ihre Kabelschächte oder ggf. auch dedizierte Glasfaserkabel in diesen sowie ein dichtes Netz an Zugangspunkten vermarkten.
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[2.1] whalesafer antwortet auf der_inquisitor
04.08.2019 23:05
Benutzer der_inquisitor schrieb:
Zugang zu bestehenden Kabeln hat man daher praktisch nur an den Endpunkten sowie an den rund 60-80km auseinanderliegenden Verstärkerhütten entlang der Trassen.

Die Bahn soll kein ISP werden und Haushalte und Unternehmen versorgen, sondern einfach ihre Kabelschächte oder ggf. auch dedizierte Glasfaserkabel in diesen sowie ein dichtes Netz an Zugangspunkten vermarkten.

Mir geht es darum, dass so ein Zugangspunktnetz nicht so großartig ist, wie es in der Presse euphorisch dargestellt wird. Der Aufwand für FTTH liegt zu 90% in der Fläche, nicht im Backbone. Welcher Netzbetreiber baut so kleinteilig aus, dass die eigenen Trassen nicht reichen, um die bestehenden Backbones mit wenig zusätzlichem Aufwand zu erreichen? Außerdem ist das Bahnnetz nicht wirklich überall engmaschig. Gerade dort, wo die Breitbandversorgung wirklich schlecht ist, muss man Bahnhöfe auch lange suchen.

Ich habe nichts dagegen, dass die Bahn das macht. Konkurrenz ist immer gut. Aber ich glaube, dass die Auswirkungen auf die FTTH-Verfügbarkeit in Deutschland überschaubar ausfallen werden. Im schlimmsten Fall hilft es den Gewerbegebieten, die häufig in Bahnnähe sind, mehr als den Privathaushalten und führt zu Zweiklassen-Internet.