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Missverständnis


17.02.2020 07:50 - Gestartet von voltaire
Wir erleben hier lediglich ein typisches Phänomen des Medienwandels. Es kommt eine neue Übertragungstechnik hinzu, wodurch aber die alten Medien nicht abgelöst werden, sondern sich lediglich Nutzungsgewohnheiten verschieben. Fernsehen als Massenmedium führte nicht zum "Exodus" des Radios, und auch das Web hat nicht die Zeitung abgelöst. Abgesehen davon ist eine Liveübertragung, die per Internet gestreamt wird, auch linear. Ob das Signal per Antenne, Fernsehkabel oder Internetleitung die Zuschauer erreicht, ist letztlich ohne Bedeutung, und ob rechts oben auf dem Bildschirm RTL oder DAZN steht, spielt keine Rolle.
Möglicherweise gefährdet VOD das Geschäftsmodell der werbefinanzierten Kommerzsender (die bis dato trotz alledem Geld verdienen), für journalistische und kulturelle Angebote ist aber weiter viel Platz, Nachfrage und Bedarf. Wenn die Sender hier ihre Stärken ausspielen, sollten sie problemlos in die Zukunft schauen können.
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[1] Bjoern_Koenig antwortet auf voltaire
17.02.2020 08:36
Lieber Voltaire,

on Demand ist nicht einfach nur eine "neue Übertragungstechnik" sondern ein grundsätzlicher Wandel in den Nutzungsgewohnheiten. Rein lineare Verbreitungen von Fernsehsendern wird es in Zukunft in der Tat nicht mehr geben. Ihr Beispiel mit der gedruckten Zeitung ist leider kein gutes Argument, denn gedruckte Zeitungen haben gegenüber digitalen Vertriebsformen schon alleine aus Kostengründen keine Zukunft, von den fehlenden Lesern ganz zu schweigen. Das spiegelt sich bereits in den praktisch überall sinkenden Auflagen wieder.

Viele Grüße

Björn König


Benutzer voltaire schrieb:
Wir erleben hier lediglich ein typisches Phänomen des
Medienwandels. Es kommt eine neue Übertragungstechnik hinzu,
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[1.1] voltaire antwortet auf Bjoern_Koenig
17.02.2020 09:38
Benutzer Bjoern_Koenig schrieb:
Lieber Voltaire,

on Demand ist nicht einfach nur eine "neue Übertragungstechnik" sondern ein grundsätzlicher Wandel in den Nutzungsgewohnheiten. Rein lineare Verbreitungen von Fernsehsendern wird es in Zukunft in der Tat nicht mehr geben.

Alle Prognosen sind unsicher, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen ;-) Rein lineare Sender gibt es ja bereits heute nicht mehr, das ist ja auch nicht das Thema, die Mediatheken zeigen es deutlich. Ja, es gibt einen Wandel in den Nutzungsgewohnheiten, aber es ist eben kein Ablösen der alten (linearen) durch eine neue (nicht-lineare) Form, sondern eine Verlagerung (eine sehr alte Erkenntnis der Medienwissenschaft). Der Ausdruck 'Exodus' ist daher falsch gewählt. Fiktionale Stoffe (Serien, Filme) sind besonders geeignet für nicht-linearen Konsum (ob auf Abodiensten oder in Mediatheken), journalistische Inhalte, Live-Berichterstattung, Sport, Talkrunden etc. werden dagegen kaum ins nicht-lineare verdrängt werden, obwohl sie ja durchaus gefragt sind.

Ja, die Auflagen gedruckter Zeitungen gehen zurück, und dennoch halten sich hartnäckig immer noch Millionen täglicher Leser. Die Anzahl der Papier- übersteigt immer noch klar die der e-Abos. Persönlich nutze ich beides (für unterschiedliche Zeitungen) und weiß die Vorteile der klassischen Lektüre auf gedrucktem Papier zu schätzen. Es gibt bei Medien äußerst hartnäckige Gewohnheiten. Das gedruckte Buch besteht weiter trotz ebooks, selbst die Vinylplatte hat trotz (oder wegen?) Spotify sein Publikum, und gegen den handgeschriebenen Liebesbrief wird so schnell keine Whatsapp mithalten können.
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[1.1.1] Premiumbernd antwortet auf voltaire
18.02.2020 06:33
journalistische Inhalte, Live-Berichterstattung, Sport, Talkrunden etc. werden dagegen kaum ins nicht-lineare verdrängt werden, obwohl sie ja durchaus gefragt sind.

Wie kann man sowas behaupten? Die Einschaltquoten von Talkshows sind wahrlich nicht gut und vor dem Fernseher sitzt fast ausnahmslos die Generation Rente.

Ja, die Auflagen gedruckter Zeitungen gehen zurück, und dennoch halten sich hartnäckig immer noch Millionen täglicher Leser. Die Anzahl der Papier- übersteigt immer noch klar die der e-Abos.

Die großen Verlage, auch Spiegel, WAZ und Springer, kamen immer wieder in finanzieller Schieflage wegen dramatisch sinkender Auflagen. Immer wieder waren Umstrukturierungen nötig, Zeitungen und Magazine verschwanden. Vergleich mal die Auflagen Mitte der Neunziger mit Heute. Da wird dir schwindelig.

Das gedruckte Buch besteht weiter
trotz ebooks, selbst die Vinylplatte hat trotz (oder wegen?) Spotify sein Publikum, und gegen den handgeschriebenen Liebesbrief wird so schnell keine Whatsapp mithalten können.

Wiederum viel Meinung bei wenig Ahnung. Venyl wird in homöopathischen Dosen an Liebhaber verkauft. Die Auflagen sind echt der Rede nicht Wert. Die Streamingdienste haben den Musikmarkt völlig umgekrempelt. Die Verkaufszahlen für eine goldene Schallplatte mussten immer wieder gesenkt werden, von 5000.000 auf aktuell 100.000 Alben, weil diese Zahlen keiner mehr erreichte. Obwohl mittlerweile sogar Downloads mitgezählt werden. Vergleiche mal die CD - Verkäufe und Downloads heute mit den Verkäufen von Venyl / CDs aus den Neunzigern. Auch da setzt du dich hin. Wenn man heute in einer Woche in Deutschland 10 Tausend Tonträger / Downloads an den Kunden bringt, ist man sichere Nummer eins in den deutschen Charts. 2014 waren es noch 30.000. Wäre in den Neunzigern undenkbar gewesen. Der Minusrekord waren, wenn ich mich recht erinnere, 250 verkaufte CDs in der Nebensaison (nach Weihnachten), um auf Platz eins zu kommen. Allerdings weiß ich auch nicht mehr, welcher Song das war. Ist auch mehr eine Anekdote. Und was das mir dem Liebesbrief soll, erschließt sich mir mal so gar nicht.